Gibt es so etwas wie eine Natur-Pille?
Antwort:
In der Medizin-Geschichte finden sich Hinweise, dass bereits die Heilerinnen in der Steinzeit empfängnisverhütende pflanzliche Wirkstoffe kannten. Die Empfängnisverhütung gibt es also schon länger. Der fast 4000 Jahre alte Kahun-Papyrus gibt die frühesten uns bekannten Ratschläge zur Verhütung. Man empfiehlt dort das Einbringen von Naturgummi in die Vagina oder auch von einer Mixtur aus Honig und Soda oder einer Paste aus Krokodildung vermischt mit Sauermilch. Honig und Gummi haben zweifellos die Beweglichkeit der Spermien beeinträchtigt. Ein ägyptisches Dokument von 1525 v. Chr. empfiehlt Akazienblätter, zerrieben und mit Honig vermischt. Der Philosoph Aristoteles berichtete 300 v. Chr., dass sich Frauen zur Verhütung die Vagina mit Zedernöl, Bleisalbe oder Weihrauch vermischt mit Olivenöl einrieben. Auch dies sollte die Beweglichkeit der Spermien vermindern.
Im Mittelalter kannten Hebammen und Kräuterfrauen zwar z.T. recht obskure Mittel und Wege der Verhütung, riskierten damit aber immer, als Hexen verbrannt zu werden. Sie unterbrachen vor allem die ungewollten Schwangerschaften durch Giftpflanzen, die einen Abortus bewirkten.
Für den Mann wurden schon sehr früh Kondome aus Leder oder aus Blinddärmen von Schafen hergestellt, auch aus Fischblasen oder den Blasenhäuten anderer Tiere.
Das Wissen der “Natur-Verhütung” bei Naturvölkern mit Kräutern steht uns heute nur noch in Berichten über diese Völker zur Verfügung, die Erkenntnisse sind nicht wissenschaftlich abgesichert; außerdem handelt es sich dabei meist um unbekannte oder ebenfalls um giftige Pflanzen, deren Risiken heute nicht mehr zur Schwangerschaftsverhütung zu rechtfertigen wären.
Eine “Natur-Pille” zur Empfängnisverhütung gibt es also leider (noch) nicht. Es bleiben nur die allgemein bekannten Methoden, wie die mechanische Verhütung durch Präservativ, Portiokappe, Scheidendiaphragma und Intrauterinpessar oder Spirale bzw. die chemische Verhütung durch spermienabtötende Wirkstoffe, chirurgische Sterilisation (am einfachsten und ungefährlichsten beim Mann durchzuführen) und natürliche Methoden, wie z. B. die Berechnung der fruchtbaren Tage nach Knaus-Ogino oder die Temperaturmessung sowie die Schleimstrukturmethode nach Billings. Ergänzt werden diese Methoden am besten mit der Kosmobiologischen Geburtenkontrolle, die neben dem individuellen Zyklus der Frau auch den Mondzyklus mit einbezieht. Entwickelt wurde diese Methode von Dr. Jonas (www.drjonasmethod.com).
Zum Thema Verhütungs-Pflanzen wurde in unserer Zeitschrift der Artikel “Verhütung – Pflanzen statt Pille” in Heft 12/00 veröffentlicht.
Neuere Methoden mit Minicomputern wie z. B. “Lady-Comp”, “Baby-Comp”, “Persona” oder “Cyclotest 2 Plus”, die verschiedene natürliche Verhütungsmethoden miteinander kombinieren, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Diese kleinen Geräte bekommen Sie in der Apotheke. Und PERIMON ist ein Zykluskalender, mit welchem Sie durch ein Software-Programm Überblick über Ihren Zyklus bekommen (www.perimon.com) und dadurch die unfruchtbaren Tage besser berechnen können.
Sie können sich von einem Naturmediziner, bei “Pro Familia” (www.profamilia.de) oder in einem Frauengesundheitszentrum in Ihrer Nähe beraten lassen, welche Methode für Sie am besten geeignet ist.
Im Übrigen stellt eine Neurodermitis nicht zwangsläufig eine Kontraindikation der “Pille” dar, u.U. kann die Krankheit dadurch sogar gebessert werden – vielleicht sollten Sie das einfach einmal in Rücksprache mit Ihrem Frauenarzt ausprobieren. Die Zuverlässigkeit und Bequemlichkeit der “Pille” wird durch keine andere empfängnisverhütende Methode erreicht. Allerdings muss beim Einsatz der “Pille” immer bedacht werden, dass der Eingriff in den komplexen weiblichen Hormonhaushalt eingreift. Hier muss man sorgfältig die individuelle Gefährdung gegen den Nutzen abwägen; die Entscheidung muss aber letztlich die Frau fällen.
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