Polyneuropathie in den Beinen
Antwort
Wenn zwei Fachärzte bei Ihnen eine Polyneuropathie diagnostizierten, darf man wohl davon ausgehen, dass diese Diagnose zutrifft, obwohl Ihre geschilderten Beschwerden nicht unbedingt darauf hinweisen. Der Befund Polyneuropathie ist aber relativ nichtssagend, er beschreibt lediglich eine Nervenstörung, ohne über deren Ursache Auskunft zu geben. Nur die Hauptursachen, nämlich Alkoholmissbrauch und Diabetes, wurden bei Ihnen ausgeschlossen. Da sich die beiden Neurologen – soweit wir das aus der Ferne beurteilen können –anscheinend nicht um eine tiefergehende, ganzheitliche Diagnose bemühten, konnten sie naturgemäß auch keine angemessene Therapie verordnen.
Es fällt bei Ihren Ausführungen auf, dass die Missempfindungen an den Beinen erst etwa zwei Stunden nach dem Aufstehen beginnen. Das könnte auf eine orthopädische Ursache hinweisen, zum Beispiel im Wirbel-Bandscheiben-Bereich oder auch direkt an einem der Beingelenke. Die ersten beiden Stunden ohne Beschwerden ließen sich dann daraus erklären, dass erst die Gelenk- oder Wirbel-/Bandscheiben-Belastung nach dem Aufstehen die Missempfindungen hervorruft.
Bei Ihrer Schlaganfall-Anamnese muss auch an arteriosklerotische Durchblutungsstörungen gedacht werden. Vielleicht spielen aber auch entzündliche Gefäßerkrankungen eine Rolle. Immer noch zu wenig berücksichtigt wird auch, dass eine von Zecken aber auch von Mücken übertragene Borreliose ebenfalls zu derartigen Nervenstörungen führen kann. Nicht zuletzt kommen Nervenentzündungen im betroffenen Bereich, hormonelle Einflüsse (wie Schilddrüsen-Unterfunktion) oder Vergiftungen (z. B. Schwermetalle wie Amalgam) in Betracht.
Sie sehen, es gibt noch genügend weitere Ansatzpunkte für eine Therapie. Zuvor müssten also alle denkbaren Ursachen abgeklärt werden. Zuerst sollten die erstgenannten – die orthopädischen und gefäßbedingten – Faktoren geklärt werden, dann alle weiteren. Wenn alle Untersuchungen zu keinem Befund führen, kann eine anlagebedingte Polyneuropathie vorliegen. Leider muss man sich allerdings nur all zu oft damit abfinden, dass die Ursachen nicht genau zu ergründen sind. Aber abzuklären sind diese in jedem Falle.
Die von Ihnen angegebenen Medikamente kommen als Ursache Ihrer Beschwerden aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in Frage. Sie können natürlich mit Ihrem Arzt besprechen, ob probeweise eine Umstellung der Medikamente ausprobiert werden kann, um dadurch festzustellen, ob sich die Symptomatik dann bessert. Selbstständig sollten Sie die Arzneimittel aber keinesfalls absetzen, allenfalls hinterfragen, ob es denn tatsächlich so viele Medikamente auf einmal sein müssen.
Wir möchten Ihnen empfehlen, sich wegen all dieser ungeklärten Fragen auch die Meinung eines ganzheitlich orientierten Mediziners oder Heilpraktikers einzuholen. Oft ergeben sich daraus nämlich ungeahnte weitere Möglichkeiten der Therapie.
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