Weniger Behandlungsfehler durch fachliche Vernetzung
Dass Irren menschlich ist, wusste schon der römische Philosoph Seneca vor rund 2.000 Jahren. Doch wenn Ärzte irren, kann das zu schwerwiegenden Folgen für den Patienten führen und unter Umständen Leben kosten. Studien zufolge sind derzeit bis zu 15 % aller klinischen Entscheidungen zu Diagnostik und Behandlung falsch.
Jetzt hat ein Forscherteam der University of Pennsylvania einen vielversprechenden Ansatz entwickelt, wie sich solche Ärztefehler künftig reduzieren ließen. In einer mehrjährigen Studie mit knapp 3.000 Medizinerinnen und Medizinern der USA konnten die Wissenschaftler zeigen, dass sich durch den Ärzte-Austausch über fachliche Online-Netzwerke sowohl die Genauigkeit der Diagnostik verdoppelte als auch die Treffsicherheit der Behandlungsempfehlungen. Bereits 40 Fachkollegen in einem solchen Netzwerk hätten ausgereicht, um die „kollektive Intelligenz“ der Ärzte deutlich zu steigern, so einer der beteiligten Forscher.
Wichtig war den Studienleitern beim Design der Beratungsnetze vor allem, diese möglichst vielfältig zu gestalten und Ärzten unterschiedlichsten Alters, verschiedener Fachrichtungen und geografischer Standorte Zugang zu gewähren. Auf diese Weise konnten potenzielle hierarchische Barrieren wie Status oder Dienstalter umgangen werden – zumal die Netze anonym gestaltet waren.
Basierend auf ihren Studienergebnissen arbeiten die Forscher bereits daran, entsprechende Netzwerk-Strukturen in Kliniken und ambulanten Praxen einzuführen.
© Natur & Heilen, Januar 2024