Weizen – ein Getreide mit vielfältiger Heilkraft
Der Weizen (Triticum aestivum) stammt von den Wildgräsern ab, wird aber zur Familie der Süßgräser (Poaceae) gezählt, deren Arten teilweise zu den ältesten Kulturpflanzen gehören und die besonders als Brotgetreide Verwendung finden. In gemäßigten Zonen wird weltweit am häufigsten der Saat-Weizen angebaut und zwar einjährig als Sommer- oder überwinternd als Winterweizen. Weitere Weizenarten sind Dinkel, Einkorn, Emmer, Gommer, Hart- und Rauhweizen.
Über 70 % der Stärke, die für Puder, Streupulver und als Bindemittel für Pillen und Tabletten gebraucht wird, stammt vom Weizen.
• Weizenkeim:
Der Weizenkeim ist der eigentliche pflanzliche Embryo, durch dessen Zellteilung eine neue Pflanze entstehen soll. Er enthält Vitamin E und alle B-Vitamine (außer Vitamin B12), Mineralstoffe, Spurenelemente (vor allem Zink und Mangan), Faserstoffe sowie alle essentiellen Aminosäuren. Dies sind lebensnotwendige Eiweißbausteine, die dem Körper zugeführt werden müssen, da er sie nicht selbst bilden kann. Weizenkeime zählen zu den besten natürlichenVitamin E-Lieferanten.
• Weizenkeimöl:
Aus diesen Keimen gewinnt man das Weizenkeimöl, das sich aus Linolsäure (50 %), Ölsäure (25 %), Palmitinsäure (7 – 18 %) und Linolensäure (5 – 8 %) zusammensetzt. Außerdem enthält es Phospholipide, Glykolipide, freie Fettsäuren, Tocopherole (Vitamin E), Steroide, Carotinoide, Lecithin und Octacosanol, das wahrscheinlich körperstärkend wirkt.
Wegen des hohen Gehaltes an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Tocopherolen können Weizenkeime und das daraus gewonnene Öl Arteriosklerose verhüten. Als Bestandteil von Salben schützen und pflegen sie die Haut. Weizenkeimöl senkt außerdem die Blutfette und gilt als mildes Abführmittel. Es dient als wertvoller Zellschutz und sollte vor allem von Rheumatikern wegen des hohen Vitamin-E-Gehaltes häufiger auf dem Speiseplan stehen. Am besten ist kaltgepresstes, nicht raffiniertes Weizenkeimöl. Es hat einen angenehmen getreideartigen Geschmack und ist wegen seines Fettsäuremusters zum Anbraten ungeeignet.
Weizenkeimöl ist reich an Coenzym Q10 (Ubichinon). Diese Substanz ist für die sauerstoffabhängige Bildung von Körperenergie in den „Kraftwerken der Zellen“, den Mitochondrien verantwortlich und ein unersetzbarer Bestandteil der Atmungskette. Das wichtige fettlösliche Antioxidanz, welches auch Vitamin E regeneriert, kann bis zu einem gewissen Grade selbst in der Leber gebildet werden. Neben Weizenkeimen sind Fisch (Makrelen, Sardinen), Fleisch, Eier, Sojabohnen, Walnüsse, Mandeln, Pflanzenöle und einige Gemüsearten (z. B. grüne Bohnen, Spinat, Kohl und Knoblauch) die besten Quellen. Des Weiteren schützt Ubichinon vor herztoxischen Medikamenten wie z. B. Anthrazyklinen, die bei einigen Krebsformen als Chemotherapeutikum Verwendung finden. Ubichinon zeigt in Tagesdosen ab 100 mg eine blutdrucksenkende Wirkung. Ein positiver Einfluss auf den Cholesterinspiegel und ein antiarrhythmischer Effekt wurden ebenfalls beobachtet. Vor allem Arzneimittel zur Reduzierung der Blutfettwerte (Statine) führen zu einer Verringerung des Ubichinonspiegels im Serum. Coenzym Q10 kann eine vorliegende Herzinsuffizienz unterschiedlicher Entstehung günstig beeinflussen. Nutznießer sind in erster Linie Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie, einer meist chronisch verlaufenden Herzerkrankung, charakterisiert durch Herzvergrößerung, Störungen im Erregungsablauf und Herzmuskelschwäche, die bisher kaum von Herzmedikamenten profitieren.
• Weizenkleie:
Die Randschicht des Korns bezeichnet man als Weizenkleie. Sie dient dem äußeren Schutz. Die Weizenkleie ist mineralstoff- und vitaminhaltig, d. h. sie enthält fast 75 % der B-Vitamine, 66 % der Mineralien und ist zugleich reich an Antioxidantien (Radikalfängern). Geschätzt wird sie vor allem wegen ihrer Quellfähigkeit, d. h. wegen ihres Wasserbindungsvermögens. Dadurch vergrößert sich ihr Volumen, was zu einer optimalen Stuhlbeschaffenheit und zur Anregung der Darmtätigkeit führt. Die Nahrung verweilt kürzer im Darm und Schadstoffe, die während der Verdauung entstehen, werden schneller ausgeschieden und können die Darmschleimhaut weniger schädigen.
Mit einer ballaststoffreichen Ernährung ist das Risiko an Darmkrebs zu erkranken geringer. Auch die Zivilisationskrankheit Divertikulose (Ausstülpungen der Darmwand im Dickdarmbereicht) lässt sich durch Faserstoffe wie Kleie positiv beeinflussen. Faserreiche Speisen bewirken außerdem, dass die Galle weniger Cholesterin enthält, was wiederum der Entstehung von Gallensteinen vorbeugt. Kleie kann auch zur Senkung des Blutfettspiegels beitragen. Sie fördert zudem das Sättigungsgefühl und hat wenig Kalorien.
Kleie ist nicht nur ein gutes, nebenwirkungsfreies und mildes Abführmittel, sondern auch als Badezusatz bei juckenden und entzündlichen Hauterkrankungen zu empfehlen. Bei geschädigter und irritierter Haut kommt es durch die enthaltenen Kohlenhydrate und Eiweiße zu Milieuveränderungen in der Oberhaut (Epidermis) und dadurch zu einer Wiederherstellung der Hornschicht. Weizenkleie ist auch in einigen Peeling-Produkten zu finden.
• Weizensprossen:
Weniger bekannt ist, dass sich auch frisch gekeimter Weizen in der Küche verwenden lässt. In Weizensprossen stecken alle Vitalstoffe des unverarbeiteten Korns. Das ganze Weizenkorn enthält ungefähr 12 % Eiweiß mit einem breiten Spektrum an Aminosäuren, circa 2 % Fett und etwa 60 % verwertbare Kohlenhydrate, B-Vitamine (B1, B2, B3, B6, Pantothensäure), Vitamine A, E und K, sowie diverse Mineralstoffe (Jod, Kalium, Kalzium, Mangan, Natrium, Phosphor, Schwefel, Zink). Die Vitamin C-haltigen Weizensprossen können Salate, Rohkost und Obstspeisen bereichern, oder aber zu Quark und pikanten Saucen gegeben werden. Sie werten Müslis auf und lassen sich zu vitalstoffreichem Weizengrassaft verarbeiten.
• Fermentierter Weizenkeimextrakt:
zeigte erfreuliche Ergebnisse in der Tumortherapie, insbesondere bei Erkrankungen des unteren Dickdarmabschnittes. Neuere klinische Studien konnten bestätigen, dass die Prognose der Betroffenen mit so genannten kolorektalen Tumoren sich durch die Behandlung mit Weizenkeimextrakt verbesserte. Auch typische Nebenwirkungen der Chemotherapie reduzierten sich, wie beispielsweise der Abfall von bestimmten weißen Blutkörperchen, der mit Infektanfälligkeit und Fieber einhergehen kann. Weizenkeimextrakte kurbeln zudem die Fettsäuresynthese im Körper an, was zu einer Gewichtszunahme und dadurch zu einer Verbesserung der Lebensqualität von Tumorpatienten führt.
Achtung: Laut Untersuchungen sollte Weizenkeimextrakt nicht mit Vitamin C verabreicht werden, da sonst ein Wirksamkeitsverlust möglich ist.
Lediglich Menschen, die unter Zöliakie bzw. Sprue leiden, müssen Weizen meiden, da dieser Gluten (Klebereiweiß) enthält, auf das die Betroffenen mit Unverträglichkeit reagieren.
H.L.