Übergewicht: Ernährung wichtiger als Sport

Keine Frage, Bewegung ist sehr gesund, aber: Was und wie wir essen, beeinflusst das Gewicht etwa 10-mal stärker als mangelnde Bewegung. Bisher war nicht sicher, wie bedeutsam die jeweiligen Faktoren Ernährung und Bewegung wirklich für den Anstieg von Gewicht sind, und es galt lange die Annahme des „Energiebilanz-Modells“: „Wer mehr Kalorien isst, als er verbrennt, nimmt zu.“
Wissenschaftler der US-amerikanischen Duke University werteten Daten von 4.213 Erwachsenen zwischen 18 und 60 Jahren aus 34 Bevölkerungsgruppen auf 6 Kontinenten aus und verglichen den Gesamtenergieverbrauch, Grundumsatz, Körperfettanteil, die körperliche Aktivität und den Body-Mass-Index. Die verschiedenen Lebensweisen der Menschen reichten von Jäger-Sammler-Gemeinschaften aus Ostafrika über landwirtschaftlich geprägte Gesellschaften bis hin zu Industrienationen.
Erwartungsgemäß waren in den Industrieländern der BMI und der Körperfettanteil höher, überraschenderweise aber auch der Energieverbrauch dort – mangelnde Bewegung schied demnach als Ursache für Übergewicht aus.
„Der Körper hat über 24 Stunden hinweg einen relativ stabilen Gesamtenergieverbrauch“, erklärt Tim Hollstein vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein gegenüber der Tagesschau. „Wenn wir uns mehr bewegen, spart er an anderer Stelle – etwa beim Grundumsatz, also bei der Energie für Funktonen wie Atmung, Organtätigkeit oder Hirnleistung.“
Wer sich weniger bewege, könne hingegen mehr Kalorien in den Grundumsatz investieren – langfristig bleibt die Bilanz oft gleich. Vermutet wird, dass die Entstehung von Adipositas eher mit der Zusammensetzung der Nahrung zu tun hat – konkret mit einem hohen Kohlenhydratanteil und stark verarbeiteten Lebensmitteln.
© NATUR & HEILEN, November 2025
