Schilddrüsenstörungen werden oft fehlgedeutet
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Etwa 20 % der Bundesbürger leiden unter einer Schilddrüsenerkrankung. Wobei es sich genau genommen um zwei Erkrankungen handelt, nämlich um eine Über- und Unterfunktion der Schilddrüse. Das eigentliche Problem bei ihnen besteht aber darin, dass ihre Symptome oft fehlgedeutet werden.
Bei der Überfunktion werden zu viele Hormone zur Anregung des Stoffwechsels ausgeschüttet. Zu ihren typischen Symptomen gehören Gewichtsabnahme, Haarausfall, Nervosität, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Hitzegefühl, Herzklopfen und mitunter auch Durchfall. Allesamt Beschwerden, die auch im Zusammenhang mit anderen Krankheiten auftreten können. So wird der Haarausfall oft als Folge von Eisenmangel fehlgedeutet, während Nervosität und Schlafstörungen gern mit Stress in Verbindung gebracht werden. Zudem können die Symptome der Überfunktion, wie Endokrinologe Prof. Karl-Michael Derwahl vom St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin betont, sehr unterschiedlich sein: „Bei älteren Menschen macht sie sich oft nur durch wenige Symptome bemerkbar.“ Typisch seien hier vor allem Herzrhythmusstörungen.
Bei der Schilddrüsenunterfunktion sind die Betroffenen extrem kälteempfindlich. Sie frieren leicht, fühlen sich immer wieder müde und abgeschlagen. Oft zeigt sich auch eine Gewichtszunahme, obwohl sich an den Ernährungsgewohnheiten nichts geändert hat – viele Betroffene machen Diäten, ohne freilich eine realistische Chance zu haben, die Auswirkungen ihrer „trägen“ Schilddrüse in den Griff zu bekommen. Zu deren weiteren möglichen Symptomen gehören Lern- und Konzentrationsschwäche. Ältere Menschen leiden oft unter depressiven Verstimmungen. Bei Frauen werden die Beschwerden oft als Wechseljahresbeschwerden fehlgedeutet.
Trügerisch ist auch die Hoffnung, Schilddrüsenerkrankungen mittels Jodsupplementen zu vermeiden. Jodtabletten können für ältere Menschen mit einem Knotenkropf und einer milden Schilddrüsenüberfunktion sogar ausgesprochen gefährlich sein.
Möglicherweise haben Schilddrüsenerkrankungen ohnehin weniger mit dem Mineral zu tun, als weithin verbreitet wird. Denn den Kropf als typische Folgeerscheinung der Schilddrüsenschwäche gibt es nicht nur hierzulande, sondern auch in Jodüberschussgebieten wie Japan. Ein Hinweis darauf, dass diese Erkrankung neben dem Jodmangel auch andere Ursachen hat – wie etwa Umweltgifte. Laut „Umweltbundesamt“ können nämlich auch Nitrate und Huminsäuren, die durch Industrie und Landwirtschaft ins Grundwasser eingespeist werden, zu einer Vergrößerung des Schilddrüse führen.
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