Wir erwarten immer so viel von anderen: dass sie sich verhalten, wie wir es uns wünschen, dass sie uns geben, was wir brauchen, uns lieben, wie wir es möchten, und, und, und. Diese fordernde Haltung zeigt sich nicht nur in der Art, wie wir uns ausdrücken, sondern auch, wie wir zuhören. Doch aufgrund unserer fortwährenden Erwartungen lassen wir uns auf die Person, die vor uns ist, nicht vollständig ein: Wir schauen sie nicht wertfrei an und haben kein wirklich offenes Ohr für sie.
Dabei schaffen wir nur durch eine mitfühlende, nicht wertende Haltung jenen Raum, in dem der andere sich anerkannt und geliebt fühlt, in dem wahre Begegnung möglich ist. Je mehr wir einen anderen Blick entwickeln, eine andere Art zuzuhören und den feinen Schwingungen des Unausgesprochenen lauschen, erkennen wir, wie einzigartig, wie speziell unser Gegenüber ist, und verbinden uns mit seinem inneren Wesen.
Wir sind gänzlich präsent, einfühlsam, verbunden und verwandeln jeden Augenblick und jede Begegnung in ein Fest der Liebe – ganz im Sinne von Meister Eckhart: „Immer ist die wichtigste Stunde die gegenwärtige; immer ist der wichtigste Mensch der, der dir gerade gegenübersteht; immer ist die wichtigste Tat die Liebe.“
Anne Devillard
und das Redaktionsteam von NATUR & HEILEN