Psychische Beschwerden durch Zöliakie
Meine Tochter (25) leidet seit ihrer Kindheit unter Zöliakie. Immer wieder kommt es bei ihr zu Depressionen, Wutanfällen und Angststörungen. Gibt es hier einen Zusammenhang, und was kann sie dagegen tun?
Irmgard S., E-Mail
Antwort: Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der der Verzehr von Gluten – einem Protein, das in Weizen, Gerste, Roggen und verwandten Getreidesorten vorkommt – eine immunologische Reaktion im Dünndarm auslöst. Diese Reaktion schädigt die Darmzotten, die für die Nährstoffaufnahme verantwortlich sind, was zu einer Vielzahl an Symptomen führt. Zöliakie betrifft Menschen jeden Alters; die Symptome können akut oder chronisch sein und Durchfall, Bauchschmerzen, Blähungen, Gewichtsverlust, Müdigkeit oder Anämie umfassen. Bei unbehandelter Zöliakie kann es zu schwerwiegenden körperlichen Komplikationen wie z. B. Mangelernährung, Osteoporose und sogar Darmkrebs kommen.
Die Beziehung zwischen Zöliakie und psychischen Problemen wie Depressionen und Angstzuständen ist gut dokumentiert. Studien haben gezeigt, dass Zöliakie-Patienten ein höheres Risiko für psychische Störungen haben als die Allgemeinbevölkerung. Neben den psychischen Belastungen, die mit der Einhaltung einer strikt glutenfreien Diät verbunden sind, kann Zöliakie zu Mängeln an wichtigen Nährstoffen wie den Vitaminen B6, B12 und Folsäure führen, die für die Gehirnfunktion und die Regulierung der Stimmung essenziell sind. Entzündungen im Darm können die Darmbarriere durchlässig machen.
Dies kann dazu führen, dass entzündungsfördernde Substanzen in den Blutkreislauf gelangen, das zentrale Nervensystem erreichen und Entzündungen im Gehirn auslösen, die mit psychischen Störungen wie Depressionen und Angstzuständen in Verbindung gebracht werden.
Darüber hinaus zeigen Studien, dass auch Veränderungen im Mikrobiom, wie sie bei Zöliakie auftreten können, mit psychischen Störungen in Verbindung stehen. Eine gestörte Darmflora kann die Entzündungsreaktionen wiederum verstärken und die Produktion von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin, die für die Regulierung der Stimmung verantwortlich sind, beeinträchtigen.
Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, die psychische Gesundheit von Zöliakie-Patienten ganzheitlich zu betrachten und zu behandeln. Eine systemische Therapie, die nicht nur die Symptome der Krankheit, sondern auch die sozialen, emotionalen, psychologischen und transgenerationalen Aspekte berücksichtigt, kann den Betroffenen sehr helfen. Regelmäßige Achtsamkeitsübungen wie Meditation und Atemtechniken können ebenfalls dazu beitragen, Stress abzubauen und eine positive Einstellung zur Krankheit und zur Lebensführung zu fördern.
Eine professionelle Ernährungsberatung kann sicherstellen, dass eine glutenfreie Diät dennoch ausgewogen und nahrhaft ist. Das verhilft nicht nur zur körperlichen Gesundheit, sondern unterstützt auch das psychische Wohlbefinden. Ergänzend können nützliche Nahrungsergänzungsmittel wie Kurkuma und Flohsamenschalen in den Ernährungsplan aufgenommen werden. Zusätzlich unterstützen Probiotika die Darmgesundheit, und Omega-3-Fettsäuren fördern Gehirnfunktion und Stimmung. In Selbsthilfegruppen können Betroffene außerdem Tipps und Erfahrungen teilen, sich gegenseitig ermutigen und Lösungen für alltägliche Herausforderungen finden.
Sara Schutta
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