Pestwurz – schädliche Nebenwirkungen?
Antwort
Die Pestwurz wird seit Jahrtausenden als Heilpflanze verwendet. Aus Grabfunden im Hallstätter Salzbergwerk weiß man, dass bereits die Kelten mit der Pestwurz Kranke behandelten. Dies war durchaus zweckmäßig, denn Untersuchungen in modernen Labors bestätigen die Heilkraft dieser bei uns weit verbreiteten Pflanze. Im Rahmen einer randomisierten Doppelblindstudie wurde nachgewiesen, dass der Einsatz eines aus den Wurzelstock-Inhaltsstoffen hergestellten Präparats bei 77 % aller Versuchspersonen zu einer deutlichen Besserung bei Migräne führte. Die Studie wurde von Prof. Dr. Werner Großmann, Leitender Oberarzt der Abteilung für Neurologie des „Städtischen Krankenhauses München-Harlaching“ und Dr. H. Schmidramsl vom „Krankenhaus für Naturheilverfahren“ in München durchgeführt.
Von insgesamt 60 PatientInnen (Durchschnittsalter 28,7 Jahre) hatten 33 Kapseln mit dem Pestwurzextrakt und 27 ein Scheinmedikament erhalten. Das Ergebnis: 25 der 33 Frauen und Männer, die das Originalpräparat erhielten, gaben eine deutliche Besserung der Beschwerden an. Von den Patienten, die das Scheinpräparat erhielten, spürten nur 11 von 27 eine Besserung ihrer Symptome. Nebenwirkungen waren bei niemandem zu verzeichnen.
Verantwortlich für die positiven Wirkungen, auch bei Menstruationsbeschwerden, ist das vorwiegend im Wurzelstock konzentrierte Petasin. Es ist vor allem für die schmerzlindernde und krampflösende Wirkung der Pestwurz-Extrakte verantwortlich. Nach der erwähnten Studie greifen Petasin und andere Inhaltsstoffe in die so genannte Leukotrienen-Synthese des menschlichen Körpers ein.
Leukotriene sind Gewebshormone, die in den weißen Blutkörperchen beim Abbau von Fettsäuren entstehen. Schon in geringsten Mengen wirken sie als Vermittlerstoff bei Entzündungen bzw. allergischen Reaktionen. In der Folge kommt es dann zu einer lang anhaltenden Kontraktion der glatten Muskulatur, insbesondere in den Bronchien und in den Gefäßen. Außerdem erhöht sich die Durchlässigkeit der Gefäßwände, was eine „Auswanderung“ der Entzündungszellen in das umliegende Gewebe nach sich zieht (wie etwa beim Asthma bronchiale).
Bei Migräne spielen weitere Faktoren eine Rolle, die noch erforscht werden.
Aus Pestwurz hergestellte Tees waren – wie auch entsprechende Huflattich-Zubereitungen – ins Gerede gekommen, weil Spuren von Pyrrolizidin-Alkaloiden entdeckt wurden, die gesundheitsschädlich sein könnten. Aus diesem Grund wurde von der Zubereitung von Tees aus selbst gesammelten Heilpflanzen abgeraten. Dies gilt aber nicht für standardisierte Präparate, die aus der Pestwurz hergestellt wurden. Mit modernen, inzwischen zum Teil patentierten Verfahren können für Fertigarzneimittel die umstrittenen Pyrrolizidin-Alkaloide entfernt werden, so dass sie überhaupt nicht nachweisbar sind oder unter einem gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwert von 0,1 Millionstel Gramm in der Tagesdosis liegen.
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