Die Buteyko-Methode

Immer mehr Menschen leiden heutzutage unter chronischen Erkrankungen wie obstruktiver Schlafapnoe, Schnarchen, Asthma, Herzbeschwerden oder auch Angststörungen. Doch was die wenigsten wissen: Grund für all diese unterschiedlichen Beschwerden kann ein unnatürliches Atemmuster sein – bedingt vor allem durch Stress und lange Phasen gekrümmten Sitzens. Statt eines mühelosen, gleichmäßig fließenden Atmens durch die Nase haben sich viele Menschen ein beschleunigtes, angestrengtes und unregelmäßiges Atmen durch den Mund und primär in den oberen Brustkorb angewöhnt. Der russische Atemforscher Konstantin Buteyko hat sich intensiv mit dieser Form der chronischen Hyperventilation befasst und spezielle Atemtechniken entwickelt, mit denen wir zu einem gesunden natürlichen Atemmuster zurückfinden können. So fühlen wir uns im Alltag wieder leistungsfähiger, energiereicher und deutlich entspannter. Mit durchschnittlich 7,5 Millionen Atemzügen pro Jahr – und rund 600 Millionen über die gesamte menschliche Lebensdauer – ist die Lunge ein Synonym für das Leben und verbindet uns untrennbar miteinander und mit der Welt um uns herum. Die meiste Zeit denken wir nicht bewusst über das Luftholen nach. Dabei sagt die Atmung viel darüber aus, wie es uns geht, und sendet auch entsprechende Signale an unsere Biochemie: Kurze, unregelmäßige Atemrhythmen spiegeln einen gestressten Zustand wider und lassen uns ihrerseits noch hektischer, gestresster und unkonzentrierter werden. Langsames, gleichmäßiges Atmen hingegen signalisiert uns, dass wir ruhig und entspannt sind, wodurch sich auch unser Herzschlag verlangsamt und wir unsere Aufmerksamkeit leichter fokussieren können. Nicht zuletzt aus diesem Grund kommt der Atmung eine zentrale Rolle in vielen Achtsamkeitstechniken, Atemübungen und im Yoga zu. Stressatmung als Ausdruck unserer modernen Zeit Viele Menschen haben heute ihre natürliche Atmung verloren und atmen im Alltag viel zu häufig – und außerdem durch den Mund anstatt durch die Nase. Das ist meist eine Folge des in unserer modernen Welt stetig gewachsenen Pegels an Dauerstress und Ängsten. Schätzungen gehen von etwa 50 % der erwachsenen Bevölkerung aus, die tagsüber durch den Mund atmen. Auch unsere Entwicklung hin zu einem mehr und mehr sitzenden Menschen bedingt ein dysfunktionales Atemmuster. Durch zu häufiges, gekrümmtes Sitzen verkürzen sich Partien der Körperfront. Das Zwerchfell, welches wie eine Kuppel zwischen Lunge und Bauchraum aufgespannt ist, kann nicht mehr effektiv zum Atmen eingesetzt werden, der Bauch sich beim Einatmen nicht mehr entspannt ausdehnen – begünstigt häufig noch durch enge Hosen, Gürtel oder falsch vermittelte Modeideale (den Bauch einziehen). Das Resultat ist eine beschleunigte, unnatürliche Atmung über die Atemhilfsmuskulatur, die ineffizient ist und den Körper sehr viel Energie kostet. Typische Anzeichen für eine gestörte Atmung sind insbesondere die Mundatmung, eine Atmung in den oberen Brustbereich, eine auffällige Atmung während körperlicher Ruhe und große Atemzüge vor dem Sprechen. Wenn Sie einige dieser Anzeichen bei sich bemerken, könnte eine Beschäftigung mit der Buteyko-Methode für Sie sinnvoll und hilfreich sein. Der russische Arzt Dr. Konstantin P. Buteyko (1923–2003) gilt als einer der renommiertesten Atemforscher überhaupt. Er erkannte, dass eine Fehlatmung, wenn sie chronisch geworden ist, zum Kern vieler Probleme werden kann. So kann sie u. a. zu verengten Atemwegen, zu Asthma, obstruktiver Schlafapnoe, Schnarchen, einer Unterversorgung mit Sauerstoff, kalten Extremitäten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auch zu Muskelschmerzen und -verspannungen führen. Buteykos Hauptanliegen war daher die Rückkehr zu einem natürlichen gesunden Atemmuster, insbesondere zu einer sanften, mühelosen Nasenatmung in den Bauch hinein – was über ein systematisches Beobachten der eigenen Atmung (Atembewusstsein) und eine regelmäßige Atempraxis mit speziellen Übungen möglich ist. Sich selbst befreite er dank der von ihm entwickelten Buteyko-Methode von einem starken Bluthochdruck, der damals in den 1950er-Jahren als schwer zu behandeln galt. Bis heute haben etliche Studien in den USA, Neuseeland, England und Kanada die Buteyko-Methode wissenschaftlich weiter untermauert. Die British Medical Thoracic Society hat sie mittlerweile als Standardbehandlungsoption für Ärzte bei Asthma anerkannt, nachdem sie sich in klinischen Studien als hochwirksame Behandlung erwiesen hat. Außerdem wurde die Buteyko Clinic International (BCI) in Irland gegründet – das größte Buteyko-Institut weltweit, wo Interessierte umfangreiches Material sowie zertifizierte Ausbilder finden können. CO2 – ein überlebenswichtiges Molekül Über jede Einatmung erreicht frischer Sauerstoff (O2) unsere Lunge, und bei jeder Ausatmung wird das bei den Stoffwechselprozessen in den Zellen angefallene überschüssige Kohlendioxid (CO2) wieder abgeatmet. Vielen Menschen ist dabei jedoch nicht bewusst, dass wir nicht nur Sauerstoff für die fein austarierten biochemischen Prozesse in unserem Körper benötigen, sondern auch eine bestimmte Menge an CO2. Der Körper bekommt dieses CO2 ausschließlich über seine eigenen Stoffwechselprozesse, da es in der Außenluft nicht in für uns relevanter Menge vorkommt – wir benötigen das ca. 200-Fache! Da sich viele Menschen laut Buteyko heute angewöhnt haben, viel zu häufig zu atmen, was dem Atemmuster einer chronischen Hyperventilation entspricht (nicht zu verwechseln mit der temporären Hyperventilation, bei der ein Mensch so stark atmet, dass er Empfindungsstörungen und Muskelkrämpfe bekommt und sogar bewusstlos werden kann!), atmen sie permanent mehr Luft ein, als für die Aufrechterhaltung ihres Stoffwechsels erforderlich wäre. Gleichzeitig verlieren sie über die Ausatmung deutlich mehr CO2, als ihr Körper für ein gesundes Funktionieren benötigen würde. Schätzungen gehen davon aus, dass allein in Deutschland mehr als 10 Mio. Menschen von einer chronischen Hyperventilation betroffen sind, unter ihnen auch sehr viele Kinder. Chronische Hyperventilation und ihre Folgen Das normale Atemzugvolumen eines gesunden Menschen beträgt in Ruhe etwa 500 ml. Pro Minute machen 8 bis 12 solcher Atemzüge ein normales Volumen aus. Wer mehr atmet, ist in der Überatmung. Das eigentliche Problem daran: Atmen wir ständig zu viel CO2 ab, entsteht ein chronischer CO2-Mangel (Hypokapnie), der sich auf den gesamten Körper auswirken kann. Unter anderem sinkt dadurch die Bereitschaft der roten Blutkörperchen, Sauerstoff an die Gewebe abzugeben (sog. Bohr-Effekt). Es ist also keinesfalls so, dass eine übersteigerte Atmung den Körper mit mehr Sauerstoff versorgen würde – im Gegenteil! Wir benötigen dringend eine ausreichende Menge an CO2, damit der Sauerstoff auch wirklich freigesetzt werden kann und bis in die Zellen hineingelangt, sonst rutschen wir in einen Sauerstoffmangel auf Zellebene. Da der Zellstoffwechsel dann nicht mehr optimal ablaufen kann und Abfallstoffe nicht mehr im notwendigen Maße abtransportiert werden, übersäuern die Zellen – eine der Hauptursachen für die Entstehung chronischer Krankheiten. Ein Sauerstoffmangel im Köper kann sich des Weiteren durch eine herabgesetzte Belastbarkeit, Müdigkeit, Ängste, Schwindel, Migräne, Konzentrationsstörungen, Arrhythmien und Brustschmerzen bemerkbar machen. Außerdem schüttet der Körper vermehrt Histamin aus, was allergische Reaktionen und Entzündungsprozesse begünstigen kann. CO2 fungiert darüber hinaus als natürliches „Relaxans“: Es ist wichtig für die Entspannung der glatten Muskulatur, wie sie in den Wänden von Blutgefäßen, Atemwegen, Verdauungstrakt, Blase und Gebärmutter vorkommt. Eine erniedrigte CO2-Konzentration führt deswegen u. a. zur Engstellung von Gefäßen (Vasokonstriktion) und dadurch zu einer schlechteren Durchblutung der nachgeschalteten Zellen und Organe sowie zu Bluthochdruck mit entsprechender Herzbelastung und kalten Extremitäten. Aufgrund der Kontraktion der glatten Darmmuskulatur kann es außerdem zu Verdauungsbeschweren, Koliken und Blähungen kommen. Auch Erektionsstörungen sind möglich. Weiterhin öffnet und weitet Kohlendioxid die Atemwege und erleichtert den Atemprozess, weshalb ein Mangel zu Bronchospasmen, einer verstopften Nase, Schlafstörungen und Schnarchen führen kann. Außerdem kommt es zu Verschiebungen im Säure-Basen-Haushalt, was Störungen im Elektrolythaushalt nach sich zieht: Es entsteht ein relativer Phosphat- und Calciummangel im Blut, der sich in Form von übererregbaren Nerven und Muskeln äußern kann (Kribbeln, Verspannungen, Schmerzen, Krämpfe und Steifigkeit, insbesondere der Extremitäten). „Viel hilft viel“ ist somit eine weitverbreitete Fehlannahme beim Thema Atmung. Wer sich kurzatmig fühlt und meint, er müsse noch mehr Atemarbeit leisten, verstärkt dadurch paradoxerweise seinen „Lufthunger“ weiter und schafft ein systemisches Problem, das Körper, Psyche und Geist gleichermaßen betrifft. 1. Säule: Zurück zur Nasenatmung Buteykos erste und wichtigste Säule, um ein gesundes Atemmuster zurückzuerlangen, ist die Atmung durch die Nase. Seiner Meinung nach können sich nur durch eine ruhige, geregelte Nasenatmung Atemvolumen und auch die Konzentrationen von Sauerstoff und Kohlendioxid auf einem optimalen Level einpegeln, und nur dann erfolgt eine ausreichende Oxygenierung (Sauerstoffversorgung) sämtlicher Körpergewebe. Das Gewöhnen an die Nasenatmung kann anfangs allerdings etwas schwierig sein, da unsere Atmung im Alltag meist unbewusst erfolgt. Sobald die Gedanken woanders sind, öffnet sich möglicherweise automatisch der Mund. Hier hilft nur die konsequente Beobachtung des eigenen Atems über einige Zeit hinweg. Auch das Tragen eines speziellen Mundpflasters kann eine große Hilfe beim Ablegen falscher Atemgewohnheiten sein. Das vom renommierten Atemforscher Patrick McKeown entwickelte MyoTape ist ein ringförmiges Gewebeband, welches mit elastischem Zug den Mund geschlossen hält, ohne dabei das Lippenrot zu bedecken. Versuchen Sie zunächst, für ca. 1 Stunde am Tag das Mundpflaster zu tragen – vielleicht, während Sie am Computer arbeiten, fernsehen oder ein Buch lesen. Am besten tragen Sie vorher etwas Lippenpflege auf. Mit der Zeit können Sie das Pflaster auch mehrere Stunden tragen, bis Ihnen die Nasenatmung in Fleisch und Blut übergegangen ist. Viele Menschen atmen vor allem auch nachts verstärkt durch den Mund und mit einer zu hohen Atemfrequenz. Dies lässt Gewebe anschwellen, was Atembehinderungen und Schnarchen weiter verschlimmert. Etwa jeder dritte Deutsche leidet zudem an einer obstruktiven Schlafapnoe (starkes Schnarchen mit Atemaussetzern), wobei zusätzlich von einer hohen Zahl unerkannter Fälle auszugehen ist. Schnarchen (ob mit oder ohne Atemaussetzer) beeinträchtigt die Gesundheit der Betroffenen in hohem Maße, ihren Schlaf und damit auch die Lebensqualität. Dennoch gibt es bislang nur wenige wirksame Behandlungsoptionen – vor allem, wenn man nach nebenwirkungsfreien Lösungen sucht. Auch hier empfiehlt Buteyko das nächtliche Tragen eines Mundpflasters. Selbst wer nachts ein CPAP-Gerät (Bestandteil der Therapie bei obstruktiver Schlafapnoe) benötigt, kann zusätzlich das Pflaster benutzen, denn die CPAP-Maske erlaubt weiterhin das Atmen durch den Mund. Zahlreiche Betroffene sind mittlerweile dank einer konsequenten Gewöhnung an die Nasenatmung ihre Schlafprobleme wieder losgeworden – Erfahrungen, die auch durch Schlaflaboruntersuchungen bestätigt worden sind. Manchmal reicht schon ein Verschließen des Mundes für wenige Nächte, um Beschwerden wie Schnarchen oder Schlafapnoe dauerhaft zu lindern. Lediglich kleine Kinder sollten diese Art des Mund-Tapings nicht anwenden. Vorteile der Nasenatmung Die Nasenatmung hat viele weitere Vorteile, die deutlich werden, wenn man die wichtigsten Aufgabenbereiche der Nase betrachtet: Erwärmung, Befeuchtung und Reinigung der Atemluft. Nicht über die Nase zu atmen, bedeutet insbesondere einen Verlust ihrer effizienten Reinigungswirkung. Allergene (wie Staub oder Pollen) und Erreger, die normalerweise auf der Schleimhaut der Nasenhöhle kleben bleiben, können über den Mund ungefiltert bis in tiefe Lungenabschnitte gelangen und erhöhen damit die Wahrscheinlichkeit für Atemwegsprobleme. Die kühlere Mundatmung trocknet zudem die Atemwege aus und begünstigt auf diese Weise entzündliche Prozesse, Verschleimung und Erkältungen. Auch die Mikroflora des Mundes leidet, was mit erheblichen Zahnschäden und Mundgeruch einhergehen kann. Bei Kindern begünstigt die Mundatmung außerdem eine problematische Gesichts- und Kieferbildung. Ein weiterer Aspekt: Atmen wir verstärkt durch den Mund, gelangt das für unseren Körper so wichtige Molekül Stickstoffmonoxid (NO) nur unzureichend in die unteren Atemwege. Dieses wird in besonders großer Menge in den Schleimhäuten der Nasennebenhöhlen produziert und nur bei der Nasenatmung über die Atemluft in die unteren Atemwege weitergeleitet. Stickstoffmonoxid wirkt gefäßerweiternd, verbessert die Durchblutung und Sauerstoffversorgung, hemmt die Aggregation von Blutplättchen und beugt der Entstehung von Blutgerinnseln vor. Außerdem reduziert es den Gefäßwiderstand in der Lunge und verbessert dadurch den Gasaustausch. Zudem wirkt das Molekül antibakteriell und antiviral und unterstützt somit das Immunsystem. „Atmen Sie sanft!“ Es gibt sehr viel Literatur und Vorträge zum Thema Atmen, die erschreckend oft versäumen, eines der wichtigsten Missverständnisse auszuräumen: Tief atmen heißt nicht, möglichst viel Luft zu holen! Wichtig bei der Nasenatmung ist vor allem ein entspanntes Atmen in den Bauch hinein, was im Grunde genommen einer natürlichen Zwerchfellatmung entspricht. Statt bei der flachen Brustatmung dehnt sich bei der Zwerchfellatmung (mit Unterstützung der äußeren Zwischenrippenmuskulatur) der untere Brustkorb in alle vier Richtungen aus, also auch hinten am Rücken und zu den Seiten hin. Der Bauch darf in der Einatmung entspannt nach außen fallen (als würde der Bauch beim Einatmen den unteren Lungenabschnitten Platz machen, mustergültig kann man das an jedem schlafenden Baby beobachten). Gedacht in diese tieferen Abschnitte zu atmen heißt also keinesfalls, dass man sich mit einer maximalen Menge Luft vollpumpen sollte. Langsam, kaum hörbar, wenig und fließend, dafür aber in die Körpermitte zu atmen, ist das Gebot der Stunde. Diese Form der Zwerchfellatmung aktiviert den Vagusnerv und führt so zu einer Entspannung und Reduzierung von wahrgenommenem Stress und Ängsten. Und: Während das Zwerchfell für den Atemprozess gerade einmal 2 bis 3 % unserer Körperenergie verbraucht, benötigen wir für das Atemmuster der chronischen Hyperventilation rund 30 % unserer Körperenergie! 2. Säule: Einfache Atemübungen nach Buteyko Buteykos zweite Säule, um wieder zu einem natürlichen Atemrhythmus zurückzufinden, sind spezielle Atemübungen, insbesondere Atemanhalte-Techniken. Mit ihnen soll das zu groß gewordene Atemvolumen wieder auf ein natürliches Maß begrenzt und das Atemzentrum im Gehirn auf eine physiologische CO2-Toleranz eingestellt werden. Denn normalerweise besteht ein Regelkreis: Sobald das CO2 in unserem Körper auf einen bestimmten Wert ansteigt, veranlasst dies unser Atemzentrum dazu, die Atemmuskulatur für den nächsten Atemzug zu aktivieren, um das überschüssige CO2 abzuatmen. Sinkt das CO2 hingegen ab, sinkt auch unser Atemantrieb und die Atmung wird langsamer. Hat sich nun jemand angewöhnt, regelmäßig übersteigert zu atmen, funktioniert dieser Regelkreis nicht mehr adäquat. Die CO2-Schwelle, ab der ein Atemimpuls erfolgt, ist dann nach unten geregelt, sodass der Betroffene schon bei geringen CO2-Mengen ein Gefühl von Lufthunger bekommt und häufiger atmen muss. Dies kann nur durch ein bewusstes Angewöhnen der Nasenatmung und spezielle Atem-Anhalteübungen wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Im Folgenden stellen wir Ihnen eine einfach umzusetzende Buteyko-Übung vor (in der weiterführenden Literatur finden Sie Bücher mit sämtlichen Atemübungen). Die Nase frei machen und aufhören zu schnarchen in 3 Minuten Viele Menschen leiden unter einer chronisch verstopften Nase und unter nächtlichem Schnarchen. Nach Buteykos Verständnis kann dies einen Versuch des Körpers darstellen, mehr CO2 zurückzuhalten („Nasenasthma“) – meist jedoch ohne Erfolg, da Betroffene oft in die Mundatmung ausweichen. Ein Teufelskreis: Je öfter Sie durch den Mund atmen, desto mehr schwillt die Nase zu und desto öfter haben Sie das Gefühl, den Mund öffnen zu müssen. Die Übung ist auch gut geeignet, um sich nach einem anstrengenden Tag (an dem man beispielsweise viel sprechen musste) wieder neue Energie zu holen. Falls Sie schwere Vorerkrankungen (insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Epilepsie, Diabetes Typ 1, Panik- oder Angststörungen) haben oder schwanger sind, machen Sie diese Übung nicht – ebenso nicht, wenn Sie sich akut krank fühlen oder ihre Kontrollpause (CP, siehe Kasten) unter 10 Sekunden liegt. Beraten Sie sich vorher mit einem zertifizierten Atemtrainer und/oder Ihrem Arzt. Alle anderen können diese Übung ruhig mehrmals täglich ausführen. Prinzipiell ist es allerdings sinnvoll, den Einstieg in die eigene Buteyko-Praxis mit einem ausgebildeten Buteyko-Atemlehrer vorzunehmen (siehe weiterführende Informationen). • Machen Sie ein paar leichte, ruhige Atemzüge durch die Nase. Nach der Ausatmung halten Sie den Atem an und halten sich die Nase mit Daumen und Zeigefinger zu. • Während Sie den Atem anhalten, machen Sie ein paar sanfte Bewegungen mit Ihrem Körper. Pendeln Sie hin und her oder nicken Sie langsam mit dem Kopf. Diese Ablenkung ermöglicht meist ein längeres Anhalten des Atems. • Halten Sie den Atem an, so lange Sie können (aber nicht so sehr, dass Stress entsteht). Atmen Sie anschließend durch die Nase ein und bringen Sie Ihre Atmung sofort wieder zur Ruhe. Der erste Atemzug darf etwas größer sein, aber wenn Sie das Gefühl haben, den Mund hinzunehmen zu müssen, war die Atempause zu lang. • Atmen Sie etwa 30 Sekunden normal weiter durch die Nase, bevor Sie erneut in die Atempause gehen. • Wiederholen Sie das Atemanhalten etwa 5-mal. Wenn Sie diese Übung richtig machen, sollte sich Ihre Nase nach 3 bis 4 Minuten öffnen. Letztlich haben alle Buteyko-Übungen diesen Effekt, weil mit ihnen das CO2 wieder auf ein physiologisches Level angehoben wird. Vielleicht fühlen Sie auch mehr Wärme im Körper, da CO2 die Gefäße weitet. Eine regelmäßige Atempraxis nach Buteyko – inklusive Nasenatmung – kann uns langfristig nicht nur wieder zu mehr Ausgeglichenheit und Energie verhelfen, sondern auch chronische Beschwerden lindern und oftmals sogar ganz beseitigen. Alexandra Schilling Literatur (mit Atemübungen) • Patrick McKeown: Erfolgsfaktor Sauerstoff: Wissenschaftlich belegte Atemtechniken, um die Gesundheit zu verbessern und die sportliche Leistung zu steigern. Riva Verlag, 2018. • Dr. Ralph Skuban: Die Buteyko-Methode: Wie wir unsere Atmung verbessern für mehr Gesundheit und Leistungsfähigkeit im Alltag, Beruf, Yoga und Sport. Crotona Verlag, 2020. Weiterführende Informationen • www.buteyko-deutschland.de: Hier gibt es umfangreiche Informationen sowie ein Therapeutenverzeichnis zu Buteyko-Lehrer/innen in Deutschland. • Vollständige Quellenangaben und Referenzen sind bei der Redaktion verfügbar. Eine mögliche Überatmung selbst diagnostizieren Um herauszufinden, ob auch Sie mehr atmen als notwendig, können Sie diesen einfachen Test durchführen. Mit ihm bestimmen Sie die von Buteyko entwickelte Kontrollpause (CP) – jene Zeitdauer, für die man nach einer entspannten Ausatmung den Atem mühelos anhalten kann, bis das erste Signal zur Weiteratmung kommt. Gleichzeitig ist die CP auch ein gutes Messinstrument, um den Fortschritt der eigenen Atempraxis zu überprüfen. Durch eine regelmäßige Atempraxis nach Buteyko verlängert sich die CP – und damit gehen auch viele Symptome und Beschwerden zurück. Führen Sie die Messung nicht auf vollen Magen durch und lassen Sie sich zuvor ca. 3 Minuten Zeit, um zur Ruhe zu kommen. CP-Test: - Setzen Sie sich aufrecht hin und atmen Sie ruhig durch die Nase ein und aus. - Nach einem entspannten Ausatmen halten Sie den Atem an. Halten Sie sich mit Zeigefinger und Daumen die Nase zu. - Halten Sie den Atem so lange an, bis Sie den ersten Impuls zur Weiteratmung verspüren (es geht nicht darum, den Atem so lange wie möglich anzuhalten!). Dies kann auch den Reflex zu schlucken oder eine kleine Bewegung der Halsmuskeln oder des Zwerchfells beinhalten. Messen Sie die Zeit mit einer Stoppuhr. - Atmen Sie ruhig und kontrolliert weiter durch die Nase ein und aus. Ergebnisse: Je kürzer Ihre CP ist, desto wahrscheinlicher zählen auch Sie zu den chronisch Hyperventilierenden und desto schneller werden Sie bei körperlicher Anstrengung außer Atem kommen. - 1–10 Sekunden: Die ist eine gravierende Beeinträchtigung der Atmung. Vermutlich ist Ihre körperliche Belastbarkeit bereits stark eingeschränkt oder Sie leiden unter chronischen Gesundheitsproblemen wie z. B. Asthma, Schlafapnoe u. Ä. - 10–20 Sekunden: Dies stellt nach Buteyko noch immer eine relevante Beeinträchtigung der Atmung und eine Disposition für das Entstehen chronischer Erkrankungen dar, wobei in unserer Kultur ein durchschnittlich Gesunder meist eine CP zwischen 15 und 20 Sekunden hat. Möglicherweise sind Sie kurzatmig bei der Ausübung von Sport. - 20–40 Sekunden: Ab einer CP von 25 gehen die meisten gesundheitlichen Beschwerden zurück. Kurzatmigkeit, Asthma-Symptome und Schlafprobleme treten kaum noch auf. - > 40 Sekunden: Dies bedeutet nach Buteyko wirkliche Atemgesundheit.

Der Artikel "Die Buteyko-Methode" ist Teil der Audio-Ausgabe Oktober 2022

Die Buteyko-Methode

Atempraxis mit großem Heilpotenzial bei Asthma, Schlafapnoe und Schnarchen

Editorial Oktober 2022 · Das Licht in uns · Selbstheilung · Ganzkörper-Hyperthermie · Phospholipide und Liposomen für gesunde Zellen · Hirtentäschel · Die Buteyko-Methode · Oktober 2022 – Die innere Heimat · PLUS: Die komplette Ausgabe in einem Track

Sie haben diese Audio-Ausgabe bereits gekauft oder sind AboPlus Abonnent*in? Bitte loggen Sie sich ein.

NATUR & HEILEN
Geschenk-Abo

Verschenken Sie wohltuende Lesemomente und überraschen Sie einen lieben Menschen!

Sammelbox

Der Artikel "Die Buteyko-Methode" ist Teil der Audio-Ausgabe Oktober 2022

Die Buteyko-Methode

Atempraxis mit großem Heilpotenzial bei Asthma, Schlafapnoe und Schnarchen

Editorial Oktober 2022 · Das Licht in uns · Selbstheilung · Ganzkörper-Hyperthermie · Phospholipide und Liposomen für gesunde Zellen · Hirtentäschel · Die Buteyko-Methode · Oktober 2022 – Die innere Heimat · PLUS: Die komplette Ausgabe in einem Track

Sie haben diese Audio-Ausgabe bereits gekauft oder sind AboPlus Abonnent*in? Bitte loggen Sie sich ein.

NATUR & HEILEN Geschenk-Abo

Verschenken Sie wohltuende Lesemomente und überraschen Sie einen lieben Menschen!

Wollen Sie die Audio-Ausgabe Oktober 2022 jetzt freischalten?

Sammelbox

NATUR & HEILEN
Geschenk-Abo