Die Biologie der Liebe
Interview von Bernhard Pörksen mit Humberto Maturana
Es war der Biologe Humberto Maturana, der – zunächst nahezu unbemerkt – vor rund 20 Jahren einen tiefgreifenden Wandel auf dem Gebiet der Neurobiologie in Gang setzte. Er verwarf das rationalistische Dogma von den objektiven Naturwissenschaften und eröffnete einen Dialog zwischen den Disziplinen, der heute unter dem Namen „Radikaler Konstruktivismus“ weltweit geführt wird. Die zentrale Erkenntnis Maturanas ist, daß unser Gehirn die Umgebung nicht einfach abbildet, sondern „konstruiert“, und somit „konstruiert“ der Mensch seine eigene Wirklichkeit. Maturanas Hauptinteresse gilt dem Verständnis der Wahrnehmung und seine Arbeit hat entstehen lassen, was er die „Biologie des Erkennens“ und die „Biologie der Liebe“ nennt.
Gemeinsam mit Bernhard Pörksen, Kommunikationswissenschaftler, erkundete er in wochenlangen Gesprächen, die jetzt unter dem Titel „Vom Sein zum Tun“ im Carl-Auer-Systeme-Verlag erschienen sind, die Grenzen unseres Erkenntnisvermögens und diskutierte über die Wahrheit der Wahrnehmung. Der folgende Text ist ein Auszug aus dem Interview, das Bernhard Pörksen mit ihm geführt hat. Pörksen: Viele Wissenschaftler sprechen, wenn sie von ethischen Fragen reden,[…]