Klostermedizin
Wer die medizinische Entwicklung zurückverfolgt, dem begegnen bei seiner Spurensuche zahllose Tempel, Klöster und andere Zentren des religiösen Lebens. Der Dienst an Hilfsbedürftigen und Kranken galt allerdings nicht nur im christlichen Abendland als ein Dienst an Gott. Fürsorge und Krankenpflege war vielmehr in allen Kulturkreisen religiöse Pflicht, Medizin und Geistlichkeit untrennbar verbunden. Und so sammelte sich im Laufe der Jahrhunderte, nicht nur in den Klöstern Europas, ein umfangreiches medizinisches Wissen an: Hinter ehrwürdigen Klostermauern und zwischen den Deckeln klosterärztlicher Schriftsammlungen schlummern Schätze an bewährten Heilkenntnissen. Ein Erbe, das nicht nur historisch, sondern auch für die moderne Medizin von großem Interesse ist.
Mit dem Zerfall des Imperium Romanum und den darauf folgenden Jahrhunderten des kulturellen Stillstands drohten auch die immensen naturwissenschaftlichen Kenntnisse der Antike für immer verloren zu gehen. Das aus den Trümmern des untergegangenen Weltreiches erstehende europäische Mönchtum hat entscheidend dazu beigetragen, dies zu verhindern. Denn die Klöster sammelten, kopierten und bewahrten alles, was an Schriftwerk aus der kulturellen Blüte vor[…]