Wetterfühlig: Jeder fünfte Deutsche ist betroffen
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Die Zeiten sind vorbei, in denen man Wetterfühligkeit als das Weh-Wehchen älterer und überempfindlicher Damen bagatellisieren konnte. Denn aktuelle Untersuchungen belegen, dass die Symptome der Wetterfühligkeit – Kopfschmerzen, Narben- und Gelenkschmerzen, Abgeschlagenheit, Erschöpfung und Schlafstörungen – viel mehr Menschen treffen können, als man ursprünglich annahm.
Laut einer Untersuchung der Universität München klagen über 20 % der Bundesbürger in starkem Maße über gesundheitliche Probleme im Zusammenhang mit dem Wetter, weitere 35 % halten ihre wetterbezogenen Beschwerden zumindest für lästig. Besonders schlimm ist es im Norden, wo sich fast zwei Drittel als wetterfühlig sehen. Dafür leiden im Süden etwa 30 % an Föhnbeschwerden. Jeder dritte Bundesbürger gab in der Studie an, dass ihm im vergangenen Jahr das Wetter wenigstens einmal so zusetzte, dass er seiner Arbeit fern bleiben musste. Alles andere als ein Bagatell-Problem also. Noch ist allerdings nicht endgültig geklärt, wie genau das Wetter biologisch unser Wohlbefinden beeinträchtigt.
Als gesichert gilt, dass die elektromagnetischen Wellen von Gewittern und herannahenden Tiefdruckfronten unsere Hirnaktivitäten beeinflussen und entzündliche Vorgänge im Körper verstärken können. Föhnfühlige Menschen neigen zudem stärker als unempfindliche Menschen zu Störungen im Hormon- und Mineralienhaushalt. Unklar ist aber weiterhin, warum bestimmte Menschen auf den Föhn mit Müdigkeit und Apathie reagieren, während andere eher umgekehrte Symptome zeigen wie etwa Unrast, Reizbarkeit und Muskelzittern.
In jedem Falle muss die Therapie der Wetterfühligkeit auf die jeweiligen Symptome des Betroffenen abgestimmt sein, es gibt also kein spezielles Medikament, das gegen alle Formen der Störung eingesetzt werden kann. So hilft Brennnesselextrakt, wenn sich unter Wettereinfluss die Schmerzen an den Gelenken verstärken. Kopfschmerzen lassen sich durch das Einmassieren von Pfefferminzöl an den Schläfen lindern, und gegen wetterbedingte Schlafstörungen und Stimmungstiefs helfen Johanniskrautextrakte, während Melissezubereitungen vor allem bei Kreislaufproblemen angezeigt sind.
Einige Heilpraktiker setzen bei Wetterfühligkeit außerdem auf Akupressur. Einer der entsprechenden Anwendungspunkte liegt am rechten Oberbrauch, eine Handbreit unterhalb der untersten Rippe, zwei weitere befinden sich jeweils links und rechts neben der Wirbelsäule im Nacken am Schädelrand. Dort wird mit den Fingerkuppen drei Minuten lang massiert, am besten morgens. Akupressur eignet sich vor allem dafür, Ermüdungen und Verspannungen zu vertreiben.
Als bewährtes Naturheilmittel gegen Föhnbeschwerden gilt der Ingwer. Seine Gingerole wirken als Gegenspieler zum menschlichen Botenstoff Serotonin. Entgleisungen im Haushalt dieses Hormons gelten als mögliche Auslöser für Verdauungsbeschwerden, Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit – und der Serotoninhaushalt reagiert sensibel auf Wetterumschwünge und Föhn.
Zur Anwendung von Ingwer kann man einen Teelöffel zermahlene Wurzeln mit einer Tasse kochendem Wasser aufbrühen, 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen und anschließend abseihen. Der Teeaufguss ist allerdings nichts für empfindliche Gaumen. Unproblematischer sind da sicherlich die entsprechenden Präparate aus der Apotheke, in denen Ingwer oft mit anderen Heilpflanzen wie etwa Weißdorn oder Ginseng kombiniert wird. Aber auch das Knabbern von Ingwerkeksen oder Ingwerschokolade kann bei Föhnbeschwerden hilfreich sein.
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