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Frauenheilkunde

Wie gefährlich ist eine Bauchhöhlenschwangerschaft?

Bei meiner Schwester wurde kürzlich eine Bauchhöhlenschwangerschaft festgestellt. Wie gefährlich ist sie und kann das Kind trotzdem ausgetragen werden?

Antwort
Auf der ganzen Welt soll es gerade einmal 100 Menschen geben, die nach einer Bauchhöhlenschwangerschaft geboren wurden. Und das liegt nicht nur daran, dass die Überlebenschancen einer solchen Schwangerschaft mit 1 zu 13 Millionen ausgesprochen niedrig sind, sondern auch daran, dass sich lediglich jeder zehntausendste Embryo in die Bauchhöhle verirrt. Denn Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter sind selten, und wenn, dann kommen sie eher im Eileiter vor als in der Beckenregion oder Bauchhöhle, im Gebärmutterhalskanal und Eierstock.
In der Regel beginnt die Schwangerschaft damit, dass die Eizelle nach ihrer Befruchtung den Eileiter passiert, um schließlich zur Gebärmutter zu gelangen, wo der Embryo reifen soll. Ist der Eileiter jedoch blockiert, wird ihre Wanderung unterbrochen: Es kommt zur Eileiterschwangerschaft. Findet das ausnahmsweise außerhalb des Eileiters befruchtete Ei den kurzen Weg vom Eierstock zum Eileiter nicht oder ist der Eileiter undicht, kann die Eizelle in den Bauchraum entweichen: Es kommt zur Bauchhöhlenschwangerschaft.
Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter sind zwar immer noch selten, doch in den letzten Jahren treten sie immer häufiger auf. In den USA hat sich ihre Anzahl in den letzten 30 Jahren verdreifacht, hierzulande sind sie für etwa 10 % der schwangerschaftsbezogenen Todesfälle verantwortlich. Womit auch deutlich wird, dass die “extrauterinen Schwangerschaften” für Mutter und Ungeborenes gleichermaßen lebensgefährlich werden können.
Das Risiko einer extrauterinen Schwangerschaft steigt nach Eileitererkrankungen, fehlgeschlagener Sterilisation, künstlicher Befruchtung, Endometriose oder durch ein Intrauterinpessar (Spirale). Als Ursache für die zunehmende Anzahl extrauteriner Schwangerschaften vermuten Wissenschaftler, dass es im Eileiterbereich öfter zu Infektionen kommt als früher. Was wiederum einerseits durch die zunehmende Verwendung von Verhütungsspiralen hervorgerufen wird, andererseits aber auch dadurch, dass Frauen öfter Abbrüche vornehmen lassen und ihren Sexualpartner wechseln. Das „Robert-Koch-Institut“ (RKI) warnt, dass in Deutschland etwa jede zehnte Frau über 14 Jahren mit Chlamydien infiziert sei, meistens ohne es zu wissen. Die besondere Heimtücke dieses Erregers besteht darin, dass er nicht nur die Flimmerhärchen angreift, auf denen die Eizelle in Richtung Gebärmutter schwimmt, sondern auch die Wände des Eileiters, wodurch er porös wird. Das RKI empfiehlt daher den Frauenärzten, ihren Patientinnen häufiger einen Chlamydientest anzubieten.
Das besondere Problem der Bauchhöhlenschwangerschaft besteht darin, dass sie anfangs ohne Symptome abläuft. Viele der betroffenen Frauen merken noch nicht einmal, dass sie schwanger sind, weil sich der Embryo in der Bauchhöhle zunächst ungestört entfalten kann.
Erste konkrete Verdachtsmomente bestehen, wenn die monatliche Blutung ausbleibt, sich allgemeine Schwangerschaftssymptome wie Übelkeit einstellen und Schmerzen im Unterleib auftreten, eventuell von Schmierblutungen begleitet, und der Arzt trotz positiven Schwangerschaftstests keine vergrößerte Gebärmutter vorfinden kann. Hinzu können Schwindel, Ohnmachtsneigung, allgemeines Unwohlsein und Spannungsschmerzen im Bauchraum kommen. Wegen der Gefahr innerer Blutungen kann der Zustand schnell lebensgefährlich werden. Vor allem bei einer Eileiterschwangerschaft kann es akut zu unkontrollierbaren Blutungen in den Bauchraum kommen, wenn der Eileiter aufgrund des wachsenden Embryos platzt. Einseitiger heftigster Schmerz ist hier das Leitsymptom. Weitere Hinweise gibt die Ultraschalluntersuchung oder eine Bauchspiegelung (Laparoskopie). Wenn die Schwangere keine Beschwerden oder nur leichte Schmerzen im Unterleib hat und keine Blutungen in der Bauchhöhle nachzuweisen sind, kann der Arzt bei ständiger Kontrolle ein paar Tage abwarten. Die Hälfte aller Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter enden von selbst, ohne dass eine weitere Behandlung notwendig wird. Das abgestorbene befruchtete Ei bzw. der Embryo wird vom umliegenden Gewebe resorbiert oder abgekapselt. Er sollte erst dann operativ entfernt bzw. medikamentös behandelt werden, wenn sich eine Blutung in der Bauchhöhle zeigt und die Frau unter starken Schmerzen leidet.

© 2006 NATUR & HEILEN, Beratungsservice

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