Behindern Grapefruits den Medikamentenabbau im Blut?
Antwort
Einige Inhaltstoffe der Grapefruit gehen in der Tat Wechselwirkungen mit bestimmten Arzneimitteln ein. Insbesondere die in der Grapefruit enthaltenen Stoffe Naringenin und Bergamottin, die Cytochrom-P-450 in der Leber hemmen, können die Wirkung von Substanzen deutlich steigern, da der Abbau durch sie verzögert wird.
Was Sie aus der Zeitung zur Wirkung von Grapefruits auf Cytochrom-P-450 zitieren, ist also grundsätzlich korrekt. Bei dem Cytochrom handelt es sich um den chemischen Abkömmling von Häm; so bezeichnet man eine Gruppe eisenhaltiger Farbstoffe, die an vielen biochemischen Lebensfunktionen beteiligt sind, u. a. als Bestandteil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin.
Cytochrom-P-450 ist selbst kein Enzym, sondern wird als Co-Enzym an Enzym-Eiweiß angelagert; erst in dieser Verbindung können die Enzyme dann ihre Aufgaben erfüllen. Der Wirkstoff ist vielseitig, u. a. trägt er zur Bildung von Steroiden (wie Corticosteroide, die Hormone der Nebennierenrinde) bei und ist unentbehrlich zur Verstoffwechselung vieler Arzneimittel und körpereigener Hormone.
Angesichts dieser vielen Funktionen kann eine Blockade von Cytochrom-P-450 die Gesundheit erheblich belasten, z. B. die Produktion und den Abbau von Hormonen behindern oder eben dazu führen, dass sich die Wirkstoffe von Medikamenten im Organismus zu hoch anreichern, was das Risiko von Nebenwirkungen deutlich erhöht. Eine solche Hemmung oder Blockade des Co-Enzyms ist in der Tat auch durch Grapefruits möglich.
Allerdings bedeutet das nicht zwangsläufig, dass auf diese Früchte verzichtet werden muss. Zwei Faktoren bestimmen maßgeblich mit, ob Grapefruits der Gesundheit nützen oder zur Gefährdung führen: Häufigkeit und Menge des Grapefruit-Verzehrs sowie Dosierung und Dauer der Arzneimittel-Einnahme. Das heißt praktisch z. B.: Wer jeden Tag reichlich Grapefruits zu sich nimmt und gleichzeitig längere Zeit – vielleicht auch noch höher dosiert – Arzneimittel verabreicht, muss damit rechnen, dass sich die Wirkstoffe im Körper übermäßig anreichern und zu entsprechenden Nebenwirkungen führen. Im Rahmen einer abwechslungsreichen Kost spricht aber nichts dagegen, trotz der Medikamente ab und zu (bis zu etwa 3-mal wöchentlich) Grapefruits in der allgemein üblichen Menge zuzuführen. Wenn Arzneimittel nur vorübergehend verwendet werden, könnte in dieser kurzen Zeit ganz auf die Früchte verzichtet werden.
Allerdings hängt die Anreicherung von Arzneimittel-Wirkstoffen im Körper nicht allein von Cytochrom-P-450 ab. Vielmehr spielen dabei noch andere Einflüsse eine Rolle wie z. B. die Leber- und Nierenfunktionen. Sie sollten bei regelmäßiger Medikamenteneinnahme vorsorglich den Therapeuten befragen, ob bei Ihnen eingeschränkte Organfunktionen bestehen, und dann vorsorglich doch ganz auf Grapefruits verzichten, um das Risiko nicht zu erhöhen.
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