Feldenkrais bei Multipler Sklerose
Ich habe vor einigen Jahren die Diagnose Multiple Sklerose erhalten und bin auf der Suche nach alternativen Behandlungsstrategien, um meine Beweglichkeit möglichst lange zu erhalten oder sogar zu verbessern. Was können Sie mir raten?
Susanne H., E-Mail
Antwort: Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung, die die Axone unserer Nerven betrifft, also die Leitungen von einem Nervenkörper zu anderen Nerven. Es können die Nerven im Gehirn und die Nervenleitungen zu den Rezeptoren für unsere Bewegungsabläufe betroffen sein. Eine Rolle bei dieser Krankheit spielen u. a. die Überlastung der Nerven und Stress. Sie beschädigen den Körper, beeinträchtigen den Geist und machen die Psyche krank.
Für MS-Patienten geht es immer wieder um die Frage, wie ein Bewegungsablauf besser gestaltet werden kann. Hier bietet sich die Feldenkrais-Methode an, mit deren Hilfe eine Umwandlung der bisherigen Lebensweise durch Gewahrsein, Bewusstheit und die Kraft der Ruhe stattfinden und die Qualität von Bewegungen und Körperhaltungen mit Leichtigkeit verbessert werden kann. Durch das differenzierte Einfühlen und Lernen wird das Nervensystem direkt angesprochen, neue Erfahrungen der Bewegung, des Denkens und der Integration der Körperfunktionen lassen neue Nervenverbindungen entstehen.
Bei der Feldenkrais-Einzelbehandlung, auch funktionale Integration (FI) genannt, wird der Patient vom Therapeuten angenehm berührt und ganzheitlich bewegt. Der Feldenkrais-Praktiker spürt, sieht und erforscht die individuellen Möglichkeiten und Begrenzungen des Patienten und bewegt ihn dann auf neue Weise: Er bietet ihm Alternativen an, die möglich sind und integriert werden sollten, neue Nuancen und gänzlich neue Muster.
Er respektiert den Widerstand des Organismus und offeriert Varianten, um die gleiche Funktion zu erreichen – beispielsweise in einer anderen Position oder auf der anderen Körperseite. Der Praktiker kann mit präzisem Verschieben von Körpergebieten, durch ausgewählte Arten der gleichzeitigen Bewegung verschiedener Körperteile relativ direkt neue Fähigkeiten in Gang setzen.
Der Feldenkrais-Praktiker und der Klient befinden sich dabei in enger Interaktion. Sie bewegen sich in einem Miteinander. Die Arbeitsweise der Feldenkrais-Methode spricht den ganzen Menschen an, nicht nur ein Thema oder eine Krankheit. Die Überwindung der Begrenztheit kann das Selbstbild und die Sicht auf das Leben verändern. Für Menschen mit Krankheiten wie MS ist es sicher eine große Herausforderung, den Blick umzuschwenken von den Problemen auf die neuen Möglichkeiten. Doch gerade diese offene Perspektive ist besonders wertvoll.
Eva Weißmann,
FK-Practitionerin
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