
Liebe Leserin, lieber Leser,
In einer Welt wie der unseren, die leistungsorientiert ist, sind wir geneigt, alles zu unternehmen, um noch perfekter den immer weiter steigenden Anforderungen zu entsprechen. Selbstoptimierung lautet die Devise einer Gesellschaft, die Ehrgeiz, wirtschaftliches Management und Funktionieren über emotionale Entwicklung und Selbstentfaltung stellt.
Die Anforderungen, die an uns Erwachsene, aber auch an unsere Kinder gestellt werden, halten uns in einem Korsett von Pflichten und Erwartungen gefangen, das nicht leicht zu sprengen ist. Wer dies aber wagt, erlebt sich kreativer, schöpferischer, lebendiger. Das erfahren Kinder bei Abenteuerspielen in der Natur, bei denen sie ihre Neugier, Begeisterung und Experimentierfreudigkeit ausdrücken und sich uneingeschränkt entfalten können.
Das erleben aber auch wir Erwachsene, wenn wir den Himmel und die Wolken in nie dagewesenen Formationen beobachten und darin versinken. Wir leben in der Regel den ganzen Tag, ohne innezuhalten und uns über etwas zu wundern, und lassen auch nachts nicht los, denn selbst unser Schlaf steht unter dem Diktat der Optimierung. Wenn wir die Muße wiederentdecken und uns Augenblicke des Nichts-Tuns gönnen, entwickeln wir ein neues Gespür für die Zeit – nicht die getaktete Zeit der Uhren, sondern die Zeit des Überflusses der Gegenwart, der da ist, sobald wir uns treiben lassen und den Sternenhimmel anschauen.
Anne Devillard
und das Redaktionsteam von NATUR & HEILEN