Bakteriophagen bekämpfen gezielt Bakterien bei Blasenentzündungen
Antibiotikaresistenzen sind bei Harnwegserkrankungen weitverbreitet, Tendenz steigend. Da die Diagnostik im Labor über Kulturen gemacht wird, dauert es mehrere Tage, bis der Erreger gezielt ermittelt werden kann, und Ärzte müssen häufig im Blindflug ein Antibiotikum verschreiben, ohne zu wissen, ob es auch tatsächlich gegen den Keim in der Blase wirkt.
Ein Forscherteam der ETH Zürich hat nun in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Balgrist zur genauen Bestimmung der Bakterien einen Schnelltest entwickelt, der auf Bakteriophagen basiert – auf hoch spezialisierten Viren also, die ausschließlich jeweils nur eine bestimmte Bakterienart bekämpfen.
Die Wissenschaftler haben jene Phagen, die auf Harnwegsinfekt-Bakterien ausgerichtet sind, so modifiziert, dass die infizierten Bakterien nach Kontakt mit den Phagen ein Lichtsignal abgeben: Nach 4 bis 5 Stunden sind die Bakterien im Urin nun leicht zu identifizieren. Die Diagnostik und Behandlung mit den hoch spezialisierten Bakteriophagen verursacht keine Kollateralschäden, weil die umgebende Flora in der Blase nicht zerstört wird, wie es etwa bei Antibiotika der Fall ist.
Da es in der EU bislang noch kein zugelassenes Phagen-Medikament gibt, plädieren Experten dafür, die bereits 100 Jahre alte Phagentherapie in besonderen Bedarfsfällen für mehr Betroffene zugänglich zu machen (siehe auch NATUR & HEILEN 12/2019 „Phagentherapie. Neue Hoffnung gegen multiresistente Keime“).
© NATUR & HEILEN, November 2023