Trau dich!
Es ist nicht immer einfach, die richtige Entscheidung zu treffen, insbesondere dann, wenn unser Umfeld versucht, uns zu beeinflussen. Doch folgen wir dem, was unser Körper uns mitteilen möchte, können wir gewiss sein, dass der Weg, den wir einschlagen, der richtige für uns ist. Ob ein bestimmtes Verhalten oder eine Entscheidung stimmig ist, das können weder der Verstand noch der „Bauch“ allein sagen. Vielmehr tragen verschiedene Kräfte zu einer guten Entscheidung und zu einem erfüllten Leben bei: Denken und Fühlen, Wünschen und Wollen, Intuition und nicht zuletzt auch der Körper. Der Mensch ist vielseitig begabt! Doch genau an diesem Punkt hakt es: Viele Menschen haben kein Ohr für die Sprache ihrer Emotionen und kein Gespür für ihren Körper. Dabei signalisiert dieser manchmal wie ein Seismograf, ob eine Entscheidung passt oder nicht. Etwa, wenn sich etwas verkrampft und hart wird oder wenn es sich weich und fließend anfühlt. Ebenso trauen viele ihrer Intuition kaum etwas zu. Dies liegt zum einen an der westlichen Gesellschaft. Denn diese erzieht uns zu Riesen der Rationalität und zu Zwergen der Intuition. Als ob Letztere nur ein Störgeräusch wäre, das man möglichst herunterdimmen muss. Zum anderen findet unsere Intuition so wenig Gehör, weil wir in unserem Bedürfnis nach Sicherheit nach klaren Anzeichen für Richtig und Falsch suchen. Doch was in einer konkreten Situation angemessen oder passend ist, das lässt sich nicht aus allgemeinen Regeln verstandesmäßig ableiten, sondern nur im Augenblick intuitiv erfassen. Wann immer wir gegen unser Herz entscheiden, wann immer wir gegen unsere Werte handeln oder uns auf falsche Menschen einlassen – unsere Intuition merkt es. Und schlägt Alarm. Aber nicht mit einem lauten Sirenengeheul, sondern mit einem leisen Zweifel, einem Zögern, einer Unruhe. In der Fülle des Alltags gehen die Warnungen leicht unter. Doch wenn wir den Mut haben, uns dafür Zeit zu nehmen und auch Stille in unserem Alltag auszuhalten, werden wir die innere Stimme in größerer Klarheit vernehmen. Die Stille ist der Ort, an dem sich das Herz traut zu sagen, was einem der Verstand vielleicht schon seit Langem auszureden versucht. Und jedes Mal, wenn wir unserem Gespür in den kleinen Belangen Gehör schenken, bringen wir uns selbst Vertrauen entgegen. Im doppelten Sinn des Wortes trauen wir uns. Auf diese Weise kann ein allzu großes Sicherheitsbedürfnis, das nach eindeutigen Anzeichen für Richtig und Falsch sucht, langsam in den Hintergrund treten. Mit wachsender Leichtigkeit werden wir Klarheit und Gewissheit in uns selbst finden.
Aus: Trau dich, es ist dein Leben Die Kunst, mutig zu sein Von Melanie Wolfers © bene! Verlag in der Verlagsgruppe Droemer Knaur, München, 2018 NATUR & HEILEN 12/2020 11