Migräne

Den jüngsten Zahlen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft zufolge leidet zwischenzeitlich jeder 10. Erwachsene an Migräne. Am häufigsten äußert sich dies in halbseitigen Schmerzattacken, die Kopf, Gesicht und Kiefer betreffen – mal stechend, mal pochend, oft in Verbindung mit Übelkeit und Lichtempfindlichkeit. Migräne kann die Betroffenen regelrecht schachmatt setzen. Meist ist das Bett der einzige Ort, an dem es sich während eines Anfalls aushalten lässt. Umso wichtiger ist es, sich mit den möglichen individuellen Ursachen und Auslösern des Kopf-Gewitters zu beschäftigen. Zum Glück bietet die Naturheilkunde ganzheitliche Möglichkeiten, die Häufigkeit des Auftretens einer Migräne deutlich zu reduzieren. Etwa 14 % der Frauen und 7 % der Männer in Deutschland kennen Migräne-Attacken. Auch Kinder und Jugendliche leiden zunehmend darunter. Das Wort Migräne leitet sich von dem altgriechischen Wort hemikrania ab. Hemi steht für halb und kranion für Hirnschale. Der Begriff „halber Schädel“ skizziert bereits die üblicherweise halbseitig und anfallsartig auftretenden Kopfschmerzen, die seit dem Altertum bekannt sind. Tatsächlich zeigen sich Migräne-Schmerzen meist halbseitig, d. h. sie haben ihren Schwerpunkt auf einer Seite des Schädels und werden von Betroffenen als pulsierend bis pochend beschrieben. Nicht selten strahlen sie auch Richtung Auge, Schläfen und Kiefer aus. Bei Kindern hingegen äußert sich eine Migräne eher als beidseitiger Kopfschmerz, der sich vor allem auf die Stirn fokussiert. Häufige Begleiterscheinungen einer Migräne sind vegetative Symptome wie Kreislaufschwäche, Müdigkeit, Appetitlosigkeit sowie Übelkeit (bis hin zum Erbrechen). Fast immer gehen Migräne-Attacken mit einer gesteigerten Geräusch- und Lichtempfindlichkeit und einem erhöhten Schmerzempfinden einher. Auch Sprach- und Sensibilitätsstörungen können eine Migräne begleiten. Die Anfälle treten meist periodisch auf und können über einen Zeitraum von 4 bis 72 Stunden andauern. Bei rund einem Drittel der Betroffenen kündigen sich die Kopfschmerzen außerdem mit einer sogenannten Aura an. Diese umfasst Vorboten wie Sehstörungen, Lichtempfindlichkeit, Schläfrigkeit oder auch Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel. Mangel an Serotonin und Magnesium Gesichert ist mittlerweile die Erkenntnis, dass es bei einem Migräne-Anfall zu einem Serotonin-Mangel kommt. Serotonin ist ein Gewebshormon und Botenstoff im zentralen Nerven- system. Er wirkt u. a. auf die Magen-Darm-Tätigkeit und trägt zur Gefäßverengung und Blutgerinnung bei. Bestimmte Begleitphänomene einer Migräne-Attacke wie etwa Müdigkeit, Gereiztheit und ein gesteigertes Schmerzempfinden decken sich mit den Symptomen eines Serotonin-Mangels. Daher lohnt sich im Kontext einer Migräne zunächst der Blick auf die eigene Ernährungsweise. Denn das „Glückshormon“ Serotonin kann man durchaus „essen“. Zumindest ist es in Form seiner Vorstufe Tryptophan in Lebensmitteln wie Hülsenfrüchten, Nüssen, Vollkorngetreide, Parmesankäse, Eiern, Kakao, Bananen, Tomaten, Avocados und grünem Tee in größerer Menge enthalten. Zudem sind Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren sowie die Vitamine B6 und B12 grundlegend für eine ausreichende Serotonin-Versorgung, da diese u. a. die Synthese des Glückshormons, aber auch die Aktivität der Serotonin-Rezeptoren regulieren. Um größere Serotonin-Mängel (eine vorhergehende Messung wird empfohlen) auszugleichen, können Nahrungsergänzungsmittel auf Basis von Tryptophan, 5-HTP oder Johanniskraut eine kurzfristige Alternative sein. Dies sollte aber immer nur als Impuls verstanden werden, da es bei einer längerfristigen Einnahme körperliche Gewöhnungseffekte geben kann. Tryptophan und 5-HPT sind Vorstufen von Serotonin, wobei Tryptophan zunächst in 5-HTP umgewandelt wird. Auch ein Mangel an Magnesium, gerade über einen längeren Zeitraum hinweg, kann die Entstehung einer Migräne begünstigen. Studien belegen eine präventive Wirkung von 600 mg Magnesium pro Tag. Unter dieser Gabe treten Migräne-Anfälle seltener auf und werden von Betroffenen als weniger schmerzvoll wahrgenommen. Am stärksten zeigt sich die schützende Wirkung von Magnesium in Studien mit Kindern im Alter zwischen 5 und 16 Jahren. Hier konnte die Schmerzintensität deutlich gelindert werden. Experten betrachten Magnesium inzwischen sogar als das „Master-Mineral“, spielt es doch eine wichtige Rolle bei mehr als 300 Stoffwechselprozessen in unseren Körperzellen, wirkt entzündungshemmend und unterstützt darüber hinaus unser Nervensystem, Muskelgewebe und die Herztätigkeit. Bei der Einnahme von Magnesium sollte allerdings beachtet werden, dass es im Verhältnis 1:2 mit Calcium zuzuführen ist (z. B. über die Sango-Meereskoralle oder Gerstengrassaft), damit es der Körper entsprechend gut verwerten kann. Lebensmittel, die größere Mengen an Magnesium enthalten, sind Amaranth, Quinoa, Sonnenblumenkerne, Mandeln oder Hülsenfrüchte. Darüber hinaus scheint auch eine ausreichende Versorgung mit Coenzym Q10 eine tragende Rolle für die Gefäßaktivität und Energiebereitstellung der Zellen in Zusammenhang mit einer Migräne zu spielen. Betroffene leiden häufiger an einem Q10-Mangel als jene, die das Gewitter im Kopf nicht kennen. Erfahrungswerte aus der Praxis belegen positive Effekte bei einer täglichen Gabe von 200 mg Q10. Belegt sind nicht zuletzt auch erhöhte Noradrenalin-Spiegel vor einem Migräne-Anfall. Noradrenalin ist ein Botenstoff im Nervensystem, der die körpereigene Bereitstellung von Energie anregt und die Reaktionskette der Stresshormone steuert. Stressphasen, Flüssigkeitsmangel und Schwankungen im Blutzuckerspiegel können zu einer erhöhten Noradrenalin-Ausschüttung führen und deswegen Anfälle triggern. Hierauf gründet auch der Rat an Migräne-Patienten, sich an feste Essenszeiten und eine regelmäßige Nahrungsaufnahme zu halten, um solche Schwankungen zu vermeiden. Das heutige medizinische Wissen kennt nicht zuletzt auch genetische Zusammenhänge im Kontext einer Migräne. Das Risiko, im Laufe des Lebens eine Migräne zu entwickeln, ist deutlich höher, wenn bereits Eltern und Großeltern davon betroffen sind. Trotz einiger tiefer Detailkenntnisse über einzelne Zusammenhänge im Entstehungsprozess von Migränen sind die eigentlich ursächlichen Mechanismen jedoch nach wie vor unklar. Auslöser und Trigger einer Migräne Faktoren, die eine Migräne auslösen können, sind immer individuell zu betrachten und sehr unterschiedlich. In den meisten Fällen greifen verschiedene Aspekte ineinander. Stress- und Angstzustände können genauso eine Migräne-Attacke auslösen wie andere ausgeprägte Emotionen oder der Zustand tiefer Erschöpfung und Überarbeitung. Ebenso können intensives Licht, starke Gerüche, ein Wetterwechsel sowie Schlafmangel oder starke Abweichungen vom üblichen Schlafrhythmus einen Migräne-Anfall begünstigen. Auch eine medikamenteninduzierte Migräne ist nicht selten. Zu den wichtigsten Medikamenten und Wirkstoffen, die in einem engen Zusammenhang mit gehäuften Migräne-Attacken stehen, zählen hormonelle Verhütungsmittel wie die Antibabypille, Indometacin – ein Wirkstoff, der bei Gelenkschmerzen und rheumatischen Erkrankungen eingesetzt wird –, Reserpin und Nifedipin (beides Wirkstoffe gegen Bluthochdruck) sowie Medikamente zur Vorbeugung einer Thrombose. Anatomisch und organisch sollten auch mögliche Fehlstellungen der oberen Halswirbelsäule, vor allem des ersten und zweiten Halswirbels (etwa durch Geburtstraumen oder spätere Auffahrunfälle), als Migräne-Auslöser in Betracht gezogen werden. Denn mit solchen Fehlstellungen geht häufig eine „fehlgesteuerte“ und krampfende Muskulatur im Kiefer- und Nackenbereich einher (etwa mit Muskelverhärtungen, sogenannten Myogelosen). Auch lohnt es sich, nach Störfeldern und versteckten Entzündungsherden im Bereich von Kopf und Kiefer zu fahnden. Ob freiliegende Zahnhälse, chronisch infizierte Zahnfleischtaschen, Wurzelreste im Kiefer (nach Ziehen eines Zahns), chronische Nasennebenhöhlen- oder Mandelentzündungen ebenso wie Narben im Kopfbereich – all diese Faktoren gehören zu den möglichen Triggern einer Migräne und anderer Kopfschmerzformen. Eine „Schwäche“ im Funktionskreis von Leber und Gallenblase ist, naturheilkundlich betrachtet, auch zu berücksichtigen. Ein kranker Darm als potenzieller Migränefaktor Störungen der Darmflora durch Darmpilze oder eine hohe Anzahl an Fäulniskeimen sowie eine veränderte oder gereizte Darmschleimhaut (Leaky-Gut-Syndrom etc.) werden in Zusammenhang mit einer Migräne meist vernachlässigt. Dabei können auch sie mögliche Krankheitsursachen oder zumindest Trigger-Faktoren sein. Ein geschwächter Darm geht zudem meist einher mit einem Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen, welcher wiederum den Organismus beeinträchtigt und Migräne-Anfälle begünstigen kann. Sehr oft finden sich auch Allergien oder Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten als Migräne-Auslöser. Pollen, Hausstaub, Milben, Katzenhaare, Konservierungsstoffe im Essen und andere Allergene können Kopfschmerzattacken hervorrufen. Betroffene leiden häufig unter einer Glutamat- oder Histamin-Unverträglichkeit (z. B. in Wurst, Fisch, Käse, Geräuchertem, Konserven, hefehaltigen Backwaren, Fertiggerichten, Schokolade, Wein und anderen alkoholischen Getränken). Auch eine Koffein-Sensitivität (Kaffee, Cola, Tee etc.), Milchzucker-Unverträglichkeit oder eine Reaktion auf kupferreiche Lebensmittel (Nüsse, Schellfisch oder Weizenkeime) sollte nicht außer Acht gelassen werden. In anderen Fällen werden Tyramin (in Rotwein, Salami, Fisch und Bananen), Phenylethylamin (in Kakao und Schokolade) oder Aspartam (z. B. in Brotaufstrichen, Fertigsoßen, Desserts, Süßwaren, Light-Getränken oder Energy-Drinks, Halsbonbons, Lutschpastillen oder Kaugummi) schlecht vertragen. Hormonelle Dysbalancen im Fokus Zunehmend rücken auch die Hormone und die Frage nach einem ausreichenden hormonellen Gleichgewicht in den Fokus von Experten und Therapeuten, wenn es um Migräne-Trigger geht. Ein wesentlicher Grund, weshalb Frauen 3-mal so häufig unter Migräne leiden wie Männer, besteht in den natürlichen Schwankungen des Gestagen- und Östrogenspiegels einer Frau, die ihren Zyklus begleiten. Besonders starke Veränderungen treten rund um die Menstruation auf. Ebenso wird der Eisprung als kritische Phase gesehen. Um starke Schwankungen und Abfälle im Hormonspiegel zu vermeiden, raten Gynäkologen Betroffenen nicht selten zu einer durchgehenden Einnahme der Antibabypille. In vielen Fällen verschlimmert dies das Erscheinungsbild der Migräne jedoch zusätzlich. Insbesondere ein Progesteron-Mangel in den Tagen vor der Blutung scheint eine zyklusbedingte Migräne zu begünstigen. Um eine hormonelle Dysbalance aussagekräftig festzustellen, eignen sich Speicheltests spezialisierter Labore. Basierend auf den Ergebnissen kann man mit bioidentischen Hormonen, Homöopathie und Phytotherapeutika ausgleichend auf die Hormone einwirken und so ein natürliches Gleichgewicht wiederherstellen. Naturheilkundlich bewährt haben sich in diesem Zusammenhang: • bei Progesteron-Mangel: z. B. Mönchspfeffer und hochdosiertes Vitamin C • bei Östrogen-Mangel: z. B. Maca (bei Frauen in den Wechseljahren) und Traubensilberkerze • für ein hormonelles Gleichgewicht: ein Tee aus Frauenmantel, Mönchspfeffer und Himbeerblättern zu jeweils gleichen Teilen über einen Zeitraum von maximal 4 Wochen getrunken Genauso sollte eine Schilddrüsenunterfunktion ausgeschlossen werden, die Kopfschmerzen verschiedenster Ausprägungen mit sich bringen kann. Auch hier können Defizite durch bioidentische oder homöopathische Schilddrüsenhormone (Impulse über Gels, Cremes und Globuli) gut ausbalanciert werden. Wichtige Hausmittel, Heilkräuter und -pflanzen bei Migräne Folgende Klassiker der Selbstmedikation bei Kopfschmerzen kennen die meisten noch aus Großmutters Hausapotheke: • Pfefferminzöl (wenige Tropfen auf Stirn und Schläfen aufgetragen wirken entkrampfend und schmerzlindernd) • Lavendelöl (wirkt beruhigend auf die Nerven) • Eiswürfel im Tuch in den Nacken (im Akutfall einer beginnenden Migräne-Attacke) • ein Glas Zitronensaft mit 1 TL Himalaya-Salz (im Falle einer Migräne ist viel Salz erlaubt, denn es reguliert den Serotonin-Spiegel im Blut) • ein Glas lauwarmes Wasser mit einem darin aufgelösten TL Natron • eine Tasse schwarzer Kaffee mit Zitronensaft oder ein Kaffee-Einlauf bei beginnenden Schmerzen • Baldrian- oder Melissen-Tee (insbesondere bei durch Stress oder Angst ausgelösten Kopfschmerzen) • 1 bis 2 Tassen Wermut-Tee (bei den ersten Anzeichen eines beginnenden Migrä- ne-Anfalls) • Tee aus Mädesüß oder Weidenrinde (enthält Salicyl- oder Acetylsalicylsäure; wirkt ähnlich wie Aspirin schmerzlindernd; der Tee sollte 10 Minuten ziehen) • Tee aus Waldmeisterblättern (hierzu werden 1,5 TL Waldmeisterkraut mit 250 ml Wasser übergossen; Ziehzeit max. 5 Minuten) • Medizinalwein aus Blüten und Blättern des Echten Eisenkrauts (zur Nervenstärkung und Anregung des Stoffwechsels) • Zudem sprechen viele Betroffene gut auf Bittermittel an, die konsequent in die tägliche, möglichst ausgewogene Vollwerternährung eingebunden werden sollten (glutenarm, viel Obst und Gemüse, wenig Fleisch und ausreichend Tryptophan-haltige Lebensmittel) Bewährt hat sich in jüngster Zeit auch das im Orient und Mittelmeerraum beheimatete Mutterkraut. Neben seiner bekannten menstruationsregulierenden Wirkung kann es Entzündungen hemmen, Schmerzen lindern und die Verdauung fördern. Klinische Studien aus dem Jahr 2018 bestätigten insbesondere seine vorbeugende Wirkung bei Migräne. Hierfür nahmen Probanden 2-mal täglich 300 mg Mutterkraut als pulverisierten Extrakt ein. Bereits nach einer 6-wöchigen Einnahmezeit verringerte sich die Migräne-Häufigkeit um gut 60 %. Besonders wirksam scheint das Mutterkraut im Fall von Blutstau im Kopf zu sein, der linksseitig in den Augen- und Schläfenbereich ausstrahlt. Auch Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Schwindelgefühle oder Erbrechen scheint das Kraut maßgeblich abzumildern. Ähnlich vielversprechend lesen sich aktuelle Anwendungsbeobachtungen und Studien mit Anthocyanen – den in Heidelbeeren enthaltenen Flavonoiden, die verantwortlich für deren blaue Färbung sind. Diese fördern die Durchlässigkeit und Elastizität der Gefäße – insbesondere im Migräne-geplagten Gehirn –, schützen die Nervenzellen und beruhigen die Schleimhäute von Magen und Darm. Für den Akutfall wird derzeit die Einnahme von bis zu 600 mg des Wirkstoffs empfohlen (in Kapselform). Auch Ingwer, CBD-Öl und Rutin (ein sekundärer Pflanzenstoff mit antioxidativer Wirkung, der etwa in Buchweizen, Petersilie, Feigen oder Maulbeeren vorkommt und gefäßstabilisierend wirkt) haben sich therapeutisch bewährt; sollten aber – wie im Falle hormonmodulierender Therapeutika – immer individuell betrachtet und in geeigneter Dosierung eingenommen werden. Auch die folgenden Urtinkturen (Frischpflanzen-Tropfen) haben sich therapeutisch bei Migräne bewährt: • Wegwarte • Erdrauch • Weißer Andorn • Rosmarin • Pestwurz (allerdings nicht im Akutfall, sondern zur Migräne-Prophylaxe: Studien und Anwendungsbeobachtungen belegen die Wirksamkeit des Trockenextrakts aus dem Wurzelstock der Pestwurz; eine zweimalige Gabe von 50 bis 75 mg kann nachweislich die Häufigkeit von Migräne-Attacken senken) • Melisse • Lavendel • Guarana (das Koffein wird im Körper erst allmählich freigesetzt; eine anregende Wirkung hält länger an als bei Kaffee) Aus homöopathischer Sicht empfiehlt sich bei Migräne auch eine konstitutionelle Behandlung. Wichtige symptomatische und vor allem im Akutfall einsetzbare Mittel sind: Belladonna, Bryonia, Gelsemium und Iris versicolor. Physio- und psychotherapeutische Maßnahmen Ergänzend zu den Möglichkeiten der Natur- und Pflanzenheilkunde können auch Physiotherapie, Massagen, Ausdauersport, Saunagänge, Osteopathie, Myofaszialtherapie, Biofeedback, Neuraltherapie (schmerzlindernde Injektionen an Triggerpunkten) oder Akupunktur hilfreich sein – je nach Symptomatik und den maßgeblichen Beschwerden bzw. ausfindig gemachten Auslösern. Zudem lohnt sich das Erlernen meditativer Techniken und Entspannungsübungen – ob autogenes Training, Qigong, Yoga oder progressive Muskelrelaxation nach Jacobson. Ziel sollte es immer sein, die persönlichen Migräne-Auslöser ausfindig zu machen und individuell zu behandeln. Auch eine „Reise nach innen“ kann ein wertvolles Element auf dem Weg zur Schmerzlinderung und Reduktion von Attacken sein. Bestseller-Autorin und Affirmations-Expertin Louise Hay etwa verbindet die Migräne mit einer Art „Selbstverletzung“. Sie entstehe vor allem dann, wenn man sich selbst Unrecht tue, Ängste, Wut und Aggressionen unterdrücke oder der Perfektion hinterherjage. Sie bezeichnet das Kopf-Gewitter auch als Ausdruck einer „Abwehr gegen den Fluss des Lebens“. Fragen Sie sich doch in einer ruhigen Minute einmal, was wieder besser fließen darf und in Ihrem Leben neu ausgedrückt werden möchte. Und erlauben Sie sich anschließend, es aus Ihrem Körper und Kopf in die Welt hinauszutragen. Mirja Krönung Über die Autorin Mirja Krönung ist Expertin für Body-Mind-Soul-Medizin – mit eigener Praxis in Karlsbad bei Karlsruhe. Arbeitsschwerpunkte sind neben Methoden zur emotionalen und mentalen Befreiung das systemische Coaching und die Seelenarbeit. In der Heilpraxis stehen die Themen Frauenheilkunde, Migräne, Allergien und chron. Hauterkrankungen im Fokus. www.die-kroenung.com Literatur • Hartmut Göbel: Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne. Ursachen beseitigen, gezielt vorbeugen, Strategien zur Selbsthilfe. Springer Verlag, 2020. • Benjamin Schäfer: Kopfschmerzen und Migräne. Das Übungsbuch: Vorbeugen, entspannen, Schmerzen lindern. Trias Verlag, 2017. • Sophie Rosenhimmel: Migräne Tagebuch. Migräne und Kopfschmerzen Tagebuch zum Ausfüllen zur Schmerztherapie und Dokumentation für den Arzt. Independently published, 2020. • Tara Spencer: Das Kochbuch gegen Migräne. Praktischer Ernährungsplan und 74 einfache Rezepte. Books4Success, 2018. Weiterführende Informationen • Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V., Dalbergstraße 2a, 65929 Frankfurt, Tel. 069 / 20 436 860, info@dmkg.de, www.dmkg.de (u. a. mit Kopfschmerz-Kalender zum Download) • MigräneLiga e. V. Deutschland, Willy-Brandt-Str. 20, 76829 Landau, Bundesgeschäftsstelle, Tel. 06341 / 67 32 456, liga@migraeneliga.de, www.migraeneliga.de Tipp: der Kopfschmerzkalender als Schmerz-Tagebuch Um herauszufinden, welche Auslöser für die eigene Migräne infrage kommen, lohnt es sich, über einen Zeitraum von etwa 3 Monaten ein Schmerztagebuch zu führen. Dafür bedarf es keiner aufwendigen Aufzeichnungen. Kleine Kalender-Notizen reichen vollkommen aus und sind oft wichtige Hinweisgeber. Dafür können Sie den eigenen Taschenkalender oder Terminplaner nutzen, oder Sie greifen auf Vordrucke wie den Kopfschmerzkalender der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. zurück (www.dmkg.de/patienten/zmkg-kopfschmerzkalender, kostenfreier Download) zurück. Jeder Eintrag sollte idealerweise folgende Faktoren berücksichtigen: • Art, Stärke und Dauer des Schmerzes • Gab es Vorboten? (Müdigkeit, Heißhunger, Seh-/Sprachstörungen etc.) • Welche Begleitsymptome haben Sie beobachtet? (Licht- und Geruchsempfindlichkeit, Übelkeit oder Erbrechen) • Ist an diesem Tag etwas Besonderes vorgefallen? (Ereignis) • War dieses Ereignis an eine bestimmte Emotion gebunden; wenn ja, an welche? Und können Sie diese klar benennen? • Was könnte ein Auslöser für die Migräne gewesen sein? (Stress, psychische Aspekte, bestimmte Lebensmittel, Abweichungen von den üblichen Tageszeiten Ihrer Mahlzeiten und deren Bestandteile etc.) • Haben Sie zu diesem Zeitpunkt Medikamente genommen? Wenn ja, welche und in welcher Dosierung? • Brauch(t)en Sie Schmerzmittel gegen die Migräne? Wenn ja, welche und wie viele bzw. in welcher Dosierung? • Haben Ihnen die Schmerzmittel geholfen? • Haben Sie noch andere Maßnahmen zur Schmerzlinderung ergriffen? Wenn ja, welche? • Was hat Ihnen am besten geholfen? (persönlicher Eindruck) Ein konsequentes Aufzeichnen fördert nicht nur die tiefere Wahrnehmung des eigenen Verhaltens im Fall einer Migräne-Attacke, sondern legt auch unbewusste Gewohnheiten offen und macht sensibel für wiederkehrende Zusammenhänge. Nicht zuletzt sind diese Notizen auch eine wertvolle Hilfe für Gespräche oder Behandlungstermine mit Ärzten, Heilpraktikern oder anderen Therapeuten.

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