Wehrhaft durch den Winter mit Echinacea

Nicht nur ihr äußeres Erscheinungsbild gibt bereits Hinweise auf ihre immunstärkende Wirkung. Auch klinische und pharmakologische Studien haben die abwehrsteigernde Kraft von Echinacea purpurea längst bestätigt. So kann man mit arzneilichen Zubereitungen aus dem Purpursonnenhut Infektionen durch Corona-, Influenza- oder auch Erkältungsviren wirksam behandeln und ihnen effektiv vorbeugen. Bei Kindern mit Atemwegsinfektionen reduziert Echinacea zudem die Notwendigkeit einer Antibiotika-Gabe in erheblichem Maße. Die Medizingeschichte kennt einen berühmten Satz, der von keinem Geringeren als dem bekannten Arzt und Universalgelehrten Paracelsus stammt: „Die Natur zeichnet ein jegliches Gewächs, das von ihr ausgeht, zu dem, dazu es gut ist.“ Das lateinische Wort für „zeichnen“ und „bezeichnen“ lautet signare, das auch „mit einem Zeichen versehen“, „kenntlich machen“ bedeutet und namensgebend für die Signaturenlehre wurde. Darunter verstand Paracelsus nicht nur die simple Gleichsetzung von Pflanzenformen und ähnlich geformten Organen, sondern er erkannte hinter der äußeren Form und dem speziellen Verhalten einer Pflanze auch ihr Wesen sowie das ihr zugrunde liegende Prinzip, in welchem ihre geistige Idee zum Ausdruck kommt. Schutz und Abschirmung Nur wenige Pflanzen besitzen eine Signatur, die „das, zu dem es gut ist“ in ihrer äußeren Gestalt so eindeutig zum Ausdruck bringen wie der Rote Sonnenhut. Betrachtet man die reife Blüte der Pflanze, fällt sofort der braune, nach oben gewölbte Innenteil des Blütenkopfes mit seinen stacheligen Borsten auf. Das erinnert spontan an einen Igel in Abwehrhaltung, der sich zusammenrollt und dessen Körpersprache ein eindeutiges „Rühr mich nicht an“ signalisiert. Sogar Blätter und Stängel sind mit kleinen Borsten versehen, was man spätestens dann bemerkt, wenn man die Pflanze nicht nur anschaut, sondern auch anfasst. Die botanische Bezeichnung der Pflanze leitet sich wegen dieser Assoziation auch vom altgriechischen Wort für Igel, echinos, ab. Der deutsche Name Sonnenhut enthält eine Komponente, die das beschirmende Wesen der Pflanze zum Ausdruck bringt. So kommt dem Betrachter das deutsche Verb „behüten“ in den Sinn, wenn er eine reife Sonnenhutblüte anschaut, deren rotlila Blütenblätter sombreroartig herabhängen. Ihre Anordnung beschirmt Kelch und Blütenstiel vor den Blicken des Betrachters. Der Kelch ist im Grunde genommen die Außenhaut der Blüte, da er während des Knospenstadiums ihre Hülle bildete. So schützen die reifen Blütenblätter später die ursprüngliche Blütenhaut, das ehemalige Blütenäußere. Echinacea ist demzufolge eine Pflanzenpersönlichkeit, deren Wesen und Prinzip den Schutz der Integrität, die Wahrung der Unversehrtheit und die Abschirmung schwächender Einflüsse auf körperlicher und emotionaler Ebene zum Thema haben. Die meisten Menschen wissen aus eigener Erfahrung, dass ihr Abwehrsystem vor allem in Situationen psychischer Überforderung geschwächt ist. So ist man besonders dann für einen Infekt anfällig, wenn belastende Erlebnisse, Kritik von anderen oder beruflicher Stress weit in die Psyche eingedrungen sind. Wer so bedrückt ist, dass er sich einen Infekt „einfängt“, hat die Fähigkeit verloren, schwächende Reize an sich abprallen zu lassen. Hier verleiht Echinacea eine Art psychische Schutzhaut, die den Betroffenen vor dem Eindringen derartiger Belastungen bewahrt. Sie vermittelt dabei vor allem die Fähigkeit, wichtige Herausforderungen, die es anzunehmen gilt, von belanglosen Reizsituationen zu unterscheiden, denen man am besten mit Nichtbeachtung begegnet. Wer Bagatell-Attacken auf die Psyche souverän übergehen kann, ist auch vor einer Schwächung durch Krankheitserreger besser geschützt. Ein junges Mitglied der Pflanzenheilkunde Die großen Heilkundigen des Abendlands – Hippokrates, Paracelsus und Hildegard von Bingen – kannten den Purpursonnenhut noch nicht. Erst im 19. Jahrhundert beobachtete Dr. H. C. F. Meyer, ein nordamerikanischer Arzt und Homöopath, eine indigene Frau dabei, wie sie Echinacea zwischen den Steinen zerquetschte. Von ihr erfuhr er, dass der so gewonnene Pflanzenbrei dazu verwendet wurde, Wunden zu verbinden, die sich die Männer auf der Jagd zugezogen hatten. Die Verletzungen heilten dadurch erheblich schneller. Neugierig geworden, besorgte sich der Arzt die Pflanze, führte klinische Versuche mit ihr durch, welche die Aussagen der Frau bestätigten, und machte den Purpursonnenhut in den Vereinigten Staaten als Antiseptikum bekannt. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war Echinacea die meistverwendete Heilpflanze der USA. Der Sonnenhut erwies sich dabei als zuverlässiges Arzneimittel bei infektiösem Fieber, Blinddarmentzündung, Furunkeln und Karbunkeln, Abszessen, Typhus, Hirnhautentzündung, Kindbettfieber, Scharlach, Diphtherie, Mandelentzündung und anderen Infektionskrankheiten. Pharmakologisch bestätigtes Immunstimulanz Heute wird die Pflanze vor allem zur Stärkung der Abwehrkräfte im Vorfeld und zu Beginn von Infektionskrankheiten eingesetzt, wie z. B. bei grippalen Infekten, Erkältungen, Atemwegs- und Harnwegskatarrhen sowie äußerlich in verdünnter Form zur Förderung der Wundheilung. Echinacea sollte man jedoch nicht bei hohem Fieber verordnen, denn das könnte die Abwehr des Patienten in einer Weise anregen, die seine Kräfte überfordert. Nicht umsonst zählt Echinacea zu den pflanzlichen Immunstimulanzien, deren Wirksamkeit mittlerweile auch von einer rein schulmedizinisch orientierten Medizin anerkannt worden ist. Als Hauptwirkstoffe gelten die mit 0,01 bis 0,15 % in der Pflanze enthaltenen Alkamide (Alkylamide), doch ist letztlich ein großer Substanzenkomplex für die abwehrsteigernden Effekte der Pflanze verantwortlich. Dazu zählen ätherisches Öl, Polyacetylene, Kaffeesäurederivate wie Echinacosid, Dicaffeoylchinasäure, Chlorogensäure und Isochlorogensäure, diverse Polysaccharide sowie Glykoproteine, darunter auch mehrere immunmodulierende Eiweiße. Zahlreiche klinische und pharmakologische Untersuchungen der vergangenen Jahrzehnte haben den Einfluss auf das spezifische und unspezifische Immunsystem genauestens untersucht und u. a. folgende Effekte nachgewiesen: • Steigerung der unspezifischen Abwehr durch Mobilisation von Immunzellen und Phagozytose (Unschädlichmachung von Krankheitserregern durch körpereigene Fresszellen) • Freisetzung von Interleukin-1 (Botenstoff, der Fieber und Entzündungen produziert) • Stimulation zytotoxischer T-Zellen (Killerzellen) und T-Helferzellen • Erhöhung der Produktion zahlreicher Interleukine, Interferone und Zytokine (Botenstoffe zur Regulation des Immunsystems) • Beschleunigte Ausdifferenzierung von B-Lymphozyten zu antikörperbildenden Plasmazellen (IgM) • antivirale Aktivitäten (u. a. wirksam bei Herpex simplex, SarS-CoV-2, Influenza, Erkältungsviren) Die Praxis hat gezeigt, dass der Einsatz von Echinacea (je nach Präparat bis zu 3-mal 30 Tropfen pro Tag, Packungsbeilage beachten!) vor allem bei beginnenden Erkältungssymptomen sinnvoll ist und eher über kurze Zeit erfolgen sollte. Eine Therapie mit pflanzlichen Immunstimulanzien beginnt idealerweise mit den allerersten Anzeichen eines Infekts und sollte in schweren Fällen nicht länger als 3 bis 5 Tage dauern. Darüber hinausgehende Behandlungen bringen in der Regel keinen weiteren Erfolg mehr. Neueste Erkenntnisse Im Zusammenhang mit der Vorbeugung und Behandlung von Corona-Infektionen hatte man bereits vor der Pandemie in In-vitro-Studien beobachten können, dass Echinacea purpurea eine starke antivirale Aktivität gegen behüllte Viren, einschließlich SARS-CoV-2, hat. In einer Studie aus dem Jahr 2022 wurde erneut das Potenzial des Sonnenhuts zur Vorbeugung und Behandlung von Infektionen der Atemwege und insbesondere von SARS-CoV-2-Infektionen untersucht: 120 gesunde Teilnehmer, Frauen und Männer im Alter von 18 bis 75 Jahren, wurden randomisiert der Echinacea- oder der Kontrollgruppe zugeteilt. Die Echinacea-Gruppe erhielt täglich 2.400 mg eines Echinacea purpurea-Extrakts. Das Ergebnis: Bei Anwendung während der akuten Krankheitsphase reduzierte die Echinacea-Behandlung die Gesamtviruslast signifikant um ca. 99 % sowie die Zeit bis zur Virus-Inaktivierung um 8 Tage für alle Viren sowie um 4,8 Tage für SARS-CoV-2 im Vergleich zur Kontrollgruppe. Außerdem reduzierte die Echinacea-Behandlung auch signifikant die Fiebertage (1 Tag gegenüber 11 Tagen), allerdings nicht die Gesamtschwere der Symptome. In der Echinacea-Behandlungsgruppe gab es zudem weniger Krankenhauseinweisungen in Zusammenhang mit Covid-19. Insbesondere durch die erhebliche Verringerung der Viruslast bei infizierten Personen kann Echinacea eine wichtige Ergänzung zu bestehenden Behandlungen bei Covid-19 und anderen Atemwegsinfektionen bieten. Echinacea reduziert Antibiotika-Einsatz Wichtig und interessant ist die Echinacea-Wirkung bei Kindern, bei denen eine frühzeitige Gabe der Heilpflanze den Antibiotika-Bedarf deutlich reduzieren kann. So entwickeln sich im Kindesalter bis zu 30 % der viralen Atemwegsinfektionen weiter zu bakteriellen Infektionen und führen häufig zu Nasennebenhöhlen-, Mittelohr- oder sogar Lungenentzündungen, die einen enormen Bedarf an Antibiotika auslösen. Eine Studie aus dem Jahr 2021, veröffentlicht im European Journal of Medical Resarch, hat daher die Wirksamkeit von Echinacea zur Vorbeugung viraler Atemwegsinfektionen samt sekundärer bakterieller Begleit-Komplikationen sowie zur Verringerung der Antibiotika-Verschreibungsrate untersucht. Dabei hat man Kindern zwischen 4 und 12 Jahren über einen Zeitraum von 2-mal 2 Monaten mit einer 1-wöchigen Behandlungspause entweder 3-mal täglich 400 mg Echinacea purpurea-Extrakt oder 50 mg Vitamin C (Kontrollgruppe) verabreicht. Während der Studiendauer bewerteten die Eltern die Atemwegssymptome ihrer Kinder mithilfe von E-Tagebüchern und sammelten Sekrete aus dem Nasen-Rachen-Raum für regelmäßige Screenings auf Atemwegserreger. Das Ergebnis: Insgesamt traten bei jenen Kindern, die das Echinacea-Extrakt erhalten hatten, 429 Erkältungstage auf, im Vergleich zu 602 Erkältungstagen in der Kontrollgruppe. Echinacea konnte rund 30 % der viralen Atemwegs-Episoden verhindern. Insbesondere Influenza- und behüllte Virusinfektionen konnten durch das Echinacea-Extrakt wirksam verhindert werden. In der Echinacea-Gruppe konnte zudem die Notwendigkeit einer Antibiotika-Behandlung um ca. 76 % reduziert werden. So benötigten Kinder der Echinacea-Gruppe insgesamt nur 45, die der Vitamin-C-Gruppe hingegen 216 Tage Antibiotika-Therapie. Auch bakterielle Komplikationen wie Mittelohrentzündung, Sinusitis oder Lungenentzündung traten in der Echinacea-Gruppe deutlich seltener auf. Präparate und Einnahme-Hinweise Der Markt für pflanzliche Arzneimittel kennt einige Traditionspräparate mit Echinacea, die sich in der Praxis und für die Selbstmedikation bestens bewährt haben, darunter z. B. Echinacea Liquidum von Madaus, die Echinoforce V Tinktur der Firma A. Vogel, die Echinacea Stada Classic Lösung und der Naturreine Heilpflanzensaft Echinacea von Schoenenberger. Wer neben den immunsteigernden auch die psychotropen Wirkungen der Pflanze nutzen möchte, also ihre Fähigkeit, die innere Abwehrkraft gegenüber psychischen Belastungen zu verbessern und seelisch resistenter zu werden, wählt am besten die Echinacea purpurea Urtinktur des Schweizer Herstellers Ceres, da es sich hierbei um eine phytodynamische Urtinktur handelt, bei der durch einen betont langsamen, die natürlichen Rhythmen beachtenden Herstellungsprozess eine Synthese der Prozesse zur Extraktion der Wirkstoffe mit jenen zur Dynamisierung der Heilpflanzeninformation erfolgt. „Durch die Verbindung der beiden polaren Wirkprinzipien‚ Materie‘ und ‚Information‘ wird das mittlere Prinzip, die ‚Energie‘, das einen unmittelbaren Bezug zur Psyche hat, verstärkt“, so die bekannten Arzneipflanzenforscher Roger und Hildegard Kalbermatten. Das weitgehend in Handarbeit hergestellte Präparat braucht nur mit 3-mal täglich 3 bis 5 Tropfen dosiert zu werden. Der Wirkungsgrad einer phytodynamischen Urtinktur ist deutlich höher als jener konventionell hergestellter Tinkturen, weshalb eine niedrigere Tropfenzahl für den gewünschten abwehrsteigernden Effekt ausreichend ist. Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten von Echinacea-Zubereitungen sind nicht bekannt. Es gibt allerdings einige Kontraindikationen: Überempfindlichkeit gegenüber Pflanzen aus der Familie der Korbblütler, fortschreitende Systemerkrankungen wie Tuberkulose, Leukämie oder Leukosen, entzündlich-rheumatische Erkrankungen, Multiple Sklerose, AIDS sowie chronische Virus- und Autoimmunerkrankungen. Bei den ersten Anzeichen reagieren Es ist empfehlenswert, ein Echinacea-Präparat in der Hausapotheke bereitzuhalten und auch auf jede Reise mitzunehmen, denn sofort eingenommen wirkt die Heilpflanze am besten. Wer bei einem beginnenden Trockenheitsgefühl hinter dem Brustbein, den allerersten Anzeichen von Kratzen im Hals oder einem sich spürbar aufbauenden Abgeschlagenheitsgefühl sofort mit der Echinacea-Einnahme beginnt, kann den Infekt – von welchem Virus auch immer er ausgelöst sein mag – in vielen Fällen gleich am ersten Tag abfangen und spürt bereits nach einigen Stunden oder spätestens am nächsten Tag keine Symptome mehr. Es hat sich zudem als ratsam erwiesen, die Therapie mindestens 2 bis 3 Tage lang durchzuführen, auch wenn sich die ersten Krankheitssymptome wieder verflüchtigt haben. Damit erst gar keine Symptome auftreten, kann man Echinacea, insbesondere die Echinacea-Urtinktur, auch prophylaktisch einnehmen – beispielsweise vor einer Flugreise oder vor belastenden Ereignissen wie einer Trauerfeier oder einer schwierigen Prüfung. Margret Rupprecht Über die Autorin Margret Rupprecht ist Heilpraktikerin und Medizinjournalistin in München (www.quinta-essentia.info). Literatur • Roger Kalbermatten: Wesen und Signatur der Heilpflanzen. Die Gestalt als Schlüssel zur Heilkraft der Pflanzen. AT Verlag, 2019. • Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. Sonntag Verlag, 2005.

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