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„Ja, wir schaffen es!”

Was könnte uns an der Schwelle zum neuen Jahres mehr inspirieren als die hoffnungsvolle Rede, die Barack Obama in der Nacht seines Wahlsieges am 5. November 2008 vor Millionen von Menschen in und außerhalb der USA gehalten hat. Und dies 45 Jahre nachdem sich Martin Luther King, inspiriert durch Mahatma Gandhis Prinzip des „Satyagraha“, des gewaltlosen Widerstands, in seiner legendären Rede „I have a Dream – Ich habe einen Traum“ am 28. August 1963 an die diskriminierten Schwarzen und Mittellosen gewandt hatte.

Hierin forderte er sie auf, sich „zu jener majestätischen Höhe zu erheben, auf der wir physischer Gewalt mit der Kraft der Seele entgegentreten.“ Und weiter: „Heute sage ich Euch, meine Freunde, trotz der Schwierigkeiten von heute und morgen habe ich einen Traum…, dass eines Tages diese Nation sich erheben wird und der wahren Bedeutung ihres Credos gemäß leben wird: „Wir halten diese Wahrheit für selbstverständlich: dass alle Menschen gleich geschaffen sind.“ “Auch wenn viele Leser sicher die Gelegenheit hatten, die Worte Barack Obamas in den verschiedenen Medien nachzulesen, möchten wir ausgewählte Textpassagen aus dieser lichtvollen Rede noch einmal veröffentlichen. Zum einen, weil die Essenz seiner Botschaft nicht nur für das Land Amerika gilt, sondern eine ewig gültige Wahrheit vermittelt, die alle Menschen der Erde betrifft. Und zum anderen, um zu zeigen, dass der Samen, den Martin Luther King und viele andere mutige Vorreiter der Friedensbewegung gesät haben, beginnt aufzugehen.

Wenn es da draußen jemanden gibt, der immer noch daran zweifelt, dass Amerika ein Ort ist, an dem alles möglich ist, wenn es jemanden gibt, der sich immer noch fragt, ob der Traum unserer Gründerväter auch heute noch lebendig sei, und der an der Kraft der Demokratie immer noch zweifelt – die heutige Nacht ist Eure Antwort darauf. Eine Antwort, die sich durch lange Schlangen rund um Schulen und Kirchen ausgedrückt hat, in einer Größenordnung, wie es diese Nation noch nie erlebt hat. Durch Menschen, die drei oder vier Stunden gewartet haben, viele zum ersten Mal in ihrem Leben, weil sie der Meinung waren, dass es dieses Mal anders sein muss und dass ihre Stimme diesen Unterschied ausmachen kann. Die Antwort kam von Jungen und Alten, von Reichen und Armen, von Demokraten und Republikanern, Weißen, Schwarzen, von lateinamerikanischen und asiatischen Amerikanern, von den amerikanischen Ureinwohnern, von Homosexuellen und Heterosexuellen, von Behinderten und Nichtbehinderten – von Amerikanern, die eine Botschaft in die Welt gesendet haben, dass wir niemals nur eine Ansammlung von Individuen beziehungsweise von roten und blauen Staaten gewesen sind.Das ist die Antwort, die all diejenigen, denen so lange und von so vielen gesagt wurde, es sei zynisch, ängstlich oder zweifelhaft, was wir erreichen wollen, dazu gebracht hat, den Bogen der Geschichte einmal mehr in Richtung Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu spannen. Es hat lange gedauert, aber heute Nacht hat aufgrund dessen, was wir mit dieser Wahl an diesem Tag in diesem besonderen Moment erreicht haben, der Wandel in Amerika begonnen. (…)

Ich werde nie vergessen, wem dieser Sieg wirklich gehört: Er gehört Euch. Er gehört Euch!Ich war nie der naheliegendste Kandidat für dieses Amt. Wir haben nicht mit viel Geld und viel Unterstützung angefangen. Unser Wahlkampf wurde nicht in den Hallen von Washington ausgebrütet. Er begann in den Hinterhöfen von Des Moines, den Wohnzimmern von Concord und unter den Vordächern von Charleston. Er wurde von hart arbeitenden Männern und Frauen getragen, die tief in ihren wenigen Ersparnissen gegraben haben, um fünf, zehn oder zwanzig Dollar beizusteuern. Die Kraft des Wahlkampfes wuchs durch junge Menschen, die den Mythos widerlegt haben, ihre Generation sei apathisch, die ihre Wohnungen und Familien für einen Job verlassen haben, der ihnen wenig Geld und wenig Schlaf eingebracht hat. Er bezog Kraft von den nicht mehr ganz so jungen Menschen, die sich raus in die Kälte oder in die sengende Hitze getraut haben, um an die Türen von völlig Fremden zu klopfen. Und von den Millionen von Amerikanern, die sich freiwillig engagiert und die Organisation bewältigt haben, und die bewiesen haben, dass mehr als zwei Jahrhunderte später eine Regierung des Volkes, vom Volk und für das Volk, nicht vom Erdboden verschwunden ist. Und ich weiß, dass Ihr das nicht getan habt, nur um eine Wahl zu gewinnen. Und ich weiß, dass Ihr das nicht für mich getan habt. Ihr habt es getan, weil Ihr das ungeheure Ausmaß der Aufgabe verstanden habt, die vor uns liegt. Auch wenn wir heute Nacht feiern, wissen wir um die Herausforderungen von morgen, die die größten unseres Lebens sind: zwei Kriege, ein Planet in Gefahr und die schlimmste Finanzkrise des Jahrhunderts. Auch wenn wir heute Nacht hier stehen, wissen wir, dass es mutige Amerikaner gibt, die in der Einöde des Irak und in den Bergen Afghanistans aufwachen, um ihr Leben für uns zu riskieren. Und es gibt Mütter und Väter, die wach neben ihren schlafenden Kindern liegen und nicht wissen, wie sie die Hypothek ihres Hauses oder die Arztrechnung zahlen und genügend Geld für die Ausbildung ihrer Kinder sparen können. Wir müssen neue Energien erschließen, neue Jobs schaffen, neue Schulen bauen, Gefahren entgegentreten und Bündnisse erneuern. Die Straße vor uns wird lang sein, der Aufstieg wird steil werden. Wir werden unser Ziel vielleicht nicht in einem Jahr oder vielleicht nicht mal in einer Amtsperiode erreichen. Aber, Amerika, ich war noch nie so hoffnungsvoll wie heute Nacht, dass wir es schaffen! Ich verspreche Euch, dass wir als ein Volk dort hinkommen werden. Es wird Rückschläge und Fehlstarts geben. Es wird viele geben, die nicht mit jeder Entscheidung oder Verfahrensweise einverstanden sein werden, die ich als Präsident treffen werde. Und wir wissen, dass auch die Regierung nicht jedes Problem lösen kann. Aber ich werde immer ehrlich mit Euch sein, was die Herausforderungen betrifft, vor denen wir stehen. Ich werde Euch zuhören, insbesondere wenn wir nicht einer Meinung sind. Und vor allem will ich Euch auffordern, Euch daran zu beteiligen, diese Nation neu zu gestalten, so, wie es in Amerika seit 221 Jahren getan wird: Stein für Stein, Ziegel für Ziegel, zupackende Hand für zupackende Hand.Was vor 21 Monaten im tiefsten Winter begann, kann nicht in dieser Herbstnacht enden. Dieser Sieg alleine ist nicht der Wandel, den wir wollen. Er ist die Chance für uns, den Wandel herbeizuführen. Er kann aber nicht stattfinden, wenn wir so weitermachen wie bisher. Und er kann nicht ohne Euch stattfinden, ohne einen neuen Einsatzwillen, einen neuen Geist der Aufopferung. Lasst uns also zu einem neuen Geist des Patriotismus aufrufen, einer neuen Verantwortlichkeit – in der jeder einzelne von uns beschließt, sich zu beteiligen und härter zu arbeiten und nicht nur an sich selbst, sondern an uns alle zu denken. Lasst uns daran denken – und das ist vielleicht etwas, das uns die Finanzkrise gelehrt hat –, dass wir keine florierende Wall Street haben können, wenn die Main Street [der kleine Mann] leidet. (…)

Eigenständigkeit, individuelle Freiheit und nationale Einigkeit – das sind Werte, die wir alle teilen. Und obwohl die demokratische Partei heute Nacht einen großartigen Sieg errungen hat, sind wir in richtigem Maße demütig und entschlossen, die Trennung zu überwinden, die unseren Fortschritt so lange verhindert hat. “Wir sind keine Feinde sondern Freunde”, wie Lincoln zu einer Nation sagte, die weit mehr gespalten war als die unsrige. Auch wenn unser aller Leidenschaft strapaziert wurde, muss das nicht das Band unserer Zuneigung reißen lassen. (…)

Denen, die die Welt in den Abgrund stürzen wollen, sage ich: Wir werden Euch besiegen. Denen, die Frieden und Sicherheit suchen, sage ich: Wir unterstützen Euch. Und all denen, die sich gefragt haben, ob Amerikas Signalfeuer immer noch leuchtet, denen sage ich: Heute Nacht haben wir einmal mehr bewiesen, dass die eigentliche Stärke unserer Nation nicht von der Macht unserer Waffen oder dem Ausmaß unseres Reichtums abhängt, sondern von der andauernden Kraft unserer Ideale: Demokratie, Freiheit, Entfaltungsmöglichkeiten und nicht enden wollende Hoffnung. (…)

Es ist unsere Aufgabe, unseren Mitbürgern wieder Arbeit zu beschaffen und die Tore der Chancengleichheit für unsere Kinder zu öffnen, den Wohlstand wieder herzustellen und die Grundvoraussetzung für Frieden voranzutreiben, den amerikanischen Traum zurückzuholen und die grundlegende Tatsache erneut zu bekunden, dass wir trotz unserer Vielfalt eins sind, dass wir hoffen werden, solange wir atmen. Und wer uns mit Zynismus und Zweifeln begegnet, wer uns sagt, dass wir es nicht schaffen, dem werden wir mit der immerwährenden Überzeugung antworten, die den Geist eines Volkes zusammenfasst: Ja, wir schaffen es!

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