Placebos wirken – auch wenn man weiß, dass man ein Scheinmedikament nimmt
Die Forschung hat bereits belegt, dass ein Placebo nachweisbare Wirkung bei körperlichen Beschwerden haben kann – auch dann, wenn die behandelten Personen wissen, dass es sich um ein Placebo handelt. Ob auch ein psychisches Gefühl wie Schuld verringert werden kann durch ein offen verabreichtes Scheinmedikament, wurde jüngst von einer Forschungsgruppe der Universität Basel untersucht. Die Probanden wurden hierfür in 3 Gruppen aufgeteilt: Eine erhielt ein Scheinmedikament, ohne zu wissen, dass es sich um ein Placebo handelt, andere Teilnehmer bekamen das gleiche Medikament, wussten aber, dass es ein Placebo ist – wobei beide Gruppen darüber informiert wurden, dass das Medikament Schuldgefühle verringere. Die Kontrollgruppe erhielt gar keine Arznei. Die faszinierende Erkenntnis war, dass sich die Schuldgefühle beider Placebo-Gruppen bedeutsam reduzierten, also auch bei der Gruppe, die wusste, dass es sich um ein Scheinmedikament handelte. Studienautorin Dilan Sezer geht davon aus, „dass Placebos selbst dann wirken, wenn sie offen verabreicht werden, und dass die Behandlungserklärung zentral für deren Wirksamkeit ist.“
© Natur & Heilen, März 2023