Halsschmerzen: Antibiotika bringen nur wenig
Meine Tochter leidet regelmäßig unter Halsschmerzen, die bis jetzt mit mehr oder weniger Erfolg naturheilkundlich behandelt wurden. Nun drängt unser Hausarzt auf eine antibiotische Behandlung, um zukünftige Rezidive zu vermeiden. Hat das Ihrer Meinung nach überhaupt einen Sinn?
Antwort
Halsschmerzen gehören zu den weit verbreitetsten Krankheiten überhaupt. In der durchschnittlichen Hausarztpraxis sitzen etwa 300 Patienten pro Jahr, die unter Halsschmerzen klagen. Alles andere als ein vernachlässigbares Bagatellsymptom also – dennoch wird es meistens falsch behandelt.
So werden Halsschmerzen bei Erwachsenen in etwa acht von zehn, bei Kindern sogar in neun von zehn Fällen von Viren ausgelöst. Antibiotika können hier nichts ausrichten, denn sie zielen lediglich auf Bakterien. Dennoch werden sie bei 95 % aller Halsschmerz-Patienten auf den Rezeptblock geschrieben. Und das geht nicht nur meistens am Ziel vorbei, sondern baut auch Resistenzen im Lager der Bakterien auf, die dann später nicht mehr auf Antibiotika reagieren.
Nichtsdestoweniger beharren viele Ärzte auf der antibiotischen Behandlung, mit dem Argument, dass eine virale Infektion ja schnell in eine bakterielle übergehen könnte. In einer Studie der Universität Utrecht an 156 halskranken Kindern konnte jedoch auch das nicht erhärtet werden. Hier kam es zwar bei einigen penicillinfrei behandelten Kindern zu Scharlach oder Rachen-Abzessen, doch diese Erkrankungen könnte man ohne weitere Komplikationen in den Griff bekommen, so die Forscher. Ihr Fazit: Antibiotika sollten nur noch bei schweren Symptomen verordnet werden, wenn also zum Beispiel das Kind vor Schmerzen nicht mehr schlucken kann. Oder wenn das Risiko von Komplikationen hoch ist, wie bei Abwehrschwäche, Herzklappenfehlern oder einem rheumatischen Fieber in der Vorgeschichte.
Ansonsten lassen sich virale Halsinfekte, die sich durch eine rote Verfärbung im Rachenraum zeigen, auch ohne Antibiotika behandeln. Wie etwa mit dem in den Apotheken erhältlichen Cystus-Sud. Cystus-Sud wird aus dem Kraut des Busches Plana cistrosa gewonnen und wirkt antientzündlich und antioxidativ. Die Gerbstoffe der griechischen Pflanze machen die Schleimhäute im Rachenraum robuster gegenüber Infektionen und Umweltreizen. Dadurch verkürzt sich der Krankheitsverlauf. Prof. Holger Kiesewetter von der Berliner Charité liess 53 Patienten mit Halsentzündung alle drei Stunden zwei Minuten lang mit Cystus-Sud gurgeln und danach herunterschlucken. Die Patienten zeigten sieben Tage später deutlich weniger Symptome als eine Kontrollgruppe, die lediglich mit Tee gegurgelt hatte.
Bei Halsschmerzen mit Heiserkeit können Bratäpfel helfen. Dazu werden die Äpfel mit reichlich Honig übergossen und anschließend im Backofen gegart. Man isst sie, wenn sie noch warm, aber auch nicht mehr heiß sind. Die Pektine des Apfels wirken sanft antibiotisch und entzündungshemmend, und Honig galt schon in der frühen asiatischen Medizin als wirksamer „Infektkiller“.
Ebenfalls zu den traditionellen Anti-Halsweh-Maßnahmen gehören heiß-feuchte Halswickel, die vor allem bei einer Beteiligung der Rachenmandeln Sinn machen. Zudem sollte diese Behandlung auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sein, denn in manchen Fällen wird eine Therapie mit kalt-feuchten Halswickeln als angenehmer empfunden.
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