Öl aus Brot – eine Quelle, die nie versiegt
Palmöl ist weitverbreitet und nicht minder umstritten – riesige Anbauflächen, die Rodung von Regenwäldern sowie die Belastung mit gesundheitsschädlichen Substanzen sind die Kehrseite der Medaille. Die umweltfreundlichen Alternativen Kokos- oder Bio-Palmöl sind leider mehr als doppelt so teuer. Daher ist der Ansatz, aus altem Brot Öl herzustellen, eine wirklich bahnbrechende Idee.
Der Bäcker Ludovic Gerboin aus Moosinning bei München hat zusammen mit dem Team um Thomas Brück, Professor für Synthetische Biotechnologie an der TU München, vor einigen Jahren eine Möglichkeit gefunden, dies umzusetzen. Die Quelle ist im Prinzip Abfall: Brot, Semmeln und Gebäck, das man nicht mehr verkaufen kann und für die sogar noch Abfallgebühren angefallen wären.
Am Ende des aufwendigen Verfahrens wird Hefeöl gewonnen, welches für Lebensmittel, Kosmetika sowie von der Erdöl und Erdgas verarbeitenden Industrie genutzt werden kann. Aus 120 kg Alt-Brot kann man rund 70 Liter Hefeöl erzeugen. Hefeöl ist lange haltbar und kann bis zu 60-mal wiederverwendet werden.
Die Wissenschaftler haben 7 Jahre am Rezept gefeilt. Die Technik ist nahezu perfektioniert und patentiert. Die Anlage, die mit den hohen silbernen Stahlkesseln an eine Brauerei erinnert, lohnt sich allerdings erst für etwas größere Betriebe. Rohmaterial ist auf jeden Fall genug vorhanden – mindestens 600.000 Tonnen Backwaren landen in Deutschland jährlich im Abfall. Auch andere Rohstoffe wie etwa Weizenkleie könnten als Basis für Hefeöl infrage kommen. Das erste große Projekt ist bereits gestartet und wird durch das Bundeswirtschaftsministerium finanziell unterstützt: die Produktion von 100.000 Litern Hefeöl in einer Anlage in Bayern.
Dr. Andrea Flemmer
© NATUR & HEILEN, Oktober 2024