Cystus-Sud und Backäpfel bei Halsschmerzen
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In der durchschnittlichen Hausarztpraxis sitzen etwa 300 Patienten pro Jahr, die über Halsweh klagen. In den meisten Fällen lassen sich Halsschmerzen jedoch auch durch einfache Maßnahmen selbst behandeln. Denn bei Erwachsenen werden sie in etwa acht von zehn, bei Kindern sogar in neun von zehn Fällen von Viren ausgelöst, die ohnehin nicht auf rezeptpflichtige Antibiotika reagieren und immer noch viel zu schnell verschrieben werden.
Besonders beliebt sind auch antibiotische und schmerzhemmende Lutschpastillen. Ihr Einsatz ist jedoch problematisch: Der ständige Lutschreiz täuscht lediglich eine schmerzlindernde Wirkung vor, die oft gar nicht existiert. Im Falle der antibiotischen Pastillen besteht außerdem – wie bei antibiotischen Medikamenten zum Schlucken – das Risiko einer Resistenzentwicklung. Lokale Schmerzhemmer wie Benzocain und Lidocain bergen zudem ein gewisses Allergierisiko.
Besser ist es also, man beschränkt sich beim Lutschen auf Salztabletten. Sie sorgen in Hals und Rachen für ein Milieu, in dem sich schädliche Keime nur schwer entwickeln können.
Am besten helfen Sie Ihren Kindern, indem Sie deren Abwehrsystem kräftigen. Kneipp-Experte Dr. Bernhard Uehleke von der Charité in Berlin empfiehlt bei den ersten Anzeichen von Halsschmerzen die Anwendung von ansteigenden Fußbädern. Dazu werden die Füße in ein Gefäß mit 37 ° warmem Wasser gestellt, anschließend lässt man schubweise heißes Wasser zulaufen, bis die Erträglichkeitsgrenze erreicht ist. Ziel dieser ansteigenden Bäder ist es, wie Uehleke erklärt, "über die Durchblutungsverbesserung an den Füßen reflektorisch zu einer verbesserten Durchblutung in den Nasen- und Rachenschleimhäuten zu kommen". Denn die Blutgefäße von Füßen und Atemwegen sind nervlich miteinander verbunden: Kalte Füße führen zu schlecht durchbluteten und damit infektanfälligen Atemwegen, warme Füße hingegen stabilisieren die Immunabwehr in Nase und Rachen.
Ebenfalls zu den traditionellen Anti-Halsweh-Maßnahmen gehören heiß-feuchte Halswickel. Diese Behandlung sollte allerdings auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sein, denn in manchen Fällen wird eine Therapie mit kalt-feuchten Halswickeln als angenehmer empfunden.
Ein Gemisch von Zwiebeln und Kandiszucker mobilisiert die Widerstandskräfte und wirkt über die Schwefelverbindungen der Zwiebel sanft antibiotisch. Die Zubereitung: Zwei Teelöffel Kandiszucker mit den zerkleinerten Stücken einer Zwiebelknolle in einem Liter Wasser zehn Minuten lang erhitzen, aber nicht kochen. Gut durchrühren! Schließlich die Zwiebelstücke abseihen und täglich zwei Gläser der verbleibenden Mischung trinken.
Ein traditionsreiches Hausmittel bei Halsschmerzen ist der aus Griechenland stammende Cystus-Sud, mit dem zweimal täglich gegurgelt wird. Dazu übergießt man einen Esslöffel Cystus-Kraut mit einer Tasse kochendem Wasser, das Ganze fünf Minuten ziehen lassen und abseihen. Es gibt aber auch den fertig gemischten Sud in der Apotheke. Seine Gerbstoffe machen die Schleimhäute im Rachenraum robuster gegenüber Infektionen und Umweltreizen, dadurch verkürzt sich der Krankheitsverlauf.
Bei Halsschmerzen mit Heiserkeit können Bratäpfel helfen. Dazu werden die Äpfel mit Honig übergossen und anschließend im Backofen gegart. Man isst sie, wenn sie noch warm, aber auch nicht mehr heiß sind. Die Pektine des Apfels wirken sanft antibiotisch und entzündungshemmend, und Honig galt schon in der frühen asiatischen Medizin als wirksamer Helfer gegen Infektionen des gesamten Atemtraktes.
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