Die Gesundheit unserer Nieren

Zwei gut arbeitende Nieren sind eine wichtige Säule unserer Gesundheit, denn sie filtern unser Blut rund 300-mal am Tag und befreien es von Giftstoffen. Zudem regeln sie den Wasser- und Elektrolythaushalt im Körper. Das empfindliche paarige Organ reagiert sehr sensibel auf körperliche Belastungen wie Bluthochdruck, aber auch auf Emotionen wie Angst und Stress – diese Kombination macht es ihm nicht immer leicht, seinen Dienst optimal auszuführen. Was können wir tun, um unseren Nieren lebenslang zu guter Verfassung zu verhelfen? Unsere Nieren sind höchst diffizile Filterorgane und müssen während des gesamten Lebens bei Laune gehalten werden, damit sie bis ins hohe Alter gut funktionieren. Hoch spezialisiert halten sie tagtäglich in einem komplexen Vorgang unser Blut frei von harnpflichtigen, schädlichen Stoffwechselendprodukten und anderen Giftstoffen wie etwa Rückständen von Medikamenten. Die Filterleistung der Niere wird medizinisch als glomeruläre Filtrationsrate bezeichnet, kurz: GFR – ein Laborwert, den man im üblichen Blutbild bestimmen kann und der ein recht guter Seismograf unserer Nierengesundheit ist. Die GFR sagt also etwas über die Qualität und die einwandfreie Funktion des Blutfilters in unserem Körper aus und sollte bei einer regelmäßigen Vorsorge im Blick behalten werden, denn eine schwache Filterleistung der Niere muss nicht unbedingt zu Beschwerden führen und wird häufig erst spät bemerkt. Aufbau und Funktion der Nieren Wie sehen unsere Nieren aus? Man stelle sich eine handtellergroße, rotbraune Bohne vor – der Name „Kidneybohne“ kommt nicht von ungefähr, denn das englische Wort Kidney bedeutet „Niere“. Die beiden sehr gut durchbluteten Nieren rechts und links der Wirbelsäule sind etwa faustgroß, liegen ungefähr eine Handbreit über dem obersten Lendenwirbel, dicht unter dem Zwerchfell im hinteren Bauchraum und werden mit einer Fettschicht gut geschützt. Im Inneren sehen die Nieren aus wie eine Aneinanderreihung von kleinen Lotosblüten, die im Kern Aberhunderte von Staubblättern haben – in diesem Fall sind es jedoch die Nephrone, Filtereinheiten, von denen es etwa 1 Million pro Niere gibt und in denen der Harn gebildet wird. Ein Nephron besteht aus einem Nierenkörperchen mit einem feinen Gefäßknäuel (Glomerulus) und einem winzigen Harnkanälchen (Tubulusapparat). Die Nephrone sind vergleichbar mit den Poren eines Kaffeefilters. Sind die Poren sauber und durchlässig, fließt der Kaffee konstant und gleichmäßig in die Kanne. Ebenso hier: Geht es den Nephronen gut, produzieren wir am Tag ca. 1,5 bis 2 Liter Harn. Vorher findet jedoch ein komplexer Vorgang statt, der vor allem abhängig ist vom Blutdruck und der chemischen Beschaffenheit des Blutes: Im Nierenkörperchen startet die Harnproduktion, wenn aus dem Blut, das durch die Glomeruli fließt, ein wässriges Filtrat abtropft, das Primärharn genannt wird. Die glomeruläre Filtrationsrate GFR gibt an, wie viel Gesamtvolumen Primärharn pro Minute gefiltert wird. Rote und weiße Blutkörperchen, Blutplättchen sowie größere Eiweißmoleküle werden in den Kapillarschlingen der Glomeruli zurückgehalten. Der Primärharn durchläuft nun das Nierenkanälchen mit der Nierenschleife (Henle-Schleife), wo alle brauchbaren Stoffe wie Elektrolyte, Aminosäuren oder Glukose sowie Wasser wieder ins Blut zurückgeholt werden. Der Endharn mit allen harnpflichtigen Stoffen aus allen Nephronen wird im Sammelrohr eingesammelt, gelangt in das Nierenbecken und wird von dort als Sekundärharn über den Harnleiter Richtung Blase geschleust. Ist die Blase dann gefüllt, wird durch die Dehnungsrezeptoren dort ein Gefühl des Harndrangs ausgelöst. Der Urin besteht zu 95 % aus Wasser und daneben vor allem aus Harnstoff. Zudem entfernt der Körper Harnsäure, ein Endprodukt aus dem Fleisch der Nahrung, und Kreatinin, das im Muskelstoffwechsel entsteht. Schließlich enthält der Harn noch Phosphate, organische Säuren und Spuren von Hormonen, Vitaminen und Enzymen. So befreien die Nieren unser Blut von Abfallstoffen, während gleichzeitig wichtige chemische Verbindungen für unseren Körper zurückgewonnen werden. 5 bis 6 Liter Blut haben wir üblicherweise im Körper, und diese Menge wird in 24 Stunden viele Male auf diese Weise gefiltert. Würden die Nieren ihren Dienst einstellen, wären wir in kurzer Zeit innerlich vergiftet. Nierengesund – nur ohne Angst und Stress Was uns „an die Nieren“ geht, lässt sich im Prinzip in zwei Bereiche aufteilen: den physiologischen Bereich, vor allem den Wasserhaushalt sowie die Regulation des Blutdrucks, und den psychosomatischen Bereich, sprich das vegetative Nervensystem. Interessant ist, dass die Nieren direkt und ohne Umwege an den 10. Hirnnerv angeschlossen sind, den Nervus vagus – viel beachtet in der modernen Medizin. Die Stimulierung dieses Nervs führt zur körperlichen Entspannung. Um unsere Nieren zu unterstützen, ist also die regelmäßige Aktivität dieses beruhigenden, entspannenden Nervs unerlässlich. Der Volksmund weiß immer sehr genau, wovon er redet: „Das ist mir echt an die Nieren gegangen", heißt es etwa, wenn etwas tief die seelische Substanz belastet hat. Die Nieren stehen direkt mit unseren Emotionen in Verbindung: Stress, Trauer, Wut, Verzweiflung und Angst schlagen sich dort nieder. Nicht umsonst müssen Kinder häufig auf die Toilette, wenn es ernst wird in der Schule. Verantwortlich dafür ist das vegetative Nervensystem, das sofort mit physiologischen Reaktionen auf Stressreize antwortet: Der Sympathikus, der mobilisierende Teil des Vegetativums, wird aktiviert bei Angst und Stress. Bei Aufregung werden Stresshormone ausgeschüttet, die die Arterien verengen – und das wirkt sich direkt auf den Blutdruck aus: Dieser steigt. Die Folge ist eine erhöhte Filtration – und man muss häufiger Wasser lassen. Trinken ist gut, reicht aber nicht aus Darin liegt aber auch das Dilemma der Konstruktion, denn um den Filtrationsdruck stets konstant zu halten, hat die Niere ihre eigene, eingebaute Regulationsmethode für den Blutdruck – das sogenannte RAAS-System (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System), das aktiviert wird, wenn der Blutdruck aus der Nierenarterie aufgrund verschiedener Ursachen sinkt. Die Niere produziert dafür in bestimmten Zellen, dem sogenannten juxtaglomärulären Apparat, das hormonähnliche Enzym Renin, das zur Verengung der Arterien führt. Daraus erfolgt ein kleinerer Querschnitt der Adern bei konstanter Pumpleistung des Herzens (etwa 20 % der Herzleistung wird für die Nieren aufgewendet). Durch die Verengung der Arterien entsteht ein höherer Blutdruck, damit dieser in den Nierenkörperchen nicht absinken kann, denn das würde irgendwann ein Nierenversagen mit sich bringen. Und hier kommt vor allem der Wasserhaushalt ins Spiel: Wenn ich genug trinke, halte ich mein Blut flüssig und schaffe damit bessere Bedingungen für die Filtration in den Nieren, die dann im Wortsinn „flüssiger“ vonstattengeht. Trinke ich zu wenig, nimmt die Viskosität des Blutes zu, es wird dickflüssiger – der Druck in den Nieren muss dann durch das niereneigene RAAS erhöht werden, um das dickflüssige Gemisch noch filtern zu können. Die langfristigen Folgen sind gravierend: „Essenzieller Bluthochdruck“ heißt der Befund, Schäden an den Nephronen sind die langfristige Folge. Die Filtrationsrate bei Jugendlichen liegt bei etwa 125 ml/Minute, mit zunehmendem Alter geht sie rein physiologisch bis auf etwa 65 ml/Minute zurück. Unterschreitet der GFR-Wert diese Grenze, spricht man von Niereninsuffizienz. Der Wasserhaushalt – also die tägliche Trinkmenge – ist die erste Maßnahme, um die Nieren bei guter Verfassung zu halten. Die Faustregel lautet: 0,25 bis 0,3 Liter Wasser pro 10 kg Körpergewicht. Bei 70 kg sind es also 1,75 bis 2,1 Liter, bei 100 kg Gewicht 2,5 bis 3,0 Liter Wasser am Tag. Gemeint ist Wasser, nicht Kaffee und auch nicht Tee. Diese Faustregel gilt aber nur für die Grundversorgung. Bei Nierengrieß etwa sollten es am Tag 0,75 Liter mehr sein, um die Nieren durchzuspülen. Ungünstig ist jedoch, dass im Alter das Durstgefühl abnimmt. Das ist fatal, denn fehlendes Wasser holt sich das System dann aus den Körperzellen. Der Wassergehalt der Zellen nimmt jedoch mit dem Lebensalter sowieso schon drastisch ab – deshalb dehydrieren ältere Menschen so schnell. Ein weiteres Problem für ältere Menschen ist, dass Herzinsuffizienz und Niereninsuffizienz oft gemeinsam auftreten. Dann wird vom Arzt empfohlen, zur Entlastung des Herzens weniger Wasser zu sich nehmen. Dazu kommen oft Entwässerungstabletten. Eine ungute Situation, denn die Nieren werden trotz Vorbelastung noch mehr beansprucht. Trinken allein reicht also nicht, vor allem nicht im Alter. Es ist aber das Fundament der Nierenpflege. Empfehlenswert ist ein Mineralwasser ohne Kohlensäure, wenn möglich wohltemperiert auf Raumtemperatur. Pro Glas sollte man mindestens 0,2 Liter und höchstens 0,5 Liter auf einmal aufnehmen. Isotonische Getränke aus dem Getränkemarkt helfen, in Maßen genossen, dem Elektrolythaushalt und damit der Niere – übrigens tut das auch ein alkoholfreies Bier, aber eben nur eines am Tag. Was wir selbst für unsere Nieren tun können Mit einfachen Mitteln kann man selbst die Gesundheit der eigenen Nieren einschätzen und bei leichten Beschwerden auch behandeln. Besprechen Sie trotzdem alle Maßnahmen mit Ihrem behandelnden Arzt oder Heilpraktiker, bevor Sie etwas anwenden. Wir alle sind Individuen und brauchen daher auch individuelle Hilfen zur Gesundheitsförderung: 1. Unterstützende Naturheilverfahren Stets sollten Sie – ggf. neben der schulmedizinischen Behandlung – die Hilfe unterstützender Naturheilverfahren nutzen. Hier eine Aufzählung ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Beobachten Sie Ihren Urin. Gut ist, wenn er nicht streng riecht, klar und ungetrübt und nicht dunkel verfärbt ist. Gesunder Urin ist hell bis zitronengelb, er bildet keinen Schaum. Nutzen Sie Urinstäbchen aus der Apotheke, um Entzündungen, Infekte und andere Probleme möglichst früh zu erkennen. Wenden Sie sich dann sogleich an den Arzt. • Bewährte Heilpflanzen: - Tees aus Brennnessel, Goldrute, Lavendel und Wegwarte helfen bei Nierengrieß und pflegen das Nierengewebe und die Harnwege. - Ein Tee aus Goldrute und Bärentraubenblättern hilft bei latenter Übersäuerung (Spültee H7 von www.phytofit.de) und bei entzündlichen Harnwegserkrankungen. - Kamillenblüten- und Lorbeerblätter-Tee beruhigen häufig gereizte Harnwege. - Eine Kur mit einer Urtinktur der Goldrute (Solidago virgaurea Urtinktur von Ceres) unterstützt die Niere in ihrer Funktion, insbesondere wenn Beziehungsprobleme vorherrschen. Solidago comp. von Ceres eignet sich bei mangelhaftem Nierenfluss, Nierengrieß und zur Nierensteinprophylaxe. Bei beiden Präparaten bitte die geringe Dosierung beachten. • Lauwarmes Wasser mit etwas Natron oder einem Spritzer Zitrone (nicht zusammen) beugen calciumbedingten Nierensteinen vor. • Zu den anthroposophischen Mitteln, die die Niere gut in ihrer Funktion stärken, zählt die Kupfersalbe rot (Wala), mit der die Fußsohlen und die Nierengegend regelmäßig eingerieben werden können. Auch die Salbe Argentum metallicum praeparatum 0,4 % (Weleda) gehört zu diesen unterstützenden Mitteln. Sind schon Funktionseinschränkungen der Niere entstanden – oder auch zur begleitenden Medikation bei einer Nierenbeckenentzündung –, eignen sich die beiden Organpräparate von Wala: Renes/Cuprum (als Ampullen, aber mit speziellem Röhrchen trinkbar) oder Renes/Equisetum comp. (als Ampullen oder Globuli). Die Organpräparate sollten jedoch nur nach Absprache mit einem erfahrenen Therapeuten genommen werden. • In der Hildegard-Medizin wird zudem Wasserlinsen-Elixier mit Diptam-Pulver erfolgreich bei Nieren- und Blasenproblemen eingesetzt. • Wärme: Nieren lieben die Wärme und hassen die Kälte. Nutzen Sie einen Angora-Nierengurt über dem Unterhemd im Winter (dann kratzt er auch nicht). Eine mäßig Wärmflasche am Abend kann auch kleine Wunder vollbringen. Auch warme Fuß- oder Sitzbäder oder auch ansteigende Fußbäder, eventuell mit einem Sud aus Ackerschachtelhalm, wärmen den Körper und insbesondere die Nieren gut durch. • Mineralsalze und Vitamine: Zur weiteren Unterstützung kann man Magnesium, Kalium und Vitamin C als Nahrungsergänzung zu sich nehmen. Bitte nicht übertreiben! 2. Einstellung des Blutdrucks Der Arzt wird bei Bluthochdruck die üblichen Blutdrucksenker verschreiben. Da hartnäckiger, sogenannter essenzieller Bluthochdruck seine Wurzeln aber auch in der Dysbalance des vegetativen Nervensystems hat, sollte man folgende Hinweise zur Blutdruckregulation beachten: • Entspannung fördern: Den Tag mit Meditation, Gebet, Musik oder ggf. leichten Körperübungen beginnen, am besten frühmorgens. Bekannte Stressoren meiden – das sind vor allem Genussgifte wie Kaffee und schwarzer Tee (auch grüner Tee enthält viel Tein). Auf Nikotin und Alkohol am besten komplett verzichten, aber auch Lärm, Streit, lauten Orten und hektischen Terminen aus dem Weg gehen, wann immer möglich. • Homöopathie: Es ist möglich, mit homöopathischen Mitteln das Vegetativum zu modulieren, z. B. mit Neuro-Ginsan (Hanosan) oder Valerianaheel (Heel). Um das RAAS-System positiv zu beeinflussen, eignet sich Homviotensin (Homviora, Dr. Hagedorn). Fragen Sie darüber hinaus in der Apotheke nach bekannten und rezeptfreien Mitteln, die blutdruckregulierend wirken können. • Hildegard-Medizin: In der Hildegard-Heilkunde kommen noch der Petersilienwein und das Aronstab-Elixier dazu. Ersterer wirkt positiv auf Herz und Kreislauf aus, Letzteres hilft uns, den Alltag lockerer zu sehen, ganz ohne Suchtgefahr (aber Achtung: Es ist eine alkoholische Zubereitung). Gern kann man den Diptam als Pulver auch über Speisen (z. B. Jogurt) geben. Er ist ein „Adern-Freund“, der seine Wirkung im Inneren des arteriellen Systems entfaltet, genauso wie die Weißbeerige Mistel (Viscum album), z. B. als Urtinktur (Ceres) in Tee oder warmem Wasser. • Bachblüten: Bei akuten Blutdruckschwankungen kann kurzfristig auch die „Rescue-Mischung“ aus dem Reich der Bachblüten zur Blutdruckregulation erfolgreich eingesetzt werden. Die Niere ist ein stark beanspruchtes Organ, das lange Zeit keine Beschwerden macht, auch wenn es schon am Ächzen ist. Da daher viele Nierenerkrankungen erst sehr spät entdeckt werden, ist es notwendig, präventiv auch die Nierenwerte im Blut (v. a. GFR und Kreatinin) und Marker im Urin (v. a. Eiweiße) im Blick zu behalten. So können medizinische und naturheilkundliche Prophylaxe Hand in Hand gehen, damit unsere Nieren ein Leben lang ein starkes Paar bleiben. Joseph Carl Schneider Über den Autor Joseph Carl Schneider ist Heilpraktiker und führt eine Praxis für Naturheilkunde in Germering (www.namvita.de). Er hat sich u. a. auf die Hildegard-Medizin spezialisiert und macht Sendungen auf Radio Horeb über zahlreiche naturheilkundliche Themen.

Der Artikel "Die Gesundheit unserer Nieren" ist Teil der Audio-Ausgabe September 2023

Die Gesundheit unserer Nieren

Trinken allein reicht nicht!

Editorial September 2023 · Die Kraft der Selbstachtung · Oligotherapie · Visuelle Wahrnehmungsstörungen · Die Gesundheit unserer Nieren · Die potente Heilwirkung von Olivenblättern · Selbstliebe · September 2023 – ChatGPT · PLUS: Die komplette Ausgabe in einem Track

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