Hilft Chininsulfat bei Restless Legs?
Antwort
Wissenschaftler schätzen, dass bis zu 10 % der Deutschen unter dem Restless Legs Syndrom (RLS) leiden, bei etwa 1 % ist die Krankheit behandlungsbedürftig. Die Betroffenen klagen über ein Kribbeln, Ziehen und Brennen in den Beinen, besonders kurz nach dem Hinlegen am Tag oder in der Nacht, weiterhin über wiederholtes Aufschrecken in der Nacht, ein morgendliches Gefühl der Zerschlagenheit und Tagesmüdigkeit sowie über schmerzende und taube Beine, als wenn man einen Marathonlauf hinter sich gebracht hätte.
Restless Legs können zahlreiche Ursachen haben. So gehören sie oft zum Beschwerdebild von anderen, übergeordneten Krankheiten wie etwa Arthritis, Diabetes sowie Lungen- und Nierenleiden, die dann natürlich bei der Behandlung Priorität haben. Auch Schwangerschaften führen oft zu zuckenden Beinen, die sich in der Regel jedoch von selbst wieder erledigen, wenn das Kind geboren ist. Schließlich kann auch ein Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure die Beine zum Zucken bringen, vor allem dann, wenn der Betroffene sich unausgewogen ernährt oder Hormonpräparate (wie etwa die Anti-Baby-Pille) einnimmt. Hier können dann entsprechende Vitaminpräparate bzw. das Absetzen des Hormonpräparats sinnvoll sein.
Neuere Untersuchungen mit Chininsulfat – aus der Rinde des südamerikanischen Chinarindenbaums (Cinchona pubescens) gewonnen -, haben die Wirksamkeit von Chinin bei krampfartigen Muskelbeschwerden, wie sie beim RLS vorkommen, bestätigt. Chinin wurde ursprünglich u. a. wegen seiner entkrampfenden und schmerzlindernden Wirkungen in sehr hoher Dosierung in der Behandlung der Malaria eingesetzt. Heute findet der Wirkstoff aufgrund moderner wissenschaftlicher Erkenntnisse in Form von Chininsulfat bevorzugt bei der Therapie von nächtlichen Muskelkrämpfen Verwendung. Aufgrund seiner besonderen Wirksamkeit reichen hier bereits sehr niedrige Dosierungen aus, um Muskelkrämpfen und schmerzhaften Verspannungen effektiv vorzubeugen bzw. diese zu behandeln. Die Dosierung liegt bei 200 mg Chininsulfat (2 Tabletten) pro Tag. Die Verträglichkeit ist gut, was dazu geführt hat, entsprechende Präparate auch ohne Rezept in Tablettenform der Selbstmedikation zugänglich zu machen. Erhältlich sind diese allerdings nur in Apotheken. Auch wenn die Mechanismen der Entstehung von Muskelkrämpfen noch nicht umfassend erforscht worden sind, wird angenommen, dass die Muskeln beim RLS übererregbar sind, weil sie auf das Signal des muskelanregenden Nervenbotenstoffes Acetylcholin zu stark ansprechen. Chinin hemmt am Acetylcholinrezeptor die Reizübertragung vom Nerv auf den Muskel und führt somit zu einer Dämpfung der muskulären Übererregbarkeit. Gleichzeitig scheint Chininsulfat Systeme zu beeinflussen, die im Gehirn mit der Steuerung von Schmerz und Muskelkrämpfen im Zusammenhang stehen. Chininsulfat könnte somit an beiden Enden der motorischen Nervenreizleitung die Übererregbarkeit drosseln.
Ansonsten lassen sich Restless Legs oft durch alternative Heilverfahren behandeln. Gut dokumentiert ist das RLS durch Neuraltherapie und vor allem Traditionelle Chinesische Medizin, die das Beinzucken als Ausdruck des “aufkommenden Leberwindes” betrachtet und meistens durch Akupunktur behandelt. Das Nadeln sollte freilich durch einen Heilpraktiker oder Arzt erfolgen, der über eine lange Erfahrung in Traditioneller Chinesischer Medizin verfügt.
Die Schüßler-Lehre sieht Restless Legs als die Folge einer mineralischen Unterversorgung von Muskeln und Nerven. Als besonders chancenreich werden dort gemeinhin Ferrum phosphoricum, Magnesium phosphoricum sowie Cuprum arsenicosum und Zincum chloratum eingeschätzt.
Nicht selten reicht es aber auch aus, ein paar grundsätzliche Verhaltensregeln zu befolgen, um die zuckenden Beine in den Griff zu bekommen:
- Viel bewegen, vor allem Gymnastik, bei der die Beine beansprucht werden. Eine Schonung der Beinmuskeln ist bei Restless Legs genau das Falsche.
- Vor dem Schlafengehen die Füße 5 – 10 Minuten lang mit Ringelblumen- oder Aloe-vera-Öl einmassieren.
- Bei ausgeprägten Beschwerden Beine und Füße vor dem Schlafengehen kalt abduschen! Wenn die Unruhe den ganzen Körper erfasst, kann auch vom Kopf abwärts geduscht werden. Anschließend mit noch etwas feuchter Haut ins Bett legen!
- Kein Abendessen mehr nach sechs Uhr. Leichter Kost den Vorzug geben, und Nahrungsmittel weglassen, die im Einzelfall die Symptomatik verstärken (wie z. B. Rotwein und Hartkäse).
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