Prostata-Karzinom: Behandlung mit Ultraschall?
Antwort:
Da das Prostata-Karzinom keine Notfall-Situation ist, handeln Sie richtig, weil Sie sich zuerst in Ruhe informieren, bevor Sie die Entscheidung über die für Sie bestmögliche Behandlung treffen.
Die HIFU, also die Behandlung des Prostata-Karzinoms mit Hoch Intensivem Fokussiertem Ultraschall, ist eine minimal-invasive Methode, die in Deutschland seit 13 Jahren durchgeführt wird. Die Behandlung dauert etwa 1,5 bis 2 Stunden und findet unter Teilnarkose statt. Dabei wird dem Patienten eine etwa löffelgroße Sonde in den Enddarm eingeführt, die die Schallwellen gebündelt auf das entartete Prostatagewebe richtet und es verödet. Die hochenergetische Behandlung erreicht im Fokuspunkt Temperaturen von 85 °C, wobei der Fokuspunkt einen Durchmesser von 1,7 mm hat. Da es sich um fokussierte Schallwellen handelt, wird das umliegende, gesunde Gewebe nicht geschädigt.
In Deutschland wurde die Behandlung zum ersten Mal 1996 von Prof. Christian Chaussy vom Klinikum München Harlaching ausgeführt. Der Urologe ist überzeugt davon, dass “das Verfahren viele Vorteile hat, denn es gibt keine Schnitte und OP-Narben, es kommt nicht zu Blutungen, und der Patient kann nach wenigen Tagen wieder nach Hause entlassen werden.” Bei diesem minimal-invasiven Verfahren bestünde auch die Möglichkeit, es mehrfach anzuwenden – und als letzte Option bliebe immer die Operation, sollte der Tumor tatsächlich nachwachsen. Das Ergebnis der Behandlung mit HIFU ist immer davon abhängig, wie weit der Tumor bereits fortgeschritten ist und wie groß er ist. Ist die Distanz zwischen Darmwand und Karzinom zu groß, ist die HIFU nicht möglich, denn auf diese Weise kann ein Karzinom nur bis zu 25 mm von der rektalen Darmwand entfernt behandelt werden.
Diese Schallbehandlung zählt nicht zu den gängigen Methoden, wie Operation, Bestrahlung, hormonelle Therapie oder Chemotherapie, zu denen es entsprechende Langzeitdaten gibt. Zwar gibt es Studien zu HIFU mit durchaus positiven Ergebnissen für die lokale Wirksamkeit, doch Daten, die beweisen, dass durch HIFU eine Langzeitheilung eingetreten ist, existieren noch nicht. Der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. rät deswegen: “Patienten, bei denen eine vollständige Entfernung der Prostata möglich und medizinisch ratsam ist, sollten deshalb vorsichtshalber die Operation durchführen lassen.” Denn die radikale Operation ist immer noch weltweit die anerkannte Therapie mit der höchsten krebsfreien Langzeit-Überlebensrate.
Allerdings gibt es auch Kriterien, die die Operation ausschließen: Wenn Sie beispielsweise über 70 Jahre alt sind und noch weitere Erkrankungen haben, wie z.B. koronare Herzerkrankungen oder Niereninsuffizienz, oder wenn der Wunsch nach Potenzerhaltung eine sehr große Rolle spielt. In diesen Fällen kann die HIFU als lokales Verfahren eine Alternative zur Chirurgie sein.
Auf Naturheilverfahren zur Behandlung von Prostataleiden kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden.
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