STERN-Artikel Naturheilmittel
Antwort
In dem von Ihnen beigelegten STERN-Artikel über die kritische Betrachtung der Naturheilmedizin handelt es sich um eine Beurteilung verschiedener Naturheilverfahren aus schulmedizinischer Sicht.
Dieser Standpunkt muss deutlich werden, um die Tendenz des Beitrags zu verstehen. Die Aussagen sind vom naturmedizinischen Standpunkt aus anders zu beurteilen. Es ist einfach schlichtweg überheblich, das teilweise jahrtausende alte Pflanzenwissen rundweg zu verdammen und dessen tiefgreifende Hilfe für alle Wesen auf diesem Planeten zu ignorieren.
Es trifft allerdings zu, dass auch bei Naturheilmitteln sehr auf die Qualität (Anbau, Ernte, Verarbeitung, Zusammensetzung) geachtet werden muss, und dass vor allem jedes noch so harmlos wirkende Blatt oder Kraut eine Heilwirkung hat, die bei zu hoher Dosierung natürlich negative Wirkungen haben kann. Oft wird von unwissenden Konsumenten wahllos gemixt und (fast suchtartig) jedes neu angepriesene Naturheilmittel im Übereifer viel zu schnell ungeprüft ausprobiert – ob es nun passt oder nicht. Dass durch diese Unachtsamkeit “Unfälle” passieren, ist nicht zu verhindern. Hierin hat der Artikel Recht.
Auch wird zu wenig über die Risiken informiert. So stimmt es, dass bei zu hoher Dosierung
- Johanniskraut in den Leberstoffwechsel eingreift und die Wirkung anderer Medikamente stören kann;
- Ginkgo biloba tatsächlich zu Blutungen und Gerinnungsstörungen führen kann, wenn auch selten;
- Kava-Kava die Leber schädigen kann und deshalb nicht ohne zwingenden Grund verordnet werden sollte, wenn es nicht ohnehin bald verboten wird.
Die Ayurveda-Medizin ist ein Sonderfall (ebenfalls die Chinesische und Tibetische Medizin u. a.). Sie kann erst beurteilen, wer sich in das gesamte andersartige (Welt-)System eingedacht hat; auch hier sind einige Heilmittel nicht unbedenklich.
Produkte, die über das Internet bezogen wurden, sind zum Teil gefährlich, weil die Inhaltsstoffe des Heilmittels und dessen Verarbeitung nicht nachprüfbar sind. So enthalten sie nicht selten chemische Wirkstoffe (wie z. B. Cortison), erwecken aber den Eindruck, rein pflanzlich zu sein (vor allem asiatische Produkte fallen hier negativ auf).
Die Aussagen zur AFA-Alge sind nicht gesichert, hier stehen sich verschiedene Standpunkte kritisch gegenüber.
Empfohlen werden können also nur seriöse, auch bei uns zugelassene Produkte und Naturheilmittel, nicht jedoch Produkte aus unsicheren Quellen, vor allem aus dem Internet. Und bei längerem Gebrauch sollte immer der Naturarzt befragt werden, ob die Anwendung bedenklich sein kann.
Der STERN-Artikel warnt vor Risiken, die beim Gebrauch von Naturheilmitteln bedacht werden müssen; jedoch sollten Journalisten nur über Dinge berichten, die sie auch mit allen Sinnen selbst erfahren und verstanden haben, sonst können sie nur ein unreflektiertes Sprachrohr ihrer Auftraggeber oder irgendwelcher Klischees sein. Bedacht werden muss auch, dass mit der Naturmedizin immer mehr Geld zu verdienen ist, was der Pharmaindustrie wiederum abgeht. So ist es bestimmt lohnenswert, einen polemischen Artikel über die “gegnerische” Seite schreiben zu lassen, denn wenn der Leser dadurch verunsichert wurde, hat die Strategie doch hingehauen!
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