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Pflanzenheilkunde

Salbei: Arzneipflanze 2023 hat enormes Potenzial

Echter Salbei als Arzneimittel gegen SARS-CoV-2, Hypercholesterinämie oder sogar bei Morbus Alzheimer? „Großes Forschungs­potenzial und reichhaltige Nutzungsmöglichkeiten“ bescheinigt Salvia officinalis jedenfalls Tobias Niedenthal, einer der beiden Leiter der Forschergruppe Klostermedizin an der Universität Würzburg. Für Niedenthal steht fest: Die Arzneipflanze 2023 ist ein enorm kraft­volles Phytotherapeutikum. „Salbeiblätter enthalten Bakterien hemmende Stoffe in ihrem äthe­rischen Öl und den Gerbstoffen“, erklärt Niedenthal, „was sich auch günstig auf SARS-CoV-2 auswirkt.“

Verschiedene Salbei-Arten sind zudem in der Lage, das Enzym Acetylcholinesterase zu hemmen, „was für die Behandlung bei Alzheimer-Demenz interessant werden könnte“. An der Entwicklung dieser Erkrankung scheint ein Verlust zentraler Nervenzellen beteiligt zu sein, wodurch im Gehirn ein Mangel des Botenstoffs Acetylcholin entsteht, der die Signalübertragung verlangsamt. Sogenannte Acetylcholinesterase-Hemmer vermindern den Abbau von Acetylcholin.

In der klinischen Therapie werden inzwischen synthetische Cholinesterase-Hemmer, die die Blut-Hirn-Schranke überwinden können, eingesetzt, damit die Kommunikation zwischen den Nervenzellen erneut ­angeregt wird. Cholinesterase-Hemmer helfen so Menschen mit leichter bis mittelschwerer Demenz-Erkrankung, dass sich der Abbau ihrer geistigen Leistungsfähigkeit verzögert. Mit dem Echten Salbei steht nun neben dem Ginkgo biloba ein neuer pflanzlicher Cholinesterase-Hemmer im Raum.

Salvia officinalis, ein aromatisch duftender Halbstrauch, wächst schnell und kräftig und trägt ab dem späten Frühjahr reichlich Blüten. Geerntet werden die Blätter bereits, bevor sich die Knospen öffnen. Salvia leitet sich aus dem lateinischen Wort salvus für gesund ab: Schon die Römer wussten um die enorme Heilkraft der Pflanze. Als Heilgewürz in der Küche verwendeten sie Salbeiblätter aber nicht – vermutlich, weil ihnen die Blätter zu intensiv schmeckten.

Karl der Große sah das anders: Er ordnete an, den Halbstrauch großflächig anzubauen und seine Blätter zu nutzen. Im 16. Jahrhundert war Salbei nahezu in jedem Haushalt zu finden: Schließlich waren damalige Ärzte davon überzeugt, dass der reichliche Dauergenuss der Blätter nicht nur gegen Sodbrennen und Blähungen helfe, sondern gleich ewiges Leben ­garantiere. Nicht überliefert ist, wie viele Mägen rebellierten, die sich weigerten, zu viele Saponine (sekundäre Pflanzenstoffe) zu verdauen.

In der Naturheilkunde wird die Pflanze nach wie vor gern als Des­infektionsmittel für den Mundbereich eingesetzt – in Form von ­Essenzen, Tinkturen, Bonbons, Gurgelwasser oder Zahncreme. Im Halsbereich ist Salbei als Bonbon oder Gurgelwasser ein probates Mittel, um Schmerzen zu vertreiben. Als Hautwaschmittel wird Salbeiwasser verordnet für Patienten, die zu viel Schweiß absondern.

Der Duft des Salbeis hilft zudem, Menstruationsbeschwerden und Kopfschmerzen zu lindern. Tobias Nie­den­thal hat weitere Forschungsergebnisse parat: Patienten mit zu hohen Cholesterinwerten profitieren von der Stoffwechsel fördernden Wirkung der Heilpflanze. „Auch haben wir festgestellt, dass die Arzneidroge antiinfektiös wirkt bei lokaler Behandlung von vaginalem Pilzbefall.“

Martina Schneider

© Natur & Heilen, April 2023

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