Kinderseelen unter Krankenhaus-Stress
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Fast zwei Millionen Kinder kommen jährlich ins Krankenhaus. Nicht wenige von ihnen müssen für längere Zeit dorthin, beispielsweise zur Therapie von Krebs, Rheuma und anderen schweren Erkrankungen. Für sie stellt der Krankenhausaufenthalt eine enorme Belastung dar.
Nicht nur, dass die Kinder für längere Zeit aus ihrem häuslichen Umfeld herausgerissen werden, auch die Tatsache, sich täglich mit Krankheit, Therapie und Schmerzen auseinandersetzen zu müssen, bleibt nicht ohne Folgen. Die Kinder verlieren oft viel von ihrer ursprünglichen Fröhlichkeit, einige von ihnen zeigen depressive Symptome. Sie leiden dann an so genanntem Hospitalismus, ein Begriff, den man volkstümlich am besten mit „Krankenhaus-Macke“ übersetzen kann.
Besonders hart betroffen sind Kinder im Alter bis zu fünf Jahren. Denn ihnen fehlt noch die Einsicht in die Zusammenhänge des Krankenhauslebens. Viele von ihnen geben ihre inzwischen erworbene Selbständigkeit auf und fallen in vorherige Entwicklungsstufen zurück. Oft zeigen sie sich trotzig, verweigern die Mitarbeit bei der Therapie und bei alltäglichen Abläufen wie Waschen und Essen. Mitunter lässt sich aber auch eine „depressive Demut“ beobachten, in der Kinder verstummen und apathisch alles über sich ergehen lassen.
Demgegenüber zeigen sich Kinder jenseits der fünf Jahre gerne als „coole Helden“, denen nichts und niemand etwas anhaben kann – ein Verhalten, das vor allem Jungen gerne an den Tag legen, das aber mehr Schein als Sein ist. Denn es zeigt sich immer wieder, wie sehr dann diese Helden doch wieder Kinder sind und Trost brauchen.
Eine Fülle von psychischen Problemen also, die freilich in deutschen Kliniken immer noch wenig berücksichtigt werden. So werden immer noch fast die Hälfte aller Kinder in Erwachsenenabteilungen gelegt. In den letzten Jahren zeigen sich jedoch wenigstens Tendenzen, die minderjährigen Patienten bedarfsgerecht zu behandeln. So wird ihr Krankenhausalltag an einigen Kliniken durch angenehme Höhepunkte wie etwa eine „Clownsprechstunde“ aufgelockert. Auch stieg die Rate der teilstationären Leistungen, Kinder mit chronischen Erkrankungen können also öfter als früher während der Behandlung nach Hause gehen.
Nichtsdestoweniger bleiben es vor allem die Eltern, die ihrem Kind den Aufenthalt im Krankenhaus erleichtern können. So sollten Vater oder Mutter generell versuchen, sich zusammen mit ihrem Kind im Krankenhaus einzuquartieren. Das Gesetz sieht vor, dass die Klinik ein Elternteil kostenfrei mit aufnimmt, wenn der aufnehmende Krankenhausarzt die Anwesenheit einer Begleitperson „aus medizinischen Gründen“ für notwendig erachtet. Die entsprechende Empfehlung des einweisenden Kinderarztes ist also für das Krankenhaus nicht verbindlich.
Ratsuchende Eltern können sich erkundigen bei:
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