Hormonersatztherapie bei verfrühten Wechseljahren?
Bei mir wurden verfrühte Wechseljahre festgestellt. Soll ich mich nun auf eine Hormonersatztherapie (HET) einlassen? Mein Arzt rät mir dringend wegen möglicher Spätfolgen ohne Hormongaben dazu.
Antwort
Grundsätzlich ist dies eine schwerwiegende Entscheidung, da Sie erst Anfang 40 sind und eine eventuelle Hormonersatztherapie dann wahrscheinlich über viele Jahre durchgeführt werden muss. Wie mittlerweile bekannt ist, bringt sie auch Risiken mit sich. Daher ist es auf jeden Fall ratsam, sich bei einem weiteren Gynäkologen (mit Zusatzqualifikation in Naturheilverfahren) eine zweite Meinung einzuholen. (Adressen erfahren Sie beim
Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren e. V., 72250 Freudenstadt, Tel. 07441/91 85 8-0, Email: info@zaen.org, Internet: www.zaen.org.
So ließe sich auch die Frage klären, ob Sie eine Hormonersatztherapie brauchen, weil Sie starke Beschwerden haben oder einfach, um den gefürchteten Langzeitfolgen der Wechseljahre entgegenzuwirken. „Normale“ Wechseljahrsbeschwerden werden heutzutage eher individuell auf ein Symptom hin behandelt (z. B. schweißmindernde Medikamente bei starken Hitzewallungen oder leichte Antidepressiva bei wechseljahrsbedingten Verstimmungen).
Die Verschreibungen von Östrogenen sind aufgrund neuerer Studien und einer neuen Einschätzung von Risiken erheblich gesunken. Zum Thema Hormonersatztherapie hat der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrum sehr gute kritische Informationen veröffentlicht (www.krebsinformationsdienst.de):
„Zu Beginn der Diskussion von Risiken Hormonersatzmedikamente gingen viele Fachleute davon aus, dass trotz des Anstiegs der Krebsrate der Nutzen höher als der Schaden läge. Dies lässt sich heute so nicht mehr aufrechterhalten: Weder verlaufen die mit Hormonen in Verbindung gebrachten Tumorerkrankungen vergleichsweise harmlos, wie zunächst behauptet wurde. Auch Herzinfarkte, Schlaganfälle, Thrombosen, Probleme mit der Gallenblase und andere, nicht krebsbezogene Komplikationen traten bei Frauen unter einer Hormontherapie weit häufiger auf als zunächst errechnet.
Im Frühjahr 2006 konnten neuere Veröffentlichungen zwar für die Östrogen-Monopräparate zeigen, dass diese das Brustkrebsrisiko eventuell doch nicht so stark ansteigen lassen wie zunächst befürchtet. Unumstritten sind diese Zahlen jedoch nicht. Und: Diese Mittel kommen wegen ihrer krebsfördernden Auswirkungen auf die Gebärmutterschleimhaut von vornherein nur für Frauen in Frage, denen die Gebärmutter entfernt wurde. Außerdem steht nun relativ sicher fest, dass Östrogene in der Zeit nach den Wechseljahren, der Postmenopause, die Gefahr von Schlaganfällen, Herzinfarkten und Thrombosen erhöhen. Entsprechende Studien waren deshalb bereits 2004 abgebrochen worden.
Und weiterhin heißt es dort:
Indikation: Bei welchen Beschwerden eventuell doch Hormonersatztherapie?
Die meisten Beschwerden, die landläufig mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht werden, sind kein Anlass für eine Hormonersatztherapie, selbst wenn sie sehr stark und belastend sind.
Als akzeptierte Indikation – nach Abwägung aller Risiken – sieht die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (www.dggg.de) ausschließlich starke Hitzewallungen und die Reduzierung der Gefahr von Knochenbrüchen bei ausgeprägter Osteoporose.
Bei dieser Form der Knochenveränderung sollte die Hormonersatztherapie auch nur dann diskutiert werden, wenn andere, zur Behandlung der Osteoporose besser geeignete Mittel nicht infrage kommen. Frauen, die unter Trockenheit der Scheide und entsprechenden Schleimhautveränderungen leiden, sollten mit einer östrogenhaltigen Creme behandelt werden: Diese Beschwerden allein sind keine Rechtfertigung für eine Hormonersatztherapie mit Tabletten.
Diesen Ausführungen lässt sich jedoch nicht entnehmen, ob die Risiko-Einschätzung auch für HET in verfrühten Wechseljahren gilt. Auch ob eine alleinige pflanzliche Progesteroneinnahme ausreichend ist, können wir über die Ferne leider nicht beurteilen, da es auf die individuellen Beschwerden ankommt. Viele Symptome lassen sich aber bereits über eine angepasste und geeignete Ernährung auffangen und abmildern, da etliche Nahrungsmittel Phytoöstrogene enthalten. Im Ayurveda beispielsweise stellt man die Ernährung nach der individuellen Konstitution zusammen.
Auch die klassische Homöopathie hat Möglichkeiten, die Symptome der Wechseljahre zu behandeln, allerdings immer individuell nach der jeweiligen Konstitution. Ebenso gibt es viele „Kräuter für Frauen“, die helfen, die Wechseljahrsbeschwerden zu lindern. Hierzu fragen Sie bitte Ihren naturheilkundlichen Therapeuten.
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