Mittelohrentzündungen: Antibiotika bringen nur wenig
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Gerade wenn das Wetter nass und unbeständig wird, kommt es bei Kindern immer wieder zu Mittelohrentzündungen. Die Betroffenen klagen darüber, dass sich ihr Ohr voll anfühlt und schmerzt, manchmal gesellt sich auch noch Fieber und Ohrensausen hinzu. Geht man mit ihnen zum Arzt, wird meistens ein Antibiotikum verschrieben. Doch diese Therapie ist wohl überholt.
Ein Forscherteam der Universität Witte/Herdecke sichtete nämlich das Studienmaterial zu diesem Thema, und kam zu dem Schluss: „Die hierzulande übliche Verordnung von Antibiotika bei einer Mittelohrentzündung ist nur wenig gerechtfertigt.“ Denn es mangelt an echten Beweisen, dass die chemischen Bakterienkiller wirklich den Krankheitsverlauf abkürzen können. Was nicht wundern darf, da fast die Hälfte aller Ohrenentzündungen durch Viren ausgelöst werden, die überhaupt nicht auf Antibiotika ansprechen. Andererseits besteht ein großes Risiko, dass die Bakterien eine Resistenz gegen Antibiotika aufbauen und sich dadurch später, wenn es wirklich drauf ankommt, widerstandsfähig gegenüber Antibiotika zeigen.
Dabei gibt es durchaus Alternativen aus der Naturheilkunde. Bewährt hat sich beispielsweise eine Kombination aus Sonnenhut, Kamille, Blutwurz und schwarzem Holunder. Sie zeigte in einer klinischen Studie ähnliche Erfolge wie Antibiotika, allerdings ohne deren Nebenwirkungen.
Forscher der Columbia University in New York entdeckten zudem, dass Ohrenentzündungen bei Kindern seltener auftauchen, wenn man sie mit Fischöl- und Multivitaminzubereitungen, insbesondere Vitamin C, versorgt. Erklärbar wird dieser Effekt dadurch, dass beide Substanzgruppen eine Schlüsselrolle in unserem Immunsystem spielen. Fraglich ist allerdings, ob die Öl-Vitamin-Kombination auch dann noch hilft, wenn die Erkrankung bereits ausgebrochen ist. Immerhin gelang es chinesischen Wissenschaftlern bereits, eitrige Ohrenentzündungen mit Hilfe von Walnussöl in den Griff zu bekommen – und dieses glänzt ja ebenfalls, wie Fischöl, mit seinem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren.
Aber auch alte Hausmittel können helfen. Wie etwa der Zwiebelwickel, der schon seit Jahrhunderten in der Volksmedizin eingesetzt wird, und das mit großem Erfolg: Ein bis zwei Zwiebeln klein hacken, gut zerreiben und auf zwei Tücher verteilen. Dann die Tücher zusammenfalten, jeweils auf ein Ohr legen und schließlich mit einem Schal um den Kopf „festgurten“. Die Wirkung der Zwiebelwickel erklärt sich vermutlich aus den antibiotischen Schwefelverbindungen, die sich in dem scharfen Knollengewächs befinden.
Für einen anderen Hausmittel-Trick, ein paar Tropfen Essig ins schmerzende Ohr zu träufeln, existiert sogar eine klinische Studie der Universität Seoul. Die Wissenschaftler träufelten 15 Patienten mehrmals täglich einige verdünnte Essigtropfen ins Ohr, und verglichen ihr Wohlergehen mit 15 Patienten, die per antibiotischer Ohrenlösung behandelt wurden. Drei Wochen später waren die Essig-Anwender komplett beschwerdefrei, die Heilungsquote bei den Antibiotikum-Probanden lag hingegen nur bei 65 %.
Manchmal hilft es auch, vor allem bei Ohrenschmerzen durch kalten schneidenden Wind, ein paar angewärmte Tropfen Johanniskrautöl (Rotöl) auf einem kleinen Wattebausch in den Gehörgang zu geben.
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