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Das Gänseblümchen: eine unterschätzte Pflanze mit hoher Heilwirkung

Bellis perennis, das Gänseblümchen, wächst und blüht fast das ganze Jahr über. Selbst hartgesottene Stadtmenschen kennen das Pflänzchen, weil es im Grunde überall gedeiht. Dass dieses kleine und unscheinbare Gewächs aus der Familie der Körbblütler (Compositae/Asteraceae) ein wirksames Pharmakon darstellt, wissen die wenigsten. Die Schulmedizin verwendet leider das Gänseblümchen als Allerweltspflanze ersten Ranges nicht, auch aus der naturheilkundlichen Literatur ist Bellis perennis weitgehend verschwunden. Dabei liegt mit der so gut wie jederzeit verfügbaren Pflanze ein adäquates Wund- und Schmerzmittel vor, dessen heilkräftige Eigenschaften nur genutzt werden müssten.
Der schwedische Arzt und Botaniker Carl von Linné gab dem Gänseblümchen den Namen Bellis perennis. Bellis kommt vom lateinischen „bellus“ und bedeutet „schön“. Der ebenfalls aus dem Lateinischen stammende Artname „perennis“ umschreibt den ausdauernden Wuchs der mehrjährigen Pflanze. Die in Deutschland zwar erst seit Ende des 17. Jahrhunderts etablierte, heute aber am Häufigsten benutzte Bezeichnung Gänseblümchen leitet sich vom Standort der Pflanze ab. Auf Weideplätzen für Gänse nämlich wuchs Bellis früher grundsätzlich. Vielleicht stammt die Bezeichnung aber auch aus dem keltischen Kulturraum: Bellis war bei den Kelten ebenso der Sonne zugeordnet wie die Gans.

In der Homöopathie wird Bellis perennis sowohl innerlich wie äußerlich (als Salbe) gegen Blutungen, Hämatome, Muskelschmerz, Eiterungen, Prellungen, Ekzeme, Knochenschmerzen, Gastroenteritis, Bronchitis, Furunkulose, Hauterkrankungen, Menstruationsbeschwerden, Rheuma, Quetschungen und Wundschmerz eingesetzt.

Obgleich Bellis perennis nur noch selten Verwendung findet, ist die Pflanze doch in einigen wenigen Mischpräparaten enthalten. So ist die Gänseblume, neben Tollkirsche (Belladonna), Sturmhut (Aconitum), Ringelblume (Calendula), Bergwohlverleih (Arnika), Beinwell (Symphytum) und Johanniskraut (Hypericum perforatum), Ingredienz der homöopathischen „Traumeel“-Salbe, welche bei Prellungen und anderen äußeren Verletzungen verwendet wird.
Die Naturheilkunde verwendet das Gänseblümchen als Analgetikum und Wundheilmittel, vor allem bei Muskelschmerzen, Prellungen, Schürfwunden, Verstauchungen, Zerrungen, Dysmenorrhoe, Amenorrhoe und Hauterkrankungen, z. B. Akne.

Auf Wunden oder Geschwülste gelegt, haben frisch gepflückte Bellis-Blüten analgetische und den Heilungsprozess unterstützende Eigenschaften. Die Droge, bestehend aus Blättern und/oder Blüten, wird in der Hauptsache als Kräuteraufguss, Salbe oder Tinktur bereitet und gereicht.
Bellis perennis wirkt auflösend und abkühlend, hat blutreinigende, leicht abführende, entzündungshemmende und schleimlösende Qualitäten, regt den Stoffwechsel an und ist deshalb ein wirksames Phytopharmakon gegen Gicht und rheumatische Beschwerden.

Bellis wird aber genauso bei Menstruationsbeschwerden und Atemwegserkrankungen angewandt.

Innerhalb der Volksheilkunde wird ein Dekokt (Abkochung) aus dem Kraut gegen Katarrhe der oberen Luftwege, des Magen-Darm-Traktes und bei Gallenblasenentzündung verordnet.

Bellis perennis ist außerdem ein effektives Mittel bei Erkrankungen der Leber.
Eine Rezeptur der Kinderheilkunde zur Entgiftung bei Darmdysbiose (z. B. Darmpilz, Status nach Antibiotika) und bei Hautleiden wie Milchschorf und Neurodermitis, besteht aus gleichen Teilen Bellis-Blüten, Fenchel, Ehrenpreiskraut, Taraxacum-Wurzel (Löwenzahn), Stiefmütterchenkraut, Kümmel und Calendula-Blüten. Von der Mischung einen Teelöffel mit heißem Wasser aufbrühen und fünf Minuten abgedeckt ziehen lassen. Abseihen und 2 bis 3 Tassen täglich ungesüßt geben.

Nach Paracelsus lehren die Sterne, Krankheiten zu erkennen. Die laut Pflanzensignatur (Aussehen, Geruch, Geschmack usw.) in Beziehung zu den Gestirnen stehenden Gewächse vermögen die erkannte Krankheit zu heilen. Bellis perennis steht mit ihrer harmonischen Symmetrie und Farbgebung in Beziehung zu Venus: „Die lieblichen Farben des Gänseblümchens (…) zeigen die Zugehörigkeit zur Venus und deuten u. a. die Heilkraft bei Gebärmutterleiden an“ (Rippe). Daher empfehlen homöopathisch orientierte Hebammen und Homöopathen eine D3-Potenz Bellis direkt nach der Entbindung. Homöopathen nennen Bellis sogar die „Arnica der Gebärmutter“ und verordnen es zur Förderung der Rückbildung nach der Geburt. Aber Vorsicht: Während der Schwangerschaft soll Bellis perennis nicht angewendet werden!

Verfolgen wir den Gedanken der Signaturenlehre weiter, ist Bellis auch eine Wetterpflanze: In Abhängigkeit von der Luftfeuchtigkeit öffnen und schließen sich die Blüten des Gänseblümchens. Das Gänseblümchen hat mit seinen den Stoffwechsel anregenden Eigenschaften Qualitäten zur Unterstützung des Heilvorganges, z. B. bei Neurodermitis. Eine Aufgussmischung gegen die Hautkrankheit besteht aus gleichen Teilen Bellis-Blüten (Flores Bellidis), Brennnessel-Blättern (Folia Urticae), Erdrauch-Kraut (Herba Fumariae), Walnussblättern (Folia Juglandis) und Stiefmütterchen-Kraut (Herba Violae). Aus den gleichen Inhaltsstoffen kann ebenfalls ein Balsam bereitet werden. Hier einige nützliche Rezepturen:

• Bellis-Salbe:
Vaseline auf schwacher Stufe erwärmen, bis diese eine flüssige Konsistenz annimmt. Beliebig viele Bellis-Blüten beimischen, erhärten lassen und 3 – 4 Tage an kühlem Orte (allerdings nicht im Kühl- oder Eisschrank) ziehen lassen. Wieder vorsichtig verflüssigen, abseihen und abermals erhärten lassen. Fertig. Die Salbe kann auf frische oder bereits verschorfte Wunden und rheumatisch belastete Körperregionen aufgetragen werden und hilft auch gegen Gliederschmerzen.

• Bellis-Saft:
Wirksam und heilend ist der Press-Saft, der aus jungen Bellis-Sprossen ohne Wurzel hergestellt wird. Diese werden einfach mit einem Entsafter oder ähnlichem ausgepresst. Der Saft, der täglich frisch bereitet werden muss, kann sowohl innerlich wie äußerlich verwendet werden. Man nimmt täglich 1 – 3 Esslöffel voll des Saftes mit der halben Menge Wasser ein. Äußerlich wird der Frischpresssaft zu Einreibungen oder zu Umschlägen bei Verletzungen und eiternden Wunden gebraucht.
Wird der Saft mit Honig vermischt, so erhält man ein wunderbares Mittel gegen Lungen- und Luftröhrenerkrankungen.
Mit Weingeist gemischt, kann Bellis-Saft als Einreibung gegen Muskelkater Verwendung finden.

• Bellis-Tee:
Ein Gänseblümchen-Aufguss kann mit frischen blühenden Pflanzen oder dem getrockneten blühenden Kraut zubereitet werden. 1 – 3 Teelöffel mit heißem, nicht mehr kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Schlückchenweise trinken. Bellis-Tee hilft bei Erkältungsleiden, Magen-Darm-Erkrankungen, kolikartigen Schmerzen, Leberleiden, Nieren- und Blasenkrankheiten und Schleimhautkatarrhen. Ein Aufguss aus Bellis-Blüten und -Blättern mit Blättern des Nussbaumes soll bei inneren Blutungen wirksam sein. Dazu trinke der Patient täglich 2 – 3 Tassen schlückchenweise.

• Bellis als Nahrungsmittel:
Bellis ist sogar in der Küche einsetzbar. Die Blütenknospen können wie Kapern in Essig eingelegt oder auch aufs Butterbrot gelegt werden. Außerdem kann aus der ganzen, noch jungen Pflanze oder den Blütensprossen ein schmackhafter, leicht bitterer Salat oder auch ein Gemüse bereitet werden. Manche Bauern verwenden Gänseblumen als Futterpflanze für das Vieh.

M.B.

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