Feigenpflaster und weitere bewährte Hausmittel aus der Bibel
Man hört immer wieder von arzneilichen Ratschlägen in der Bibel. So z.B. von einem Feigenpflaster gegen Geschwüre. Was halten Sie davon?
Antwort
Mit knapp 2300 Übersetzungen und millionenschweren Auflagen pro Jahr ist die Bibel das erfolgreichste Buch aller Zeiten. Doch nur wenige wissen, dass sie auch allerlei konkrete Tipps zur Gesundheit anbietet.
Prof. Fred Rosner vom Mt. Sinai Hospital in New York hat als Arzt und Rabbi ausgiebig nach medizinischen Inhalten in der Heiligen Schrift gesucht. Sein Resümee: „Von den 613 Vorschriften der Bibel beziehen sich 213 auf die Gesundheit.“
Eine besonders ergiebige Bibelquelle für medizinische Weisheiten ist das Buch „Jesus Sirach“, das 180 v. Chr. von „Jesus, Sohn Eleasars, des Sohnes Sirachs“ verfasst wurde. Von ihm stammt nicht nur der bekannte Spruch: „Besser arm und gesunde Glieder als reich und mit Krankheiten geschlagen.“ Er wusste auch, schon 2000 Jahre vor den Entdeckungen der modernen Psychosomatik, dass Grübeln und gedankliches Sich-Nicht-Lösen-Können krank machen können. Neid und Ärger sollte man außen vor lassen und statt dessen lieber darauf achten, was wirklich gut tut: „Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise, beobachte, was dir schlecht bekommt, und meide es! Denn nicht alles ist für alle gut.“ Diese Sätze sind weit mehr als die üblichen Warnungen vor Drogen und maßloser Völlerei. Sie sind auch eine Erinnerung daran, dass Gesundheit etwas Individuelles ist. Die einen fühlen sich eben beim Joggen oder morgendlichen Müsli pudelwohl, während die anderen lieber auf Spaziergänge und die Marmeladensemmel setzen.
Hygiene war allerdings für die Bibelautoren nicht verhandelbar: Vor und nach dem Essen hat man sich mit Öl oder Wasser die Hände zu waschen, Gläser müssen vor und nach dem Trinken gereinigt werden. Auch sollte man keine Geldmünzen in den Mund nehmen, keine Speisen unter das Bett stellen und Brot nicht unter dem Arm tragen.
Im „Buch Jesaja“ wird ein Heilmittel bei Geschwüren angeboten: Nämlich „ein Pflaster von gepressten Feigen“. Dass die beliebte Maulbeerfrucht vom Mittelmeer die Wundheilung beschleunigen könnte, ist aufgrund ihrer Gerbstoffe und B-Vitamine nachvollziehbar. Die Feigen kommen natürlich nicht direkt auf die Wunde, sondern werden nach dem Zerpressen in ein Leinentuch eingewickelt. Dieser Breiumschlag wird dann mit Handtüchern am Körper fixiert.
Stillenden Müttern rät die Bibel, weder Hopfen noch Kürbis noch Fische zu verzehren. In Bezug auf Kürbis und Fisch sind diese Ratschläge sicherlich überholt, aber für die damalige Zeit mit ihren fehlenden Kühl- und Lagerungsmöglichkeiten durchaus nachvollziehbar. Der Tipp auf Hopfenverzicht ist dagegen auch heute noch aktuell. Denn die bekannte Heilpflanze enthält große Mengen an Phytoöstrogenen, die den Milchfluss hemmen können.
Ansonsten bilden Heilpflanzen aber den größten Teil der biblischen Arzneien. In der „Prophezeiung Hesekiels“ heißt es von den Uferbäumen der Flüsse: „Ihre Frucht wird zur Speise dienen und ihre Blätter zur Arznei.“ So wurde Fleisch, um es verdaulicher zu machen, mit Bitterkräutern gewürzt. Eines davon war die Blauwarte, die in den letzten Jahren ein bemerkenswertes Comeback als Mittel gegen Nervosität und Schlafstörungen feiert.
Als weitere Heilpflanzen werden in der Bibel Myrrhe, Zimt, Minze, Kalmus und Ysop genannt. Die einzelnen Kräuter wurden oft miteinander vermischt. Die gängige Zubereitung war das Aufkochen in Wasser, oder aber die Pflanzen wurden pulverisiert und danach in Wein aufgeschwemmt. Eine Zubereitung, die aus pharmakologischer Sicht durchaus Sinn macht: Denn viele Pflanzenwirkstoffe sind wasserunlöslich und können in unserem Körper nur in Aktion treten, wenn das Kraut mit Öl oder Alkohol verarbeitet wurde.
Bleibt am Ende die Frage, was von den Wunderheilungen zu halten ist, die in der Bibel beschrieben werden. Die Antwort: Man sollte sie nicht vorschnell als bloße Legenden abtun. So sehen Medizinhistoriker in der Wiedererweckung eines jungen Knaben durch Elisa („und er legte seinen Mund auf des Kindes Mund“) eine erste Beschreibung der Mund-zu-Mund-Beatmung. Jesus hat laut Evangelium insgesamt 41 Wunder vollbracht. Zweimal gab er einem Blinden das Augenlicht zurück, einmal durch Berührung mit den Fingern, ein anderes Mal durch Bestreichen mit Speichel. Die moderne Psychosomatik weiß zu berichten, dass beim Heilungsprozess der Glaube an die eigene Genesung und an die Kompetenz des Heilers eine zentrale Rolle spielt. Möglicherweise war es dieser Faktor, der den Ausschlag für die therapeutischen Erfolge Jesu gegeben hat.
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