Housing First: Wohnung für Obdachlose – ganz ohne Gegenleistung

Eine Wohnung für Obdachlose, und das ganz ohne Gegenleistung oder Vorbedingungen? Housing First heißt der ungewöhnliche Ansatz, der ursprünglich aus New York stammt und in Finnland bereits seit 2008 erfolgreich umgesetzt wird. Jetzt schwappt das Konzept auch zusehends nach Deutschland über, wo derzeit rund 50.000 Menschen auf der Straße leben – Tendenz steigend. Erste Housing First-Initiativen gibt es u. a. in Berlin, Hamburg, Bremen, Köln, Frankfurt am Main und Nürnberg.

Die Idee dahinter: Obdachlosen eine feste Wohnung mit eigenem Mietvertrag zu vermitteln, sodass diese nach einem oft langen Leben auf der Straße endlich die nötige Sicherheit bekommen, um schrittweise zurück in die Gesellschaft zu finden. Erst nachdem sie ihre Wohnung bezogen haben, werden weitere Probleme in Angriff genommen, z. B. Alkohol- oder Drogensucht. Zudem werden sie von Sozialarbeitern bei der Arbeitsplatz-Suche unterstützt, um irgendwann wieder selbstständig den eigenen Lebensunterhalt bestreiten zu können.

Allerdings werden derzeit nur Menschen mit Anspruch auf Sozialleistungen in Housing First-Programme vermittelt. Zudem sind bezahlbare Wohnungen knapp und Vorurteile gegenüber Obdachlosen noch weitverbreitet – gerade auch auf Vermieterseite. Ganz anders im ho­hen Norden: In Finnland haben sich spezielle Stiftungen auf den Kauf bzw. Neubau von Wohnungen für Obdachlose spezialisiert. Auf diese Weise konnten seit 2008 mehr als 8.000 Wohnungen geschaffen werden. Die Zahl der Wohnungslosen hat sich dadurch um mehr als die Hälfte reduziert.

Und: Das Konzept lohnt sich auch aus ökonomischen Gründen. So konnte die finnische Regierung seit der Einführung von Housing First jährlich knapp 32 Millionen Euro einsparen, insbesondere im Gesundheitswesen.

© Natur & Heilen, Mai 2024