In der Werkstatt des göttlichen Uhrmachers
Pschosomatik: Der Körper und die Macht der Gedanken

Wenn uns die Galle plagt, der Magen drückt, die Nase läuft – sind wir da nicht beim Arzt besser aufgehoben als bei einem Poeten? Der Lyriker mag uns auf den Flügeln der Phantasie mitnehmen und auf einem fliegenden Teppich aus wohlgesetzten Worten hinwegtragen, aber doch sicher nicht kurieren? Wenn wir uns da nur nicht täuschen. Man denke etwa an Justinus Kerner (1786–1862), den Dichterarzt aus Heilbronn. Er hat erstmals das Johanniskraut als Mittel gegen Depressionen beschrieben, eine Entdeckung, die erst heute richtig gewürdigt werden kann. Und rechtzeitig zum 200. Todestag von Friedrich Schiller ist man darauf aufmerksam geworden, dass der große Dramatiker und Balladen-Dichter zu den “Vätern der Psychosomatik” zählt. Als ausgebildeter Arzt hat er vor genau 225 Jahren eine ganz moderne Form der Leib-Seele-Medizin begründet, die gerade in unseren Tagen Anlass zu großen Erwartungen gibt.
Auch bei den Krankheiten kann man große, mehr oder weniger deutlich abgegrenzte Epochen unterscheiden: Zuerst dominierten Infektionsleiden. Sie verkürzten noch das Leben unserer Urgroßeltern ganz empfindlich, ob nun durch unkontrollierbare Wundinfektionen oder Pocken, Tuberkulose, Pest, Typhus, Ruhr, Cholera, später dann Syphilis und viele andere mikrobiell verursachte Übel. Dann schloss sich – still und leise in Verbindung mit dem Aufkommen der[…]