Pflanzenkraft für steife Gelenke
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Egal, ob an Knie oder Fuß, an Fingern oder Hüfte – Schmerzen an Gelenken gehören zu den weit verbreitetsten Beschwerden überhaupt. Bereits jedes fünfte Schulkind klagt unter gelegentlichen Gelenkschmerzen, etwa 1,5 Millionen Bundesbürger leiden unter mehr oder weniger schmerzhafter Arthritis, ab dem 35. Lebensjahr lässt sich bei jedem zweiten der Gelenkverschleiß einer Arthrose nachweisen. Deutsche und amerikanische Ärzte begegnen diesen Problemen meistens mit so genannten nichtsteroidalen Antirheumatika wie etwa Diclofenac und ASS (Acetylsalicylsäure). Deren Vorteil: Sie sind relativ preiswert und enthalten, wie ihr Name schon sagt, keine riskanten Kortisonsteroide. Ihr Nachteil: Sie attackieren die Schleimhäute des Verdauungstraktes. In den USA schätzt man, dass pro Jahr etwa 16500 Arthritis-Patienten durch die nichtsteroidalen Arzneien zu Tode kommen.
Gründe genug also, sich nach risikoärmeren Alternativen in der Behandlung von Gelenkschmerzen umzusehen. Hier setzten Mediziner in den letzten Jahren auch Hoffnungen auf Vitamin E. Erstens, weil man im Blut von Arthritis-Patienten niedrigere Vitamin-E-Pegel als bei Gesunden gefunden hatte, und zweitens, weil das Vitamin freie Radikale einfängt, denen in der Entstehung von Gelenkentzündungen eine Schlüsselrolle zugesprochen wird. Doch in einer aktuellen australischen Studie an entzündeten Kniegelenken zeigte sich ein Vitamin-E-Präparat als genauso wirkungsarm wie ein Scheinmedikament (Placebo), was zeigt, dass auch bei alternativen Schmerzmitteln manchmal Theorie und Praxis auseinander klaffen können.
Dafür existieren zahlreiche Belege, dass sich vegetarische Kost sowie die ausgiebige Zufuhr von Fischöl günstig auf die Entstehung und den Verlauf von Gelenkentzündungen auswirken: einerseits dadurch, dass sie das Körpergewicht reduzieren und dadurch die Belastung auf die Gelenke verringern, andererseits dadurch, dass sie den Entzündungsstoffwechsel auf „schmerzärmere“ Kanäle umleiten.
Aber auch Heilpflanzen haben Chancen. Bei Durchsicht der entsprechenden Studien kommt ein englisch-amerikanisches Forscherteam um Prof. Edzard Ernst zu dem Schluss, dass einige Kräuter „durchaus eine Alternative für Arthritis-Patienten“ sein könnten.
Für besonders ermutigend sei die Datenlage bei Weidenrinden– und Teufelskrallenextrakt sowie Cayennepfefferauflagen und einem Kombinationspräparat aus Goldrute, Zitterpappel und Esche. Keine der genannten Zubereitungen zeigte im klinischen Test sonderliche Nebenwirkungen, nur ausgesprochen selten wurden mäßige Verdauungsbeschwerden, Hautreizungen und Allergien beobachtet.
Auch Guggulu, ein zentrales Heilgewürz der Ayurveda-Lehre, sammelt in letzter Zeit Belege für seine Wirksamkeit bei Gelenkbeschwerden. Das indische Myrrhegewächs enthält so genannte Sterone und Terpene, die in den Entzündungsstoffwechsel eingreifen und bestimmte Substanzen daran hindern, schmerzhafte Gelenkschwellungen auszubilden. Wie effektiv dieser Mechanismus ist, belegt eine Studie der Southern California University an 30 Patienten mit Arthritis im Kniegelenk. Einen Monat nach Behandlungsbeginn konnten sie ihr Knie deutlich besser bewegen als zuvor, auch ihre Schmerzen waren zum Teil deutlich zurückgegangen. Man erhält Guggulu mittlerweile als Nahrungsergänzung auch in deutschen Apotheken.
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